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zu Hause!

 

Wir waren wieder mit unserem Wohnmobil unterwegs. Wir aben eine kleine Winterflucht nach Spanien unternommen

Aktuelles

Wir haben umgesattelt.

- zumindest teilweise :-) 

 

2021 haben wir uns in Düsseldorf in ein Wohnmobil "schockverliebt". Nach 12 Monaten Wartezeit ist "MANNI" im August 2022 endlich angekommen. Nach ein paar Kurztrips in die Eifel, an die Mosel und nach Bayern ging es am 14.11.22 zum ersten richtigen WoMo-Urlaub gehen. Wer uns kennt, der weiß, dass das kein 0-8-15 Urlaub wurde. Wir lieben die Herausforderung und deshalb ging die erste Tour nach Norden durch Finnland und Norwegen. Denn wir hofften darauf die Polarlichter zu sehen. 

2023 folgte dann der zweite größere Urlaub, einmal die Moldau von der Quelle bis zum Zusammenfluß mit der Elbe.

 

Alles über unser neues Gefährt erfahrt ihr unter "Fahrzeuge", die ersten Touren stellen wir wie gehabt hier ein. Ihr findet die Tour en unter "Europa / *Polarlichter" und unter "Europa/*Moldau". Zukünftig sind alle Wohnmobil-Touren mit einem *gekennzeichnet.

 

Viel Spass beim Lesen

Julia und HaDi

F.A.T. - Stammtisch Westerwald

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Mehr als nur die Anreise nach Kasachstan

Und es geht mal wieder los……….

Heute, 14.05.2017 durften wir endlich wieder auf große Reise gehen. Hauptziel ist Kasachstan mit Astana, einem ausgiebigen Besuch der EXPO und dann das komplette Land.

Aber da muss man ja erst einmal hin. Deshalb haben wir uns heute vorgenommen ein paar km zu machen. 484km sind es geworden. Zum Glück ist unserer lieben Nachbarin Marianne aufgefallen, dass weder Wilson noch Nelson dabei waren. :0 n Was für ein Fauxpax!!!  Aber Dank Marianne, wurden die beiden in letzter Sekunde noch gepackt!!!!

Wir sind fast nur über Bundesstraßen gefahren, aber trotzdem war es eine bunte Mischung aus gut ausgebauten mehrspurigen Kraftfahrstraßen und kurvenreichen Strecken in wunderschöner Natur. Und vor allem bei traumhaftem Wetter – wer hätte das gedacht? Einige wenige dunkle Wolken sind harmlos, ansonsten gibt es zwischen 19 und 21 Grad perfektes Motorradwetter. Kurz vor dem Ziel sehen wir plötzlich und unerwartet das Ortsschild „Nebra“……und Julia freut sich – hier wurde die Himmelsscheibe gefunden. Deshalb ein kurzer Fotostop am Touricenter und weiter geht es bis Halle an der Saale. Hier gibt es ein günstiges IBIS-Budget und mit den ersten Gläsern Rotwein aus dem eigens angebauten 5l-Kanister (irgendwie wird die Ausstattung ständig optimiert) nimmt der Abend seine Vollendung *grins*

15.05.2017 (417km - Gesamt 901km)

Nachdem wir gestern Abend gegen 21:00 Uhr tief und fest eingeschlafen sind, waren wir heute natürlich unglaublich früh wach und on the road. Unser erster Stopp war bei Gurken-Paule im Spreewald. Echt klasse – super Wetter und dann noch nen Kaffee und Spreewaldgurken. Wir waren so begeistert, dass wir schnell noch 2 „Gurken 2 Go“ eingepackt haben, bevor es weiter ging. Da uns irgendwie das „Whiteline-fiever“ gepackt hat, haben wir heute wie auch gestern schon unglaublich Kilometer gemacht. Und das alles nur auf kleinen Straßen – der Osten Deutschlands und Polen sind so schön!!

Als wir gegen 13:00 Uhr an einer Tanke halt machten, fing es dann auch an zu regnen – bislang waren wir echte Wetterglücksschweinchen. Naja egal, wir stand überdacht auf dem Tankstellengelände und konnten ganz in Ruhe die Regenklamotten anziehen um dann die letzten 150km nach Posen zu huschen, (immer hart an der Regengrenze) wo wir nun mitten im Zentrum in einem sehr schönen Hostel sind. Die Motorräder stehen geschützt in einem Hinterhof und wir waren so früh hier, dass wir noch eine wunderbare Altstadtbesichtigung machen konnten. Posen ist ein Besuch wert! Dann noch ein paar Piroggen und ein Bier – das Leben meint es gut mit uns.

16.05.2017 – 421 km Gesamt: 1322km

Wir sind gegen 08:30 Uhr in Posen losgefahren – ohne Frühstück/ohne Kaffee… Nach ca. 80 km haben wir dann in Gniezno angehalten um zu frühstücken – übrigens auch ein wirklich hübsches Städtchen! Und wo ich jetzt gerade beim Loben bin: Die polnischen Frauen!!! Immer adrett gekleidet und hübsch gemacht. Fast alle tragen HighHeels – egal welches Alter! Es ist wirklich auffällig wie viel mehr die Frauen hier auf ihr äußeres achten … ich bekomme ein schlechtes Gewissen…

Wir finden eine kleine Bäckerei… innen drin ein paar Stühle und Tische. An einem sitzt ein offensichtlich sehr armer, vielleicht auch leicht geistig zurück gebliebener Mann, der jeden freundlich grüßt der hineinkommt. Er schlürft eine Suppe und bekommt eine süße Leckerei als Nachtisch. Bezahlen muss er nichts – man erkennt die Güte einer Nation daran wie sie mit den Bedürftigen umgehen. Ich lächle den Mann an, der immer weiter auf polnisch mit mir redet, obwohl es offensichtlich ist, dass ich kein Wort verstehe. Er lächelt zurück. Als wir nach Kaffee und Bagels gehen, bedanke ich mich auf polnisch bei ihm und winke – er freut sich. Nachdem wir die Motorräder aus einer Seitenstraße geholt haben, fahren wir an dem Cafe vorbei und der alte Mann steht draußen und winkt. Ich stehe in den Rasten und verbeuge mich – er freut sich total.

Fahrerisch ist der Vormittag eine Katastrophe. Wir fahren eine enge Landstraße – vor uns und nach uns LKW und PKW. Es wird  überholt und gedrängelt ohne Ende.  Echt nervig!! Erst am Nachmittag wird es besser. Wir fahren Richtung der Masuren. Am frühen Nachmittag machen wir eine Pause an einem feudalen Hotel/Restaurant an der Landstraße. Da trinken wir eine Cola, ein Wasser und essen eine große Gulaschsuppe und eine Rote-Beete-Suppe mit einer großen Krokette. (gerollter Pfannkuchen gefüllt mit Pilzen und Zwiebeln – das ganze paniert und frittiert. KÖSTLICH!!!)  Und alles zusammen hat dann 7 Euro gekostet!!!

Der Nachmittag ist fahrerisch viel schöner, auch wenn eine Baustelle in einer Stadt uns fast den letzten Nerv raubt, da die Umleitung – zumindest für Ortsunkundige – unter alle Sau ist! Nach ca. einer Stunde umherirren und suchen sind wir auf einer leinen Straße, die zumindest in die richtige Richtung führt. Völlig fertig kommen wir gegen 17:30 Uhr auf einen Waldweg, der dann in Richtung eines Campingplatzes führen soll, dessen Adresse mein Garmin nicht kannte und nur die Eingabe von Geo-Koordinaten ( N 53° 44‘ 10‘‘ E 21° 33‘ 45‘‘) uns führte… hätte das eine Warnung sein sollen ?!?

Ich mach es kurz. Der Campingplatz liegt an einem See mitten im Wald. Ich hätte nicht gedacht, das überhaupt noch etwas bewohntes zu finden ist nach den Kilometern durch die Einsamkeit im Wald – doch dann öffnet sich ein wunderbar gepflegtes Einod mit unzähligen Holzfiguren. Alles ist mystisch aufgemacht – gälisch anmutende Musik läuft. Männer versuchen eine riesige Holzfigur aufzustellen. HaDi hüpft wie ein junges Reh von seinem Motorrad und hilft den Männern die ca. 3 m große Statue aufzurichten und anzubringen.

Wir sind da. Welcome to Galindia!!! Einige Leute laufen hier mit Blumenkränzen im Haar herum – ein Mann trägt ein Tierfell – ein wirklich mystischer Platz. Wir stellen unser Zelt auf und ein riesiger, junger Neufundländer Rüde mit mittelbraunem Fall ist unser neuer bester Freund – liegt vielleicht auch daran, dass er direkt an meinem rechten Koffer  die zwei riesigen Salami gerochen hat. Es ist so wunderschön hier, dass wir spontan beschließen 2 Tage hier zu bleiben und den morgigen Tag dazu nutzen werden die Umgebung näher kennen zu lernen.

Ach: Unser Abendessen : 3 Große Bier, zwei fleischhaltige Abendessen: 20 Euro! Noch Fragen???

17.05.2017, 205km Gesamt 1527km

Das war wohl nix…….Nachdem HaDi alles von den Motorrädern abgebaut hat für den Tag ohne Gepäck und für den 2.Tag bezahlt hat kommt die Dame raus und erklärt, dass wir woanders unser Zelt aufbauen müssen…….wie bitte?   Sollen wir jetzt alles zusammen packen 200m weiter wieder aufbauen? Wir hatten schon am ersten Tag das Zelt auf ihren Wunsch umstellen müssen – und wir waren die einzigen Gäste!!!!  Aber sie ist unerbärmlich und als die Chefin kommt wird diese auch noch unverschämt! Also Geld zurück und alles zusammen packen – woanders ist es auch schön.

Trotz dieses Fehlstarts gönnen wir uns einen Tag in den Masuren. Wirklich eine wunderschöne Landschaft, einsam und gleichzeitig hier und da sehr touristisch. Wie zum Beispiel Mikolajki. Dort gibt es einen wunderschönen Yachthafen, eine hübsche Stadt und wir genießen Frühstück auf der Parkbank – Bäcker sind rar gesäht in Polen.

 

Aber danach werden wieder kleine Straßen erfahren, durch Wälder und Wiesen, über wunderschöne alte Alleen und natürlich immer wieder an kleinen und großen Seen vorbei. In dieser Gegend gibt es auch eine der größten Bunkeranlagen aus dem „dritten Reich“. Der kleine Mann hat gut und gerne 30! Bunker mit 7m dicken Betonwänden erbaut bevor er gen Russland ziehen wollte. Die „Wolfsschanze“. Gleichzeitig auch Schauplatz des knapp gescheiterten Attentats vom 20.07.1944 von Graf von Stauffenberg. Ein wirklich interessanter Ort, auch wenn versucht! wurde die Bunker zu sprengen, so kann dennoch man in die Überbleibsel hineinklettern und man bekommt einen Eindruck über die Gebäude. Gleichzeitig ist es aber auch ein bedrückender Ort wenn man die Geschichte im Hinterkopf hat ---- was wäre wohl gewesen wenn das Attentat funktioniert hätte…..????

Am Nachmittag zieht es uns dann weiter nach Osten und 20km vor der Grenze nach Litauen finden wir bei Suwalki einen wunderschönen kleinen Campingplatz. Hier genießen wir die Abendsonne mit Homemade Küche am Einplattenkocher J

Donnerstag, 18.05.2017 –  205km, Gesam 1731km

Unser kleiner Campground in Suwalki entpuppt sich als Juwel. Es ist alles bombig sauber und sehr, sehr ruhig. Als wir am frühen Morgen zusammengepackt haben kommt der Besitzer noch und verabschiedet uns. Er empfiehlt uns auf dem Weg nach Vilnius an der alten Hauptstadt Lettlands an zu halten: Trakai. Hier gibt es ein wunderbar gelegenes Wasserschloss und die Umgebung ist bezaubernd. Wir machen eine tolle Mittagspause und fahren dann weiter nach Vilnius. Hier hatte HaDi bereits ein Hostel gefunden, welches wir ansteuern wollten. Es liegt im Stadtteil Uzupis was wohl „Jenseits des Flusses“ heißt. Wir haben die Straße und die Hausnummer in das Navigationsgerät eingegeben, doch es ist nicht leicht zu finden. Nach ein bisschen hin und her gelingt es jedoch – das Hostel liegt in zweiter Reihe und der junge Mann am Empfang bittet und die Motorräder so neben den Eingang zu stellen, dass die Überwachungskamera sie mit beobachten kann. Außerdem bekommen wir das Zimmer, welches direkt hinter unseren Motorrädern liegt. Das Zimmer ist klein und sauber und Dusche und Toiletten sind auf dem Flur.

Zu Fuß sind es ca. ein km bis zur Altstadt. Das Wetter ist traumhaft und Vilnius eine unglaublich lässige und relaxte Stadt mit alt ehrwürdigen Gebäuden und vielen jungen Leuten. Die Altstadt ist die größte Altstadt von Europa, aber eben nicht nur alt sondern lebendig, gediegen und mit tollen modernen Geschäften. Wir finden ein Restaurant mit landestypischen Speisen. Wir können uns zunächst nicht entscheiden und wählen dann erst einmall die Vorspeisenplatte (für 3-4 Personen) und essen mal wieder viel zu viel von den Köstlichkeiten. Nebenher lernen wir, dass der Stadtteil in dem wir wohnen ein kleines autonomes Gebiet ist mit eigenem Präsidenten, Hymne und Verfassung. Der Art. 1 lautet: “Jeder hat das Recht am Fluss Vilnia zu leben und der Fluss Vilnia hat das Recht an jedem vorbei zu fließen.

Ein klasse Abend – wir fallen todmüde ins Bett.

Freitag, 19.05.2017 – 270km, Gesamt 2001km

Der Plan für heute lautet nach Lettland und möglichst nah an die russische Grenze zu fahren, damit wir Samstag genug Zeit für den Grenzübertritt haben ( letztes Mal hat die Einreise nach Russland 4 Std. gedauert!!!). Fast verzweifeln wir als wir auf 5km durch 7 Baustellen müssen mit Extra-langen unabgestimmten Schaltzeiten der Baustellenampeln…..

In Dagda einer Kleinstadt an einem kleinen Naturschutzgebiet im Dreiländereck zwischen Lettland, Weißrussland und Russland halten wir an und fragen nach einem Hotel. Ein junger Mann mit Freundin überlegt hin und her und bittet uns dann ihm nach zu fahren – er würde uns zu einem Hotel bringen. Wir entscheiden uns zu trennen. HaDi fährt den Mann hinterher und ich bleibe auf dem Parkplatz, relaxe und lese an den Schautafeln etwas über die Geschichte der Stadt. HaDi kommt nach einer Stadtrundfahrt mit 3 verschiedenen angeblichen Hotelstandorten wieder als kurz zuvor ein Streifenwagen neben mir parkte. Die Kollegen schauen erstaunt auf das Kennzeichen und scheinen sich zu wundern. HaDi war nicht erfolgreich. Obwohl der junge Mann von Pontius bis Pilatus mit ihm gefahren ist, hat sich kein Hotel gefunden. Ich nehme mir zwei NRW Polizeiabzeichen und spreche die Kollegen an – nein mit Englisch haben sie es nicht so – aber sie freuen sich über die Abzeichen und Hotel haben sie auch so verstanden. Kurzerhand fahren sie vor und keine 400 m vom Parkplatz entfernt weisen sie auf ein Gebäude welches wie eine alte, renovierte Kaserne aussieht „Hotel!“ sagt der eine. Wir grinsen, bedanken uns und HaDi muss das Zimmer erst bezahlen bevor er es sehen darf. 11Euro und 12 Cent ist der Preis für das Doppelzimmer (Toilette/Dusche auf dem Flur und Wifi inklusive).

Die Motorräder parken wieder im Sichtbereich der Kamera, denn man möchte nicht, dass etwas passiert.

Samstag 20.05.2017 – 328 km Gesamt 2329 km

Dagda ist ein komisches Nest. Auf Tafeln sind diverse Sehenswürdigkeiten angepriesen, doch nichts ist touristisch aufgearbeitet. Am Haus der Touri-Info sehen wir das jemand hinter der Gardine steht und uns anschaut – aber aufgemacht wird uns nicht. Es gibt kein Restaurant – keine Eiscafé, oder, oder… wir kaufen uns eine Dose Bier in einem Tante Emma Laden und trinken sie vor dem Geschäft auf zwei Campingstühlen in der Sonne. Danach gehen wir wieder in unser „Hotel“ und erledigen die Homepagearbeit und das Sichern der Daten / Fotos. Danach geht’s früh ins Bett, denn am nächsten Tag soll es ja über die russische Grenze gehen und wir wissen aus Erfahrung, dass man dafür viel Zeit einplanen sollte!

Wir kommen in Dagda früh los. Durch malerische Landschaften geht es immer haarscharf an der Grenze zu Russland gen Norden. Dann plötzlich gibt es keinen Teer mehr – die Straße wird zu einer wirklich gut befahrbaren wunderbar harten und breiten Schotterpiste, auf der wir alleine unterwegs sind. Plötzlich, nach ca. 30 km sehen wir einen getarnten  Geländewagen, ein Mensch in Uniform springt raus: „Bordercontrol!! Stopp!!“ Der erste Lette den wir treffen, der gutes englisch spricht. Wo soll es hingehen, wo sind wir her, Papiere etc.

„Es soll nach Russland gehen?!? Good luck!!“

…und wir dürfen weiter fahren.

Wir kommen gegen 09:20 Uhr an die Grenz zu Russland. Die Ausreise aus Lettland ist schon mal genauer, als wir es jemals erfahren haben. Der Grenzer wollte sogar die grüne Versicherungskarte haben! Die wollte noch nie jemand sehen! Aber gut, dass HaDi natürlich alles dabei hat! Danach kontrolliert der Grenzer unseren TÜV. „???“ Echt jetzt?? Hat er sich schon mal die lettischen Fahrzeuge angeschaut?!? Egal – alles ist ok und es geht weiter.

An der russischen Grenze werden wir freundlich von zwei weiblichen Grenzerinnen empfangen, die uns an allen wartenden Fahrzeugen vorbeilotsen und quasi zwischen den Fahrzeugspuren parken lassen. Das ist zwar sehr freundlich, hat aber den Nachteil, dass wir mit den Motorrädern nicht im Weg stehen und somit kein Druck besteht uns abzufertigen – ich merke wie ich schon wieder ins Grübeln gerate. Ich ermahne mich, es erst mal gut sein zu lassen und positiv zu denken. Die vielen Grenzen außerhalb Europas, haben mich echt eine negative Einstellung zu Grenzübertritten bekommen lassen. Wir sind innerhalb Europas echt verwöhnt!!!

Und es kommt wie es kommen muss: Der Zollbeamte, der für die Einfuhr der Fahrzeuge zuständig ist, ist ein unfreundlicher Furz, der uns mit der abfälligsten Mine, die man sich vorstellen kann jeweils zweimal pro Person die Einfuhrpapier im wahrsten Sinne des Wortes hinschmeißt. Das Formular kennen wir bereits, von der Ostseeumrundung im letzten Jahr. Guter Dinge füllen wir sie aus. Wieder beim Furz angekommen, gibt er sie mit einem Zungenschnalzen und Augenverdrehen zurück: falsch ausgefüllt (nach seiner Meinung) – noch mal. Wir bleiben ruhig – bislang liegen wir noch überdurchschnittlich gut in der Zeit – und füllen sie erneut aus. Danach wieder zum Furz. Diesmal gibt es angeblich ein Problem damit, dass beide Motorräder auf mich zugelassen sind. (Das hatten wir in Mexico schon mal!) – „Wir sind verheiratet!“ schummeln wir. Das ist ihm egal. Das geht nicht!

„Wir waren bereits 2 Mal in Russland mit den Motorrädern! Das war nie ein Problem!“

Ist ihm egal! Ich schnautze ihn an, ob die ganzen LKW die über die Grenze fahren auch jeweils den Fahrern gehören! Er versteht nicht ICH HASSE GRENZEN!!!!

Eine Frau kommt und sagt, dass ich HaDi eine formale Nutzungsübertragung für das Motorrad  unterschreiben muss und gibt uns ein Formular welches gänzlich in kyrillischer Schrift verfasst ist.  Ich spüre meine Halsschlagader, doch HaDi bleibt zum Glück ruhig und bittet die Dame uns beim Ausfüllen zu helfen, welches sie tut und das Formular danach dem Furz gibt.

Als der dann alles in den Computer eingibt wird er von jetzt auf gleich super freundlich. Er ergänzt Daten auf den Formularen  und hilft wo er nur kann, dann will er noch nicht mal, dass wir die Motorradkoffer öffnen und lässt uns vor allen anderen durch – wir dürfen nach Russland einreisen. Jetzt erklärt mir mal bitte, was da plötzlich den Sinneswandel verursacht hat? Konnte er erkennen, dass wir auf Einladung der IPA Kirov ein Visum bekommen hatten, oder das der Konsul von der russischen Botschaft in Bonn mit uns befreundet ist?? Das wäre dann doppelt schäbig!!

Wir fahren über eine super ausgebaute Straße direkt gen Osten und entscheiden uns erst mal Kilometer zu machen um dann in einer Stadt einen Geldautomaten zu suchen und zu tanken. Tanken klappt sofort – denn mit einer Kreditkarte kann man problemlos zahlen. Ein Geldautomat oder eine Bank ist schon mal schwieriger. Alle Straßen, die von dieser einen Straße gen Osten abgehen sind Sandpisten und die kleinen Dörfer haben nichts! Keine Bank, keinen Bankautomaten, kein Restaurant oder, oder. Nach einige Zeit kommen wir in eine Stadt, wo mein Garmin (Navigation) behauptet, es gäbe eine Bank. Der Ort erscheint trostlos. Leute die wir nach dem Weg fragen wollen drehen sich weg und antworten nicht. Ja was ist denn hier los. So kennen wir Russland nicht! Endlich erbarmen sich ein paar übergewichtige Taxifahrer und zeigen auf einen Supermarkt: “Bankomat!“ Da bekommen wir dann auch Rubel.

Es geht weiter auf der bombig ausgebauten Straße gen Osten. Dann wird eine Baustelle angekündigt, die sich über ca. 40 km zieht. Grausam! Insbesondere, da kilometerlang der Teer mit tiefen, schmalen Spurrillen abgezogen wurde und die Motorräder zwischen den ganzen LKW Seitwärtsbewegungen machen, die einem das Blut in den Adern stocken lässt. Mit den Kräften am Ende entscheiden wir nach insgesamt 328 km auf einen Campingplatz zu fahren. Der ist zwar mit 1000 Rubeln ( ca. 16 Euro) recht teuer, liegt aber sehr idyllisch an einem großen See und wir sind mal wieder die einzigen Gäste. Und so lassen wir den Abend bei einem Rotwein und dem Plantschen im See passieren.

Sonntag 21.05.2017 – 380 km Gesamt 2709 km              

Wir kommen wieder früh los. Ich bin sogar noch vor dem Kaffee schwimmen gewesen, doch merkte ich da schon, dass es viel kälter war, als noch am Vorabend. Eine komische Wetterströmung hat arktische Luft einströmen lassen. Die Temperatur sank von 26 Grad am Vorabend auf nur noch 10 Grad am nächsten Morgen! *brrr*

Wir geben Gas und fahren jeweils 100 km um dann zu tanken und/oder heißen Tee zu trinken. Gegen 13:00 Uhr fahren wir über den äußeren Autobahnring Moskaus. Ca. 90 km später sind wir am Ziel: einem kleinen Hotel in der Nähe des Kremels mit super Parkplatz für die Mopeten!

Wir navigieren übrigens mit „Openstreetmap“ und einem niederländischen Kartenanbieter, der kostenlos Straßenkarten für die verschiedensten Länder anbietet. Openstreetmap kannte in Moskau nur eine Straße. Aber: Alle anderen Straßen sind hinterlegt und so kann man, wenn man denn weiß wo das Hotel liegt, einen Punkt auf die karte setzen zu dem man dann navigiert wird. Im günstigsten Fall ist das dann in der Nähe wo man letztendlich hin möchte. HaDi schafft es diesen Punkt freihändig so zu setzen, dass wir ca. 30 m vom Hotel auf der richtigen Straße landen!! Unglaublich!!

Außerdem netzen wir noch „PocketEarth“ ein, eine App die uns 4,99 Euro gekostet hat und goldwert ist, denn sie hat alle Straßen, topografischen Karten etc. – man kann sie bedarfsgerecht wenn man im WLan ist herunterladen.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, nehmen wir Kontakt mit Alexander auf. Er ist ein Freund von einem Kollegen von HaDi. Er hatte angeboten uns Moskau zu zeigen. Er zeigt uns alles! Wir verbringen von 18.00 Uhr bis ca. 01:00 Uhr mit ihm und das obwohl er Montag, also ab 00:00 Uhr Geburtstag hat.  Eine super Stadtführung mit liebevoll ausgesuchten Örtlichkeiten und geschichtlichem Hintergrundwissen. Wir werden begleitet von weiteren Freunden von ihm. Und so sind wir am späten Abend eine lustige Truppe von 6 Leuten die lachend durch den nächtlichen Gorki-Park ziehen. Vielen Dank Alexander für diese wunderbare Moskau Sighseeing Tour!!

Montag/Dienstag 22/23.05.2017 – keine gefahrenen Kilometer  aber tierisch viele gelaufene Kilometer!

Wir schlafen bis nach 09:00 Uhr und nehmen uns Zeit, denn der gestrige Tag hängt uns in den Knochen! Die vielen Kilometer, das Kämpfen durch den Moskauer Stadtverkehr, die Kälte und dann die tolle, doch auch sehr anstrengende Stadttour zollen ihren Tribut und so gehen wir nach einem späten Frühstück ins GUM, das ehemaligst größte Kaufhaus der Welt und genießen den Vormittag. Danach fahren wir U-Bahn und bestaunen dieses fantastische Schienensystem tief unter der Erde Moskaus. Man muss es gesehen haben!

Ohnehin ist Moskau eine Reise Wert! Wir haben noch nie eine so sauberer Stadt gesehen! Es lungern keine zwielichtigen Personen rum – zu keinem Zeitpunkt haben wir das Gefühl Opfer von Taschendieben, oder, oder zu werden!  Die Fotos sagen sicher mehr als tausend Worte!

Morgen geht es in den Kreml………mal sehen ob Putin da ist :-)

….Putin war nicht da, oder wollte uns nicht begrüßen…..

Egal, der Kreml ist sehr interessant, insbesondere die „Rüstkammer“ mit Gold und Silber, Geschenken an die Zaren aus der ganzen Welt, die Waffen und die Kleidung und sehr sehr Sehenswert. Leider striktes und kontrolliertes Fotografierverbot! Für uns Reisende – Katharina die Große war auch sehr zügig und gut „motorisiert“ unterwegs. Sie ist mit Winterkutsche (Schlitten) bestückt mit 23 Pferden in 3 Tagen von St. Petersburg nach Moskau gereist. – tolle Leistung!

Danach waren wir noch im Park Probedy, dem Denkmal für den Sieg über die deutsche Wehmacht. Sehr groß, sehr Sehenswert. Vor allem hat die dortige U-Bahn die ehemals längste Rolltreppe der Welt mit 124m – seit 2011 abgelöst von St.Petersburg mit 132m.

Mittwoch, 24.05.2017 – 221km, Gesamt: 2930km

Endlich wieder auf zwei Rädern….aber wir müssen raus aus dieser Stadt. Der Durchmesser innerhalb des äußeren Autobahnringes beträgt gut und gerne 120km – also 60km bis wir halbwegs raus sind aus der Stadt – Wahnsinn……vergleicht diese Entfernung mal mit deutschen Städten.

Wir fahren in Richtung Osten und haben uns den „goldenen Ring“ mit seinen „White Monuments“ als Ziel gesetzt. Eigentlich wissen wir nicht genau was uns erwartet, aber es soll sehenswert sein. Dann sind wir doch überrascht. In Vladimir, einer größeren Stadt etwa 190km östlich von Moskau ist es wunderschön, die White Monuments sind weiße Kirchen und Klöster aus lange vergangener russischer Geschichte. Dies wird noch deutlicher in unserem Endziel der heutigen Etappe: Susdal.

Susdal mit seinen gerade mal 10.000Einwohnern ist ein Hammer – als eine der ältesten Städte Russlands ist es geprägt von mindestens drei Klöstern, davon eines noch aktiv, es gehörte zum Großfürstentum Vladimir-Susdal und war ewige Zeiten der Sitz der russischen Zaren und vorher sogar schon Macht- und Kulturzentrum bis zur mongolischen Invasion. Was man nicht alles lernt auf einer solchen Reise.

Donnerstag, 25.05.20017 – 182km, Gesamt 3112km

Kostroma ist anders als Susdal, größer, irgendwie anders und ebenfalls Teil des goldenen Rings. Wobei es am Wetter liegen mag - ein heftiges Gewitter stört unseren Rundgang – finden wir es bei Weitem nicht so attraktiv, auch wenn Wikipedia meint es sei eine der architektonisch reizvollsten Städte Russlands . Aber es liegt unmittelbar an der Wolga, und das ist Grund genug für einen Besuch. Wir finden ein Hostel direkt am Wolga-Ufer, dessen Betreiber und Bewohner wirklich nett sind. Kurz vor dem Gewitter versuche ich (HaDi) natürlich erst einmal das Bad in der Wolga……ich mag gar nicht beschreiben wie kalt dieser Fluß aus dem Norden hier ankommt – brrrrrrrrrr

Morgen geht es dann in die Wildnis – gute 600km bis Kirov wollen wir in 2 Tagen fahren, die Straße ist kleiner und die Städte haben selten mehr als 10.000 Einwohner, russische Dörfer sozusagen.

Der Abend hält noch eine Überraschung für uns vor. Die deutlich jüngeren Hostelbesucher und der Inhaber und ein Geschäftführer haben entschlossen uns „Ihr“ Kostroma und eine „Bikerkneipe“ zeigen. Es wird ein wunderbarer Abend mit viel Einblick in die russische Seele. Insbesondere Natscha gilt unser Dank – sie hat den ganzen Abend die Übersetzerin gemacht!

Freitag/Samstag, 26./27.05.2017 – 321km + 287 ,Gesamt: 3739 km

Jetzt sind wir da wo wir hin wollten….wirklich? Ja, wir wollten weg von den Hauptstraßen, rein ins ländliche Russland…..aber so? Bis nach Kirov sind es gute 600km über Nebenstraßen. Die Gegend ist wirklich schön, leicht hügelig, Seen und Flüsse, Wald bis an den Horizont und viele kleiner Dörfer, verlassene landwirtschaftliche Großbetriebe und eine Straße – oder doch eher ein Weg? Julia und ich beschließen die Straßen zu klassifizieren, von “1=TOP-Zustand“ bis „10=unsere Road of Bones“, wobei die 6 eine hervorragende Schotterpiste darstellt. Sagen wir es mal so…..auf den heutigen 321km waren es 21 km eine „1“, 50 km eine „4“, der Rest eine lockere „7-8“. Es hat uns und die Motorräder so heftig durchgeschüttelt, dass an meinem Kofferträgerhalter eine 10er Schraube abgerissen ist…..jetzt halten dort Kabelbinder alles zusammen – den Rest der Schraube konnte ich nicht rausbekommen….mal sehen ob ich irgendwo passendes Werkzeug finde, ansonsten muss es bis Deutschland mit Kabelbindern und Panzertape funktionieren. Fotos von den wirklich katastrophalen Straßenabschnitten haben wir keine, da selbst bei 30 km/h die ganze Aufmeksamkeit der Fahrbahn gelten musste.

Das Hotel am Wegesrand ist sehr günstig (DZ unter 20€, Abendessen mit 4 großen Bier für 16€) und die Damen sind super freundlich – russisch for runaways inclusive. Wir werden überrascht mit einem Frühstück. Jeder zwei Spiegeleier und Brot sowie Pfannkuchen mit Vanillesoße und Kaffee gehörten ebenfalls zum Hotelpreis – unglaublich!

Danach geht es los – unsere Sorge, dass die Straße nach Kirov ebenso schlecht ist, wie die nach Sharya ist unbegründet – die Straße ist in den meisten Teilen eine glatte drei. Leider ist die Temperatur von etwa 20 Grad gestern auf 7 Grad gefallen und im Laufe der Fahrt fängt es leicht an zu regnen und ein unangenehmer, starker Wind kommt auf. Uns wird immer kälter. Zum Schluss merke ich, dass meine Zähne unkontrollierbar klappern und ich Angst habe vor Kälte vom Motorrad zu fallen.

Kurz vor Kirov erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise. Von hieraus wird es immer weiter gen Süden gehen. Warum wir überhaupt nach Kirov fahren? Und dafür z.B. Kasan auslassen? Nun, uns hat immer wieder ein Kollege aus Russland eine Einladung für das notwendige Visum unsrer Russlandreisen geschrieben. Als Deutscher bekommt man nur ein Visum für Russland, wenn man von einem Russen eingeladen wird, oder man über eine Agentur geht und dann natürlich die Dienstleistung auch bezahlt. Nikolay  ist genau wie wir in der IPA (International Police Association). Für ihn war es eine Selbstverständlichkeit uns zu helfen. Deshalb war es uns ein Anliegen ihn persönlich kennenzulernen und uns zu bedanken. Als er hörte, dass wir nach Kirov kommen, hat er ein wunderbares Hostel ausgesucht und für uns gebucht. Dann hat er HaDi die Adresse geschickt die wir mit Pocket Earth gefunden haben – was uns entgangen ist, ist, dass der Straßenname den wir eingegeben hatten ganz leicht anders geschrieben war. Und so konnten wir unseren Augen nicht trauen, wir neben einer illegalen Müllbeseitigung das Hostel vermuteten. Das konnte nicht stimmen!

Nach ein paar mal Fragen später und mit HaDis Navigationskünsten haben wir dann die richtige Straße gefunden. Elena, unsere Hostelchefin begrüßt uns freundlich und wir bekommen sofort einen heißen Tee angeboten. Ich passe und bitte darum direkt duschen zu dürfen. Natürlich geht das und ich bin sehr glücklich über das große, saubere Badezimmer. Überhaupt ist das kleine Hostel klasse. Elena ruft Nikolay an, der wenig später kommt und mit uns eine Stadtrundfahrt macht. Kirov hat viel zu bieten. Wir sehen Kirchen, einen Jungbrunnen, in den wir hätten tauchen können ( 8 Grad) – das machen wir heute mal nicht, denn wir haben bereits den ganzen Tag gefroren. Danach schauen wir uns das tolle IPA Büro von Kirov an – hier gibt es 800 Mitglieder. Ganz Russland hat 3500 IPA Mitglieder – daran sieht man, wie viel Arbeit und Enthusiasmus hier in die IPA gesteckt wird!

Wir lernen Nikoleis Frau Oxana und seine kleine Tochter Eva kennen und gehen noch gemeinsam Abendessen – was für ein toller/Nachmittag und Abend.

Morgen soll es noch kälter werden. Wir überlegen zunächst noch einen weiteren Tag hier zu bleiben doch das Wetter soll sich weiter verschlechtern – zu der Kälte soll noch Regen kommen – da fahren wir dann doch lieber weiter.

Sonntag/Montag, 28/29.05.2017, 495km+95km, Gesamt: 4329km

Die Sonne scheint – 2,7Grad zeigt das Thermometer! Wir haben die Wahl: Heute weiter fahren und frieren oder morgen weiter fahren, frieren und nass werden, denn morgen soll es auch noch regnen….also machen wir uns auf den Weg nach Perm. Knapp 500km liegen vor uns, denn es wird unterwegs nichts außer Natur geben, wildes campen scheidet bei diesem Wetter und den Aussichten auf Regenschauer ebenfalls aus.

Es kommt so wie erwartet, es ist bitter kalt und den ganzen Tag wird es nicht mehr wärmer als 6Grad! Zwischendurch fängt es an zu schneien und am Wegesrand gibt es letzte Schneefelder. Wir frieren und kämpfen uns mit der Griffheizung und Zwiebelkleidung durch. Nach 180km, eigentlich zu früh zum tanken, halten wir an der ersten Tankstelle an, Sprit und Tee. Zwei Reisende aus Finnland halten auch kurz an, sie haben ein anderes Tempo – 900km pro Tag ist ihre tägliche Routine. Wir erfahren erst anschließend, dass es die letzte Tankstelle für 200km sein soll! Wegen der zwei Stunden Zeitverschiebung kommen wir erst um 21:00Uhr in Perm an, wo wir nach kurzer Suche ein günstiges Hostel finden und ins Bett fallen.

Am nächsten Morgen fahren wir zunächst zu einer angeblichen Motorradwerkstatt, habe ja noch das Schraubenproblem. Diese ist aber eher gruselig….also halten wir zufällig bei TOYOTA Perm an. Die Leute dort sind total freundlich und hilfsbereit. Natürlich helfen sie, sie lotsen mich in die Werkstatt – nein, meine Twin hat keine Warnblinkeranlage – und machen sich auf Lösungssuche. Wie selbstverständlich bekommt Julia im Showroom einen Kaffee und ich in der Werkstatt auch einen. Ruckzuck wird der Übeltäter ausgebohrt und der Kofferträger neu befestigt – und natürlich nicht mit meiner mitgebrachten Ersatzschraube, russische Schrauben sind besser! Bezahlen dürfen wir auch nicht, auch kein Trinkgeld, also gibt es eines unserer Andenkenkräuterliköre aus der Gepäckbox für Maksim. Danke für die tolle Hilfe! (kleine Anmerkung von mir: Julia: jede der Frauen, die da bei Toyota arbeitet, hätte sofort bei Heidi Klum einen Modelvertrag bekommen. Und die Highheels auf denen die auf dem Spiegelglatten Fliesenboden hin und her gehuscht sind, hätte Jorge (Hchorche) doof aussehen lassen!)

Danach machen wir uns auf den Weg nach Kungur. Hier gibt es eine Eis-Höhle die wir besuchen wollen. Vorher ins Hostel. Olga führt das Hostel und wir werden sogleich in die Familie eingeführt. Es ist wirklich schön und familiär, ihr Sohn bringt uns zur Höhle und erklärt uns den Rückweg mit dem Bus. Die Eishöhle ist der Wahnsinn. Wir haben das Glück um 15Uhr die Führung mit Licht- und Lasershow zu erleben. Der Führer erklärt enthusiastisch in 1,5 Stunden die Geschichte der Höhle – leider verstehen wir kein Wort. Aber Egal, die Bilder sind beeindruckend und hier gibt es nur einige wenige Fotos, den Rest zeigen wir auf unseren nächsten Dia-Shows! Die Höhle wurde Anfang des 18.Jh. entdeckt und ist mittlerweile für Touristen ausgebaut. Immer noch sind einige Teile nicht erforscht.

Im Hostel werden wir mit leckeren frischen Pirogi von Olga überrascht.

Dienstag, 30.05.2017

– 4634Km –

wir haben es geschafft

und die Grenze nach Asien überquert

Dienstag/Mittwoch, 30./31.05.2017, 329km – Gesamt: 4658km

Nachdem wir getankt haben und auch den Ölstand nochmal kontrolliert haben geht es los, über den Ural in Richtung Yekaterinburg. Die Straße ist mal so, mal so. Das ist überhaupt in Russland so eine Sache. Wir fahren so gut wie immer „rote Straßen“ auf unserer Landkarte bedeutet das „eine gut ausgebaute Straße“. Etwas schlechter/kleiner wären die gelben Straßen und nur Pfade, dann die „weißen Straßen“. Also alle Fotos die Ihr seht ist eine „gut ausgebaute Straße“. Da das nicht immer so mit der Realität überein kommt, weiß man eigentlich nie wie lang man von A nach B braucht. Heute ist das nicht so schlimm, denn für Yekaterinburg haben wir uns zwei Tage ein Hotel gegönnt und das Zimmer ist bis 18:00 Uhr reserviert.

Es ist weiterhin kalt und, was über den Tag noch mehr nervt: es ist sehr, sehr windig. Aus unserer Fahrtrichtung gesehen kurz vor Yekaterinburg werden wir die Kontinente wechseln. Unserer Motorräder werden das erste Mal auf dem asischen Kontinet rollen. „Der Gerrrrääht“ – unser Garmin hatte uns heute noch nicht verarscht und so kam, was kommen musste: Der Hinweis, das der Obelisk Europa/Asien Kontinentwechsel führt uns in den russischen Wald, zuerst über eine schlechte Asphaltstraße, die dann zur mittelschlechten Schotterpiste und dann zu einem guten Waldweg wird. Irgendwann stehen wir mittig im Wald an einer Art russischen Kleingartensiedlung. Ein freundlicher Mann, mit ganz viel Gold im Mund erklärt HaDi mit scheinbar blumigen Worten, dass man das Monument nicht verfehlen kann, denn es sei an der Autobahn, auf der wir waren, bevor „der Gerrrääht“ und in den Wald geschickt hat. Naja, egal – wir sind früh dran -alles eigentlich ganz lustig.

Wir fahren also wieder den ganzen Weg zurück und wieder auf die „rote Straße“ auf der wir zuvor waren. Ca. 20 km vor Yekatarinburg, kommt das Monument auch – aber auf der durch Leitplanken getrennten anderen Seite der Straße. Wir also die nächste Ausfahrt runter und wieder zurück. Leider kann man erst nach dem Monument wieder auffahren, was ja völlig sinnlos gewesen wären. Wir entscheiden, die Motorräder am Straßenrand zu parken und zu Fuß hin zu laufen. Vor Ort ist eine ganze Busladung Touristen aus den USA, Australien, England, Mexico und Deutschland. Sie feiern, trinken Sekt und essen Pralinen. Es entsteht ein nettes Gespräch und es finden sich mehrere Leute, die uns fotografieren, so dass HaDi und ich gemeinsam auf den Poserfotos sind.

Experten sind übrigens der Meinung, dass die auf dem Monument beschriebene Linie gar nicht der Kontentinentenwechsel ist – dieser soll mehr in Richtung Ural liegen. Egal – wir beschließen, dass das für uns die Linie war!

Danach fahren wir durch halb Yekaterinburg um zu unserem Hotel zu kommen. Die Stadt ist uns auf Anhieb sympatisch. Wunderschön und großzügig angelegt – immerhin sollen hier laut Wikipedia 1,4 Millionen Menschen leben! Es ist nach Moskau, Sankt Petersburg und Nowosibirsk die 4. Größte Stadt Russlands. Unser Hotel ist klasse und wir freuen uns auf einen motorradfreien Tag für Sightseeing. Abends gehen wir in ein georgisches Restaurant, welches uns durch TripAdvisor empfohlen wird. Es ist klasse und wir gönnen uns mal budgetmäßig einen Ausreißer nach oben, indem wir für ca. 75 Euro Essen und trinken.  Muss auch mal sein!

Nach einem tollen Frühstück ( das Frühstücksbuffet ist für russische Verhältnisse megagroß und es mangelt an nichts!) machen wir uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Wir folgen der „roten Linie“ die sich ein paar junge Leute ausgedacht haben. Folgt man ihr, kommt man an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei und bekommt sie auf einer kleinen faltbaren Landkarte erklärt. Eine schöne Idee, wie wir finden. Wie bereits gesagt: Yekaterinburg ist eine Reise wert. Wer Interesse hat: 2020 wird die Weitausstellung hier sein. Das wäre sicher eine klasse Gelegenheit! Unser Hotel Oktyabrskaya und das Restaurant Hmeli Suneli können wir Euch schon mal wärmsten empfehlen!

Heute Abend werden wir uns in der Sauna aufwärmen, bevor es morgen dann in einen Naturpark gehen wird – ich denke da wird es nichts werden mit wifi.

Donnerstag/Freitag, o1./02.06.2017, 291km+70km – Gesamt 5019km

Wir kommen früh los und fahren in Richtung Naturschutzgebiet, ohne eine Adresse für den Garmin oder für PocketEarth zu haben. Irgendwie finden wir es schon – es ist nicht gerade klein. Auf dem Weg dorthin kreuzen wir zum X. mal die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn. Da wir ohnehin in einer Schlange aus LKW und PKW fahren, beschließen wir kurz an zu halten und ein paar Fotos zu machen. Wir haben Glück, als wir gerade geparkt haben, fängt es an zu bimmeln und die Schranken gehen herunter. Gleichzeitig – im Gegensatz zu Deutschland – geht so eine Art „Rammschutz“ nach oben – so dass wirklich niemand herüberfahren kann. Wir fahren wieder los, noch bevor die Schranke wieder hoch geht. Das gibt uns ein bequemes Polster nach hinten. Die Straßen durch Westsibirien sind ohnehin schön – dennoch fehlt es uns kleinere Straßen – abseits der großen Verbindungen - zu fahren. Die Finnen, die wir irgendwo in der Wildnis des Ural getroffen hatten, hatten auch davon abgeraten die großen Straßen zu verlassen, da die kleinen schnell so schlecht würden, dass man viel zu viel Zeit und Energie benötigen würde.

Aber als wir ungefähr im Naturschutzgebiet sind, packt es uns – wir fahren die kleineren Straßen und sie sind bezaubernd - …. Zunächst…. – Das Naturschutzgbiet ist nur durch Verbotsschilder erkennbar.

HaDi erkennt auf seinem Pocket Earth eine Straße, die wieder in Richtung Tyumen führen sollte – also grob unsere Richtung. Mein Garmin sagt, dass wir uns im Nichts befinden würden und doch bitte umdrehen sollen! In einem Dorf gibt es von der Hauptrichtung eine Straße, die strack vor einem Bauernhof endet. Eine Richtung ist derart sandig und schlecht zu befahren, dass HaDi anbietet mal bis oben zu fahren um zu schauen wie es ist. Bereits auf dem Weg hoch höre ich ihn fluchen, dass der weiche Sand schlecht befahrbar ist. Oben ist er dann der Ansicht, dass dieser Weg nicht befahrbar ist und kommt wieder zurück. Die ganze Procedur beobachtet ein altes (Ehe?)-Paar, die beim ersten Vorbeifahren ziemlich grimmig schauen. – überhaupt, sind die Leute eher reserviert – ja fast schon ängstlich wenn sie uns sehen. Da wir aber nun zum dritten  Mal an ihnen vorbeifahren, scheinen sie Vertrauen gefasst zu haben und winken mich heran. Die beiden sprechen russisch – wir nicht – dennoch schaffen wir es irgendwie zu verdeutlichen, dass wir den Weg nach Tyumen suchen. (Wie gesagt – das Garmin sagt  es gibt gar keine Straßen wo wir sind!)  Die beiden älteren Herrschaften scheinen sich in die Haare zu bekommen – er zeigt die dritte Richtung an – ein Schlammweg, der einen Hügel hochführt – (mir wird bereits anders) – sie schüttelt den Kopf und macht Wellenbewegungen mit ihrer Hand und schüttelt den Kopf. Nach einigem hin und her, scheint er gewonnen zu haben und zeigt HaDi wo wir herfahren sollen.

Der Schlammweg ist eigentlich nicht schlecht befahrbar, da es scheinbar schon länger nicht geregnet hat und der Schlamm recht hart geworden ist. Wenn man es schafft seine Blickführung im Griff zu halten und nicht in den Krater von Riss in die Mitte zu kommen geht es eigentlich. Irgendwann ist es geschafft und wir sind wieder auf einer Straße.

Gegen 17:00 Uhr halten wir an einer kleinen Wiese an und machen erst mal Abendessen. HaDi gefällt der Platz nicht – es liegt einiger Müll herum und so fahren wir etwas weiter, bevor er aus dem Augenwinkel eine Reifenspur im Gras sieht, die rechts eine Senke runterführt. Dort unten liegt ein kleiner See und der Platz ist von der Straße aus nicht einsehbar. Perfekt. Wir campen wild und haben einen super Platz dafür gefunden. Was für ein toller Abend.

Um 05:30Uhr fängt es dann doch an zu regnen – Mist, Zelt nass einpacken bedeutet das. Aber egal, wir haben nur einen kurzen Weg zum HotSpring bei Tyumen vor uns. Beim Frühstück in einem kleinen Straßencafé (Suppe und Kaffee) finde ich (HaDi) eine Abkürzung. Wir müssen dann nicht erst nach Tyumen rein und wieder raus, also Stop-and-Go im Stadtverkehr vermieden……hört sich doch gut an!

Gesagt getan biegen wir ab und die ersten 3km ist die Straße auch wirklich gut bevor es ziemlich ruppig wird. Ich fahre voraus und entscheide, dass die Straße fahrbar ist, während im Helm Julia heftig interveniert. Ein Einheimischer ist neben ihr angehalten und gestikuliert die  Unfahrbarkeit der Straße. Ich finde sie nicht so schlimm, widerspreche heftig und locke Julia ins „Verderben“. Nach weiteren 2-3 km wird es echt schlammig. Die „Transport-Ulitsa“ macht ihrem Namen alle Ehre, es ist ein ausgewachsener Feldweg mit Schlamm und tiefen Spurrillen. Nach wenigen Kilometern meint Julia, dass ihr Vorderrad irgendwie nicht mehr rund läuft – hier erkennen wir den Nachteil der flachen Schutzbleche – es hat sich so viel Lehm zwischen Reifen und Schutzblech festgesetzt, dass nichts mehr geht. Also Stock schnitzen und erst einmal das Vorderrad wieder befreien. Zum Glück wird es dann besser – erst feiner, dann grober Schotter und schließlich wieder Teer. Geht doch – Abkürzung bedeutet zwar weniger km – hier in Russland aber nicht unbedingt weniger Zeit.

Um 12:00Uhr erreichen wir die heißen Quellen von Avan und gönnen uns einen echten Wellnesstag im „Spa“ mit angeschlossenem Hotelbetrieb. Bei 27 Grad Außen- und 42 Grad Wassertemperatur der Naturquelle wechseln wir zwischen Pool, Sonne und Sauna hin und her – reichlich Bier muss für den Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes herhalten. Eine wirklich schöne Anlage.

Samstag, 03.06.2017, 3619km – Gesamt 5338km

Heute geht es in Richtung Grenze. Nach ca. 120km verlassen wir die Hauptroute von Tyumen nach Omsk und fahren über eine wunderbare Straße ca. 150km nach Süden. Hier ist es einsam. Die Straße ist ok und die Gegend ist von riesigen Vieh- und Getreidefarmen geprägt. Leider spürt man den Verfall. Aber diese Weite hat etwas magisches – irgendetwas wie Ostfriesland in groß, leider eher von Armut, Einsamkeit und Verfall geprägt. Man spürt irgendwie das Grenzgebiet.  Das Wetter ist eigentlich traumhaft, blauer Himmel und 30-34 Grad Außentemperatur. Wenn nur der Seitenwind nicht wäre. Kurz vor der Hauptstraße zieht es sich am Himmel zu und wir schaffen es so eben vor dem großen Regen auf eine Tankstelle zu kommen. Der Regen dauert nur wenige Minuten, ist aber sehr heftig. Danach wollen wir weiter Richtung Grenze, einen letzten Einkauf fürs Camping organisieren und dann kurz vor der Grenze einen geeigneten Platz suchen. Aber es kommt wie so häufig anders. Wieder zieht es sich zu und in 10 Minuten blitzt es links und rechts von uns gut und gerne 50 Mal in unmittelbarer Nähe. Dazu Sturm und etwas Regen -wir sind mitten mehrerer Gewitterzelle. Es klart zwar auf, aber man sieht am Himmel immer wieder neue Gewitter aufziehen, so dass wir uns kurzentschlossen nach einem Hotel erkundigen. In diesem kleinen Ort gibt es tatsächlich eines, es gehört zu einem landwirtschaftlichen Betrieb (Getreidebauern) mit umfangreichem Fuhrpark und kostet 18€ - das ist besser als campen im Gewitter.

Das Hotel war ne ziemliche Absteige. Auch wenn alle sehr freundlich waren, so war alles im Zimmer ramponiert – über Betten und Matratzen ( die ich selber beziehen musste) will ich mal gar nichts schreiben. Wir machen abends noch einen Spaziergang durch die Kleinstadt, kaufen ein paar Sachen ein und machen uns zurück zur Absteige. Da wir möglichst früh an der Grenze sein wollen (man weiß ja nie wie lange das dauert), gehen wir früh schlafen. Am nächsten Morgen wird schnell alles zusammengepackt  und dann geht’s auch schon schwupps in Richtung Grenze zwischen Russland und Kasachstan. Die Grenzübergänge ( also Ausreise Personen und Fahrzeuge aus Russland und Einreise Personen und Fahrzeuge Kasachstan) waren hervorragend und alle waren freundlich. Wir waren erleichtert und glücklich als wir die ersten Kilometer auf kasachischem Boden rollen.

!!!KASACHSTAN!!!

nach 5400km haben wir unser Hauptreseziel erreicht!

Hier geht es weiter - Kasachstan -

eines der größten Länder dieser Erde