Der Heimweg
Kaukasus.....über Russland, Georgien, Türkei, Griechenland und Italien in Richtung Heimat!
Donnerstag,29.06.2017 – 358km, Gesamt: 12009km
Der Grenzübergang war das BESTE was wir seit langer Zeit an Grenzen erlebt haben. Schon bei der Ausreise wurden wir mit einem Lächeln verabschiedet und alles ging innerhalb von 10 Minuten.
Die Einreise nach Russland war 10km entfernt. Wir wurden mit den notwenigen Zettelchen ausgestattet und auf die Reise durchs Niemandsland geschickt – wir hätten drüben genügend Zeit zum Ausfüllen. Am Grenzposten waren zwei lange Schlangen und wir reihten uns ein….Zettel ausfüllen. Ich (HaDi) ging nach vorne, um zu erkunden ob ich weiter Formblätter schon mal einsammeln könnte, denn wir vermuteten eine mehrstündige Wartezeit in der brütenden Hitze (>37 Grad) - ohne Schatten. Ein sehr freundlicher Grenzer sprach mich sofort an, ob wir Motorräder hätten – war wohl an der Kleidung oder dem Geruch erkennbar – und beorderte uns ganz an den Anfang der Schlange zur bevorzugten Bearbeitung – WOW!
Im eigentlichen Abfertigungsbereich kamen wir sofort mit dem überaus freundlichen und er englischen Sprache mächtigen Zöllner ins Gespräch. Er war interessiert und lächelte viel. Natürlich wollte er auch wissen woher wir kommen und wohin wir fahren. Da wir unsicher über die weitere Route waren habe ich ihn natürlich nach seiner Meinung gefragt.
Das auswärtige Amt rät dringend zu Dagestan, Tschetschenien und einigen anderen Regionen im Nordkaukasus ab. Gleichzeitig gibt es aber nur einen zulässigen Grenzübergang nach Georgien – der Weg dort hin geht aber genau und ausschließlich durch diese Gebiete…WIDERSPRUCH in sich! Was tun sprach Zeus. Wir wollten (oder mussten) das Risiko wohl eingehen. Aber der Grenzer erklärt uns sehr eindringlich, dass insbesondere Dagestan nicht zu befahren sei – dort sind viel zu viele „Hooligans“ und andere Verbrecher……. Er sah sich die Karte an, wog mehrere Varianten gegeneinander ab und zeigte uns schließlich die Route seiner Wahl! Dieser werden wir nun folgen – zwei voneinander unabhängige Warnungen sollten wir Ernst nehmen, auch wenn es bedeutet, dass wir das Kaspische Meer nicht sehen werden!
In Astrakhan finden wir das Abendlager – ein hübsche Jugendhotel im sowjetischen Stil der 70er, ganz interessant. Größter Vorteil – es liegt wirklich direkt am Wolga-Ufer und wir nutzen die Gelegenheit erneut in der Wolga ein Bad zu nehmen – wie erfrischend! Hier, im Mündungsgebiet des längsten und wasserreichsten Flusses Europas zeigt die Wolga ihre ganze Pracht. Schon auf der Anfahrt überqueren wir 4 Seitenarme des Deltas, die locker dem Rhein Konkurrenz machen könnten. In der Stadt wird an jeder Ecke gebadet und Wassersport betrieben – die Menschen haben Spaß mit und in ihrem Fluss. Wir natürlich auch! Überhaupt ist die Stadt total hübsch und sauber hergerichtet, die Uferpromenade ist sauber und tollgestaltet mit kleinen Restaurants im Schatten. In zweiter Reihe steht ein beeindruckender „Kreml“ also ein historischer Regierungssitz. Wir überlegen sogar kurz hier einen Tag dran zu hängen ….. bis…. Ja bis wir Opfer dieser unzähligen Mücken werden. Die leben hier zu Milliarden und fallen über alles Menschliche her was sich bewegt. Gruselig!!!!!!!!!!!!!
Freitag, 30.06.2017, 312km – Gesamt: 12321km
Wir sind auf dem Weg nach Elista – der Empfehlung des Zöllners folgend. Die Fahrt ist langweilig – ich bin die Steppe mittlerweile wirklich leid! Ich freue mich auf die Berge und die Bäume im Kaukasus! Allerdings müssen wir nach 30km erst einmal anhalten und das Visier erneut reinigen – die dort versammelten toten Mücken reduzieren die Sicht auf „0“.
Bei Einfahrt nach Elista – eine Stadt die uns überhaupt nichts sagt – sehe ich plötzlich ein riesiges Gebäude im chinesischen Baustil – Julia – bitte anhalten für Fotos! Es ist ein riesiger buddhistischer Tempel mit diversen Nebengebäuden. Wow! Das hätten wir hier nicht erwartet.
Aber – Wikipedia sei dank – ich liebe dieses Medium – sind wir nun schlauer!
Kennt jemand die „Kalmücken“?
Nein, keine besonders bissige glatzköpfige Unterart des Moskitos! Es ist ein westmongolisches Volk, welches sich hier in „Kalmückien“ angesiedelt hat. Sie sind das einzige buddhistische mongolischsprachige Volk in Europa und Elista ist ihre Hauptstadt. Im Tempel steht darüber hinaus die größte Buddha-Statue in Europa (die ich trotz Verbot heimlich für euch fotografiert habe). Sie sind Anhänger des „Lamaismus“ und haben in frühgeschichtlicher Zeit wesentlich zur Machterlangung des Dalai-Lama beigetragen. Boah – Reisen bildet, oder?
Samstag, 01.07.2017, 378 km – Gesamt: 12699km
Wir reisen bis nach Pyatigorsk, einer Stadt mit knapp 150.000 Einwohnern ca. 250 km von der Georgischen Grenze entfernt. Die Hotelsuche gestaltet sich als schwierig, da die Adresse wohl nicht richtig angezeigt wird. Dennoch schaffen wir es irgendwann völlig durchgeschwitzt und unter Brechung sämtlicher Verkehrsregelungen. Aber das scheint hier nicht so wirklich jemanden zu interessieren. Nach den üblichen Ritualen (Pferde pflegen, elektronische Geräte laden und duschen) machen wir uns auf ins Stadtzentrum um den Abend ausklingen zu lassen. Aber nicht zu viel, denn am nächsten Tag stehen nicht nur ca. 380 km an, sondern auch ein Grenzübertritt und die Hostelsuche in der Hauptstadt eines Landes.
Sonntag, 02.07.2017, 395 km – 13094km
Montag/Dienstag, 03./04.07.2017 - 0km -Sightseeing in Tiflis
Wir kommen richtig früh los! So gegen 06:45 Uhr. Kurz hinter der Stadt Pyatigorsk türmt sich der riesige Kaukasus auf. Schneebedeckte Berge vor tiefgrünen Hügeln. Was für ein Anblick! Die Fotos geben leider nicht wieder wie beeindruckend es wirklich ist!
Das Gebiet, welches wir durchfahren wird vom Auswärtigen Amt als nicht sicher beschrieben. Wir hatten ja schon mit dem russischen Zöllner vor Astrakhan darüber gesprochen. Davon merkt man nichts – fast nichts, denn die Polizei- und Millitärkontrollen nehmen drastisch zu. Es gibt unzählie Kontrollstellen, und so werden auch wir kontrolliert. Allerdings sehr freundlich und in keinster Weise arrogant. Nach der Durchleuchtung nach Waffen und der Überprüfung der Pässe dürfen wir weiter. An der russischen Grenze dann der Schock: „Wo sind die Fahrzeugeinfuhrpapiere (Zolldeklaration). Die hatten wir in Astrachan nicht ausfüllen müssen und somit auch nicht mitbekommen. HaDi hatte da schon gemeint: „Nicht, dass uns das zum Verhängnis wird!“ Aber die Zöllnerin in Astrachan, meinte wir bräuchten nichts. Nach viel hin und her, meint einer der Zöllner, der Chef müsste entscheiden. 10 min später hat er entschieden: Russland lässt uns auch ohne Zollpapiere ziehen. Puuuhhh Glück gehabt. Die Einreise nach Georgien ist völlig bürokratie- und komplikationsfrei. Welcome to Georgia!
Wir „müssen durch den „großen Kaukasus“ Der Gebirgszug, oder besser die Gebirgszüge des großen und kleinen Kaukasus, sowie des Talysch Gebirges verlaufen ca. 1110 km von Westnordwest nach Ostsüdost. Der höchste Gipfel ist der Elbrus mit 5642 m . Wir müssen über den Pass der „Alten Heerstraße“, da das der einzig legale Grenzübergang für Ausländer ist. Der Pass hat eine Höhe von 2379 m. Die Landschaft ist so wunderschön hier!
Wir halten an einem alten Kloster in der Stadt Ananuri und genießen den Ausblick auf den See sowie die Atmosphäre der alten Gemäuer. Ein wenig später gibt es in einem kleinen Restaurant am See die erste georgische Spezialität: Huhn in Sahne-Knoblauch-Sauce.
Die Einfahrt nach Tiflis geschieht dann ganz einfach. Auf einer Art Schnellstraße fahren wir von Norden nach Süden und dann im Stadtzentrum ab. Unser angepeiltes Hostel liegt gegenüber der Oper von Tiflis und wir finden es auf Anhieb. Die Motorräder stehen in einem Hinterhof und wir werden hier drei Nächte verbringen und somit eine zweitägige Motorradpause machen!
Tiflis ist eine tolle Stadt mit einer hippen Altstadt und unendlich vielen Straßenbars und Cafes. Natürlich genießen wir auch den ersten georgischen Wein, schon Mittags um 12:00Uhr – wenn man mal nicht fahren muss…. Anschließend hoch zur alten Festung und den Ausblick auf die Stadt genießen. Ihr könnt die Bilder genießen, wir würden dringend empfehlen Tiflis in die Liste der Städte aufzunehmen, die für eine Städtereise eingeplant werden.
Ausflug ins kulinarische Georgien
Wir wollen an dieser Stelle mal einen kleinen Ausflug ins kulinarische Georgien unternehmen.
Bereits kurz vor der Grenze haben wir Limonaden mit Kräuterzusätzen bekommen. Der Höhepunkt war dann eine total grüne Limonade die irgendwie fremd und doch wieder bekannt im Geschmack war….“Tarchun“. Mit Hilfe unseres wirklich total netten Hostel-Besitzers ALEX haben wir dann dieses und andere kulinarische Geheimnisse in Georgien lüften können.
Die Limonade wird aus dem „Tarchun-Sirup“ hergestellt und diese – wie andere Limonaden werden im Keller unseres Hauses frisch angemixt. Neben Tarchun gibt es Limone, Traube, Vanille und Schokolade, die man auch beliebig miteinander kombinieren kann. Natürlich probieren wir diverse Geschmacksrichtungen und Kombinationen aus – schon eigentümlich die Vanille-Schokoladen-Limonade……. Tarchun ist übrigens Estragon und wird hier pur als Kraut gegessen oder in knapp der Hälfte aller Gerichte verwandt.
Eine weitere Verwirrung haben bei uns die überall erhältlichen „Tauchkerzen“ erzielt. Wir konnten einfach nicht erraten wozu diese teilweise doch komisch geformten Kerzen nützlich sind …. Wieder kam Alex zur Hilfe. Es sind nämlich gar keine Kerzen! Walnüsse werden auf einen Faden gezogen und immer wieder in einen Fruchtsirup getaucht, der dann Wachsähnlich aushärtet. Das Ganze isst man dann wie Bonbons – komischer Weise wird dieser Sirup weder in der Sonne noch in den Händen wieder weich – aber sehr sehr lecker!
Ein Abendessen – was können wir empfehlen? Ganz sicher dazu gehören „Khinkali“, das sind Teigtaschen die mit verschiedenen Füllungen – immer auch mit Brühe – gereicht werden. Beim ersten versuch haben wir sie mit Messer und Gabel gegessen, was natürlich dazu führte, dass die kostbare Brühe nicht im Magen sondern auf dem Teller landete. Tatsächlich packt man sie am „Stump“, dreht sie herum und beißt dann herzhaft hinein – Vorsicht – heiße Brühe – deshalb schnell schlürfen sonst läuft es die Hand hinunter! Dazu gibt es natürlich mehrere nationale Pflichtprogramme: „Khachapuri“ ist ein Teigschiffchen mit den verschiedensten Füllungen (Khachapuri Adjaruli – ist die typischste Variante mit Käse und rohem Eigelb), Huhn in Knoblauch-Sahne- oder Walnußsauce - „Sazivi“ (hatten wir am See), Bohnen in verschiedensten Formen, Würstchen mit interessanten Zusammensetzungen und natürlich der Schaschlik! Schaschlik ist immer vom Spieß, dazu gibt es nur rohe Zwiebeln, Sauce wie bei uns bekannt aus den Imbissbuden gibt es nicht dazu – Fleischgeschmack pur und grandios gewürzt. Zu den Lieblingsgewürzen gehört übrigens auch der Koriander, was für die Russen der Dill ist, das ist für die Georgier der Koriander!
Lasst euch Georgien schmecken!
Mittwoch, 05.07.017, 223 km – Gesamt 13317 km
Was für ein schöner Tag! Nicht nur dass die Temperaturen von 40 auf überaus angenehme 25 Grad gesunken sind, auch die Straßen, die Natur und die Erlebnisse waren hervorragend. Es fährt sich toll, die Straßen sind meistens leer und einsam und gut in Schuss und die Berge und Flusstäler laden zum Kurvenfahren ein!
Zunächst müssen wir mal festhalten, dass es in Georgien nur so vor alten Sehenswürdigkeiten wimmelt. Wir sind eben noch im Bereich der Seidenstraße und damit auch Mitten in frühen kulturellen Gegebenheiten. Ich habe noch nie so viele braune Hinweistafeln auf Brücken, Kirchen, Bugen usw. gesehen wie heute - wir können einfach nicht überall anhalten oder einen Abstecher machen, zu wenig Zeit – Georgien ist wohl eine eigene Reise wert!
Allerdings haben wir zwei Orte ausgewählt.
Nach etwa 70km komme wir zur Höhlenstadt „Uplistsikhe“. Sie ist nachweislich die älteste Siedlung in Georgien und stammt aus dem 16.-15.Jh. v. Chr., ist also gut und gerne 3500Jahre alt. Einige Zeit war sie sogar sehr bedeutend und häufiger Angriffspunkt für Feinde. Dank der ausgeklügelten Zuwegung und Versorgungswege wurde sie aber erst nach knapp 3000 Jahren erstmalig erobert und zerstört. In einem kurzen Film erfahren wir auch, dass es wohl ziemlich gruselige okkultische Rituale gab – „Indiana Jones und der Tempel des Todes“, sag ich nur…. Von weitem erkennen wir ein paar Höhlen im Sandsteingebirge. Eigentlich eher klein…aber angekommen sind wir begeistert wie groß diese Siedlung ist. In den weichen Sandstein wurden Wohnungen, Kathedralen, Straßen und ein funktionierendes Wasser- und Abwassernetz gehauen. Ja sogar Höhlen zum nahegelegenen Fluss gibt es. Leider wurden viele der Höhlen und Gebäude durch Erdbeben zerstört, so dass man zwar beeindruckt ist, gleichzeitig aber auch viel Phantasie benötigt um diese Stadt vor dem geistigen Auge mit Leben zu füllen.
Das ist an unsere Tagesziel ganz anders. Akhaltsikhe hat eine wechselvolle Geschichte im Grenzbereich des türkischen und russischen Reiches und dazu eine riesige Festungsanlage „Rabati“ zu bieten. Ich habe schon viele Burgen besucht, aber so etwas habe ich noch nie gesehen. 2011 und 2012 wurde die Anlage komplett und extrem detailreich restauriert. Die Anlage ist ein Hammer und schon beim Betreten fallen einem die schönen Gärten, die zahlreichen Brunnen und kleinen Pools auf. Irgendwie kann man sich sofort vorstellen wie bunt und lebhaft es in dieser Stadt im 13./14.Jh. zugegangen sein muss. Man hat sofort die Händler, die Soldaten und die Menschen die das Leben in Badeanstalten und den zahlreichen Brunnen/Pools genießen vor Augen. Gleichzeitig nimmt einen der abgeschottete „Gesprächsraum“ des Machthabers in seinen Bann – hier konnte er ungehört geheime Absprachen treffen und Geschäfte besiedeln. Wow – hier wird der Handel auf der Seidenstraße lebendig.
Wieder zwei Orte von denen ich noch nie etwas gehört hatte – die es aber lohnt zu „gegoogeln“ und zu besichtigen!
Donnerstag 06.07.2017, 185 km – gesamt: 13.502 km
Wir bekommen ein hervorragendes Frühstück in unserem kleinen „New Star“ Hotel, was der absolute Geheimtipp für diese Stadt ist! Da der Kaffee „türkisch“ zubereitet wird, fragt HaDi genau nach und interessiert sich für die Kaffeezubereitung. Die Dame des Hauses erklärt, dass es sich um armenischen Kaffee handelt und es ein besonders guter Kaffee ist. Sie zeigt HaDi, dass mit ein wenig heißem Wasser das Kaffeepulver vermischt und dann erneut aufgekocht wird und danach wird es in die Tassen verteilt.
Wie schon gesagt, war das Frühstück üppig und sehr lecker, wir bekamen Gabel und Messer und kleine Löffel für den Kaffee. Die Essenskultur wird hier wieder großgeschrieben – das war in Kasachstan und Teilen Russlands nicht so. Zum Abschied besteht die Dame des Hauses noch darauf, dass wir eine Packung des besonders guten Kaffee mitnehmen – HaDis kurzer Protest wird ignoriert – wir bekommen den besonders guten armenischen Kaffee mit!
Danach fahren wir auf einer kleinen, malerischen Straße Richtung Westen. Wir haben uns absichtlich für die kleine Straße entschieden, denn die andere Möglichkeit wäre eine Autobahn gewesen. Wir fahren auf ca. 1200 m Höhe, als es plötzlich stark bergauf geht und die wunderbare kleine Teerstraße zu grobem Schotter wird. In Serpentinen schraubt sich der immer schmaler werdende Weg immer Höher rauf. Leider mischen sich große Steine in den Schotter, Risse und Riefen zeugen davon, dass es hier ab und an stark regnet. Auf ca. 1800 m stehen wir vor einem Wasserfall, der sich als Bach über die „Straße“ nach unten stürzt. In dem ca. 40 cm tiefem Wasser befinden sich große ovale Flusskiesel und eine Betonplatte aus der Moniereisen nach oben stehen. Damit steht die Wahl fest! Es werden die Flussschotterkiesel, damit die Reifen keinen Schaden nehmen. Kurz bevor ich durch den kleinen Bach wate, um HaDi bei der Durchfahrt zu fotografieren kommt ein kleiner Offroader und hält neben uns. Ein Mann stellt sich als Saudi vor und erzählt, dass er die neue KTM Adventure hätte aber absichtlich einen Offroader PKW geholt hätte, da er die Gegend erst mal kennenlernen wollte. Wir fragen ihn nach dem Zustand der Straße – er winkt ab und meint, dass die Straßen für ein Motorrad unbefahrbar seien. Dann schränkt er ein, dass wir Deutschen auf einem hohen Level fahren würden und wenn es jemand schaffen könnte, dann wir! … obwohl – so wie wir beladen sein…. Er nehme ja immer nur eine kleine Tasche für auf das Heck mit…
Mir wird übel. Ich hatte schon ziemlich kämpfen müssen um den losen große Schotter in den starken Steigungen und Serpentinen zu schaffen. HaDi fragt weiter: Wie lange wird es bis Batumi dauern? Der Araber meint: “ Wenn Ihr es schafft ca. 4 Std.! – Dann darf es aber nicht regnen, denn die Steigungen und das Gefälle werden dann enorm glitschig.“
Na super – über uns hängen große Regenwolken. Nachdem er weitergefahren ist, mache ich Fotos von unserer ersten Wasserdurchfahrt auf dieser Reise – der Flusskiesel lässt sich super fahren und alles klappt gut.
Auf 2100 m kommen wir auf den Pass. Hier oben ist sogar ein kleiner Ort. Die Leute sind freundlich, winken und zeigen Daumen hoch. Danach geht es bergab! Und das geht erstaunlich gut, da der Weg auf dieser Seite des Berges wohl besser instand gehalten wird. Wir lassen die Motorräder im 2. Gang rollen und nach insgesamt ca. 60 km ist es geschafft – die Asphaltstraße hat uns wieder. Das war sicher kein besonders leicht zu fahrender Weg, aber so katastrophal wie der Araber ihn beschrieben hat , war er nun auch wieder nicht. Wir „Deutschen“ können es scheinbar doch ganz gut …… Meine Stoßgebete für trockenes Wetter sind bis zum späten Nachmittag erhört worden – es blieb trocken. Es geht immer entlang eines Flusses durch wunderschöne Täler und vorbei an historischen Brücken bis in die grenznahe Stadt Batumi – hier finden wir ein Hostel und lassen den Abend bei gutem georgischen Essen ausklingen. Leider empfängt uns das Schwarze Meer mit Nieselregen, so dass der abendliche Spaziergang durch die sicherlich sehr hübschen Parkanlagen und Strandpromenaden ins Wasser fällt. Morgen geht es in die Türkei.
Freitag, 07.07.2017, 413 km; Gesamt: 13.915 km
Es regnet ohne Unterlass. Als wir die Motorräder mit unseren paar Habseligkeiten beladen haben, sind wir bereits nass. Das ist nicht weiter schlimm, denn es ist ca. 20 Grad – also macht der Regen nichts. Leider sieht man nicht so gut wegen der vielen Regentropfen auf dem Visier – egal!
An der Grenze geht das übliche Spiel wieder los. Ein heilloses Chaos aus Reisebussen, LKW und überladenen PKW. Irgendwie finden wir unseren Weg hindurch und werden von den Georgiern auch relativ schnell abgefertigt. Bei den Türken sind alle freundlich, bis auf den Herrn beim Zoll – wie immer. Nach ca. 1 ½ Std. ist es geschafft und wir halten ein paar km nach der Grenze um Geld zu ziehen und endlich einen Kaffee zu trinken. Danach geht es weiter. Die Autobahn – oder sagen wir mal eher eine wirklich gut ausgebaute Schnellstraße (HaDi vergleicht sie oft mit der B42) führt direkt am Meer entlang. Die Häuser auf der anderen Seite sind hässlich und wir fragen uns, ob die Anwohner nicht traurig sind, dass sie keinen freien Blick aufs Meer, sondern nur auf eine Autobahn haben ?!?
Es wird auch ein paar km später nicht besser. Trabzon ist auch eher hä… wir sind etwas enttäuscht. Da es auch wieder stärker anfängt zu regnen (bei 18 Grad) und wir in einem Straßenkaffee auf der WetterApp sehen, dass es nicht besser wird, entscheiden wir kurzerhand weiter und in die Berge zu fahren. Die Straße scheint sich malerisch nach oben zu schrauben ---- scheint, da wir aufgrund des Regens und der tiefhängenden Wolken kaum was erkennen. Wie schade!! Es scheint echt schön hier zu sein. Allerdings geht es nicht nur immer weiter hoch, es wird auch immer kälter!
Als wir auf knapp 2200 m sind, ist es nur noch 7 Grad und wir haben genug. An einer kleinen Pension halten wir an. Ein Zimmer kostet hier 60 türkische Lire ( ca. 15 Euro) Draußen ist ein großer Grill aufgebaut und enthäutete, ausgenommene Tiere hängen in einem „Kühlhaus“. Wir fragen uns was das waren, denn die Tiere sind recht groß. Ich tippe auf Rehe. Nein es sind Schafe – Riesenschafe!!
Unser Zimmer ist ganz einfach, aber es gibt eine richtige Toilette und unten im Restaurant steht ein großer Holzofen, neben dem es wunderbar warm ist. Wir bekommen einen Salat und ganz viel gegrilltes Schaffleisch. Es ist so richtig lecker. Mal wieder haben wir es gut getroffen – alle sind superfreundlich und wir bekommen immer weiter Dinge zum probieren – so eine Art Buttermilch, Früchte, die wir nicht kennen und viel, viel Tee. So lieben wir es – es ist einfach schöner in diesen kleinen ursprünglichen Ortschaften.
Hoffentlich wird es morgen wettertechnisch besser sein – denn wir wollen diese schöne Gegend sehen!
Samstag/Sonntag/Montag, 08.-10-07.2017, 505/447/278km – Gesamt: 15145km
Und das Wetter wurde besser! Am nächsten Morgen scheint die Sonne, allerdings sind es hier oben auch nur 3Grad……egal, es soll schön bleiben und wir haben viel vor. Wir wollen kreuz und quer durch die Berge fahren. Einfach nur mal ein paar km das Motorradfahren genießen. Immerhin hat uns Achim dringend dazu geraten der Küste den Rücken zu kehren und in die Berge zu fahren. Ich sag nur mal so – Achim Dein Tipp war extraklasse. Wir sind 3 Tage und insgesamt fast 1200km nur rauf und runter gefahren, haben 1000de Kurven mitnehmen können, grandiosen Weitblick, Schluchten und Täler, breite Straßen, enge Straßen bis hin zu Single-Trails genießen dürfen. Das war einfach nur Klasse und ein weiterer Höhepunkt nach der Steppe von Kasachstan. Die Augen, der Geist und die Motorräder haben eine echte Sehnsucht nach derlei Straßen gehabt. Mehr kann man dazu einfach nicht schreiben, schaut euch die Bilder an, sie geben ein klein wenig von dem wieder was wir gesehen haben.
Aber auch neben der Straße gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Jede größere Stadt hat ein Kloster, eine Burg oder eine alte Moschee im Programm. Gut dass wir hier in der Türkei gefahrlos auch mal für ein paar Augenblicke die Augen von der Straße abschweifen lassen können.
Den ersten Abend verbringen wir dann in Corum – eine größere Stadt in der wir auch rechtschnell und zentral ein kleines Hotel finden. Allerdings gibt es ein Problem, ein erhebliches…..die Suche nach dem Feierabendbier gestaltet sich sehr schwierig und erst nach einer geschlagenen Stunde finden wir einen Kiosk vor dem sich Bierkisten stapeln und wo wir auch Bier kaufen können – aber der Konsum in der Öffentlichkeit ist verboten. In diesem Teil der Türkei trinkt man keinen Alkohol! Es gibt ausschließlich und reichlich Tee!!!!!
Am Sonntag-Abend erreichen wir dann wieder das Schwarze Meer und wollen eigentlich campen. Aber um 18:30Uhr steht plötzlich genau gegenüber unserer Tankstelle direkt am Meer ein Hotel – da frag ich doch einfach mal nach und es ist wirklich günstig! Also keine Lust mehr auf Campingplatzsuche und Zelt aufbauen….ab in das Hotel und im Meer baden, Bier gibt es auch noch….da hat ja alles geklappt heute – fast alles….aber das ist eine andere Geschichte…….
Im Hotel zeigt uns der Hotelier hoch erfreut sein Auto. Ein Golf I, GLD, Baujahr 1980, erster Hand im Besitz der Familie mit 675 Tkm. Und ich sag Euch, ich habe noch nie ein Auto gesehen, welches so gepflegt war. Der Lack ist glatt wie ein Kinderpopo, die Ledersitze sind wahrscheinlich von Beginn an durch Schonbezüge / Plastiküberzüge geschützt. WOW! Um so erstaunter sind wir, als uns der Besitzer erklärt, dass er ihn gerne verkaufen möchte, am Liebsten zurück nach Deutschland! Kontaktdaten haben wir und geben sie gerne weiter…….
Am Montag geht es dann erneut im Pendelverkehr zwischen Küste und Gebirge bis nach Istanbul. Jetzt weiß ich auch wo die ganzen Haselnüsse für mein Nutella herkommen – hier stehen ganze Haselnusswälder am Wegesrand -über200km!
Istanbul ist eine Horrorstadt für Motorradfahrer, aber wir schaffen es unbeschadet bis zum Bosporus. Dieser Anblick ist umwerfend. Wir haben noch nie eine solche Farbe des Meeres mitten in einer Millionenmetropole gesehen. Der Anblick haut einen um! Leider ist auf der Bücke eine riesige Baustelle und ein Anhalten für Fotos damit unmöglich. Dafür wird Julia hinter mir im Stau von einer jungen Türkin mit Transalp angesprochen. Begüm spricht perfekt deutsch und sie führt uns von der Brücke runter zu einem Begrüßungsdrink am Hafen von Besiktas. Zack – wird es ein schöner Beginn in dieser Stadt verbunden mit einer Verabredung am nächsten Abend. By the way macht Julia ein kurzes Spontaninterview, sie hat eine Blog für Motorradfahrende Frauen in der Türkei.
Dienstag/Mittwoch, 11./12.07.2017 – Istanbul
Den Dienstag verbringen wir tagsüber mit Sightseeing. Die Stadt hat viel zu bieten! Zum Beispiel die „Hagia Sophia“ Kirche / Moschee. Sie war einst die bedeutendste Kirche der Christenheit und gilt aufgrund ihrer Mosaike und Marmorverzierungen als 8. Weltwunder. Sie wurde im Jahr 537 eröffnet und war zunächst griechisch/orthodox – 700 Jahre später römisch/katholisch und ab 1453 eine muslimische Moschee. Seit 1934 ist sie Museum. Das lustige ist, dass die alten Symbole und Malereien nicht alle zerstört, sondern zum Teil beibehalten und/oder übermalt wurden. So dass mit heutiger Instandsetzungstechnisch viel wieder sichtbar gemacht werden konnte und das ganze jetzt ein Mischmasch aus verschiedenen Religionen ist.
Weitere Höhepunkte waren die „blaue Moschee“, die Altstadt, der große Basar und die vielen großen und kleinen Parks. Außerdem machen wir eine Schiffstour auf dem Bosporus, der uns seit der Überfahrt von Asien nach Europa mit seiner unglaublich intensiven Farbe fasziniert.
Ach ja! Wir haben nun auf unserer Reise damit die beiden einzigen Städte bereist, die auf zwei Kontinenten liegen: Atyrau/Kasachstan und Istanbul/Türkei.
Aber das eigentliche Highlight kommt abends: Die nette junge Motorradfahrerin von der Anfahrt auf Istanbul, treffen wir Abends im asiatischen Teil der Stadt – er heißt Kadikoyl. Begum zeigt uns ihr Istanbul. Wir besuchen Plätze / Stadtteile, die wir alleine nie gefunden hätten und entdecken auf einmal, ein junges und hippes Istanbul. Der Abend kann als legendär bezeichnet werden. Zu uns gesellt sich Nurhan – sie ist eine Freundin von Begum und fährt eine BMW 1100 GS. Wir gehen auch in ein Restaurant, wo türkische Volksmusik live gespielt wird. Fassile! Und wir essen Meze ( so ne Art Tapas) und trinken Raki. Zum Schluss probiert HaDi noch eine Wasserpfeife und Begums Vater, der ebenfalls Africa Twin fährt gesellt sich noch hinzu.
Mehr will ich gar nicht erzählen. Nur soviel: Der Plan am nächsten Tag in Richtung Griechenland aufzubrechen, wird um 04:00 Uhr über den Haufen geschmissen – das wird dann wohl nix mehr! ?
Wir lassen den Mittwoch (warum wohl?) langsam angehen und treffen nach dem Frühstück auf Robert aus Lichtenstein – er hatte unsere geparkten Twins gesehen und ist mit seiner daneben gefahren. Wir beschließen gemeinsam Tee zu trinken und über unsere Reiseerfahrungen zu sprechen. Robert ist bereits seit einem Jahr unterwegs und leiht uns seine Griechenlandkarte. Geil! Jetzt können wir die Touren planen und wenn wir zuhause sind, schicken wir ihm die Karte zurück!
Donnerstag – Samstag – 13.-15.07.2017, 488km und 284 km ; Gesamt 15917 km
Wir kommen gut aus Istanbul raus, aber es dauert ewig lang! Die Stadt ist enorm groß! An der Grenze stehen wir in der prallen Sonne und müssen warten. Eigentlich geht es dann ganz schnell und wir sind in ca. 30 Minuten in Griechenland, aber die Sonne brennt unermüdlich und wir kochen quasi im eigenen Saft. Irgendwie ist es ein gutes Gefühl wieder in Europa zu sein. Hier greift unser ADAC Schutz auch wieder und wir bezahlen mit Euro, müssen also auch nicht mehr umrechnen. Es ist schon eine tolle Sache mit Europa!!
An einem riesigen Brackwassersee machen wir halt und essen eine Kleinigkeit – der Restaurantbesitzer spricht uns sofort auf Deutsch an – er hat in Nürnberg gewohnt und gearbeitet. Nach einer wunderschönen Mittagspause geht es weiter und wir machen erneut den Fehler nicht früh genug nach einer Unterkunft zu suchen. Als wir weit nach der Stadt Kavala endlich einen Campingplatz finden, ist der nicht nur hässlich und dreckig, sondern auch wahnsinnig laut, da wir mit unserem Zelt quasi neben der Hauptstraße liegen. Und teuer ist er mit 24 Euro auch!
Tja, man hat nicht immer Glück! Am nächsten Tag sehen wir zu, dass wir möglichst schnell das „Paradies Camping“ (Was für ein Hohn!!) verlassen und weiter in Richtung „Finger“ fahren. Chalkidike ist die Gegend Griechenlands wo drei langgezogene Halbinseln ins Meer zeigen. Von vielen auch „Die Finger“ genannt. Aus Richtung Osten gesehen ist er erste Finger ein autonomes Gebiet, auf denen eine Klostergemeinschaft lebt. Frauen (außer der Mutter Gottes) ist der Zutritt untersagt und Männer müssen erst in Thessaloniki eine Art Visa beantragen. Nein Danke! Kein Interesse. Der zweite / mittlere Finger ist dafür umso schöner. Wir fahren über malerische Straßen immer an der Küste entlang und machen Pause am Meer um zu schwimmen und was zu essen. Gegen 15:00 Uhr beginnen wir mit der Suche nach einem Campingplatz und werden belohnt! Zwischen dem mittleren und dem westlichen Finger finden wie den Kouyoni Campingplatz, der wunderschön liegt, günstig ist und vor allen Dingen sauber ist! Noch beim Zeltaufbau kommt ein „Nachbar“ und drückt HaDi zwei Dosen Bier in die Hand. Es ist so heiß – hier ist was zum Abkühlen!
Wir fühlen uns so wohl hier, dass wir relativ früh entscheiden, dass wir zwei Nächte bleiben wollen. So können wir am „Pause-Tag“ Wäsche waschen und trocknen und ein paar Sachen neu sortieren. Außerdem planen wir die nächsten Tage.
Es ist schön!!
Sonntag, 16.07.2017, 317km – Gesamt: 16234km
Alle Griechen die wir befragt haben waren sich einig….ihr müsst „Meteora“ besuchen! Also machen wir das auch. Nach einem erholsamen Tag am Strand brechen wir früh auf und fahren zunächst durch Thessaloniki (nicht wirklich schön) und dann einmal ins Land hinein, weg vom Meer. Die Straßen sind mal wieder wunderbar, leider spürt man aber überall die griechische Krise….mindestens 50% der Geschäftsräume stehen leer oder sind nach Baubeginn nicht fertig gestellt worden. Wir drücken dem Land die Daumen, denn es ist einfach nur schön hier und auch heute treffen wir wieder wundervolle Menschen.
Gegen Mittag fahren wir nahe am Berg „Olymp“ vorbei, dem Wohnsitz der griechischen Götter. Leider ist er total Wolken verhangen. Trotzdem biegen wir ab um in das kleine Dorf „Petra“ – dem Tor zum Olymp, zu fahren, es ist wirklich klein und unscheinbar und eigentlich wollen wir auf einem kleinen Platz einfach umdrehen als uns ein älterer Herr anspricht und fragt wo wir hinwollen. Es ergibt sich ein interessantes Gespräch, denn Thomas stammt aus diesem Dorf, ist mit 25 Jahren nach Australien ausgewandert und nun nach 52 Jahren zurück gekommen (wie ein alter Elefant – so sagt er selbst), erst nur für wenige Monate aber er will ganz zurück. Er empfiehlt uns eine kleien Taverne etwas weiter oben. Dort genießen wir griechischen Kaffee und die wunderbare Aussicht bis kurz darauf auch Thomas angewandert kommt. Wir unterhalten uns prächtig und im Gehen begriffen bekommen wir eine kleine Kostprobe vom Grillfleisch – Souvlaki kenne ich aus Deutschland nur ziemlich trocken und langweilig….das hier war der Hammer, leider sind wir noch viel zu satt vom Frühstück – das Leben kann grausam sein! Aber solltet ihr mal hier sein: Hier der Geheimtipp:
Kurz nachdem wir den Olymp verlassen haben kommt er doch, der angekündigte Regen. Es gießt in Strömen, ein Wolkenbruch im wahrsten Sinne des Wortes. Pitschnass kommen wir in Kastraki an, welches direkt neben Meteora liegt. Zum Glück ist das Hostel vorgebucht und wir können einchecken und uns auf den Weg machen diese Gegend mit ihren Klöstern zu bestaunen. Die Hostelbesitzerin sagt dass wir mit den Motorrädern fahren müssen, zum Laufen ist es zu weit. Nach kurzer Diskussion – der regen wird wohl nicht aufhören – entscheiden wir uns für die Taxivariante, welches sich als großes Glück erweist. Vassilie hat lange in Frankfurt gelebt, spricht gutes Deutsch und fährt uns knapp zwei Stunden von Kloster zu Kloster. Insgesamt gab es hier mal 24 Klöster, die teilweise abenteuerlich auf die Granitfelsen gebaut wurden. Einige wenige haben die Zeit (Krieg, Zerschlagung und natürlichen Verfall) überstanden und sind heute ein Museum, einige sogar immer noch bewohnt von Mönchen und Nonnen. Es ist nicht in Worte zu fassen wie sich diese Klöster auf den Felsen darstellen….leider wohl auch nicht mit Fotos zu dokumentieren, denn die Wolken hängen tief und er regen holt uns immer wieder ein. Übrigens ist eines der Klöster Filmkulisse für James Bond gewesen in „For Your Eyes only“.
Kleine Info am Rande (wir haben es aus Wikipedia): In den Granitfelsen befinden sich mehrere Höhlen, wir haben diese selbst gesehen….in einer davon, der Theopetra-Höhle befindet sich das älteste Bauwerk der Menschheit…..vor 23.000 Jahren hat dort jemand seine Höhle zu 2/3 zugemauert und damit als erster Mensch überhaupt ein Bauwerk hinterlassen – all ihr Maurer ihr solltet Stolz auf eure Handwerk sein- es ist das älteste der Welt ?
Vassilie setzt uns anschließend in einer sehr einfachen Taverne ab. Hier soll es gutes und günstiges Essen geben. Mir fällt sofort der riesige Grill vor der Türe auf und so bekommen wir zum zweiten Mal einen Eindruck wie hervorragend Souvlaki wirklich ist!!!!! Wir genießen das Fleisch in vollen Zügen. Unsere Bewunderung bleibt wohl nicht unbeobachtet, denn der Wirt fragt nach und stellt uns sogleich den Züchter der Schweine vor, die auf diesem Grill zubereitet wurden. Local-Meat – nicht umsonst sind sie darauf sehr, sehr Stolz!
Montag/Dienstag, 17./18.07.2017 – 238km+145km – Gesamt: 16617km
Wir fahren im strömenden Regen und bei unangenehmen 15Grad weiter nach Süden. Eigentlich wär die Strecke mit insgesamt 4 Pässen sicherlich traumhaft gewesen – aber das Wetter ist wirklich richtig schlecht, wie schlecht und welch ein Glück wir hatten erfahren wir erst am Abend in Delphi. So machen die schönsten Straßen keinen Spass! In allen Fernsehsendern wird über das katastrophale Wetter mit sintflutartigen Regenfällen, Erdrutschen und Überschwemmungen berichtet. Die Bilder im Fernsehen sind wirklich erschreckend, aber wir denken „Griechenland ist groß“. Als uns allerdings der Wirt erklärt, dass es am Sonntag um 19Uhr auf der Halbinsel Chalkidike zu diesen Bildern gekommen ist, etwas später der Olymp und die Ostküste betroffen war und um 22Uhr es hier in Delphi so heftig geregnet hat, da wird uns klar, dass wir genau zur richtigen zeit unseren Campingplatz verlassen hatten, zum Glück westlich um den Olymp gefahren sind und zur rechten zeit eine Übernachtung in Meteora eingelegt haben. Wir hoffen aber auch sehr, dass es unseren Campingplatz in Chalkidike nicht so schlimm erwischt hat und dass es den so netten und freundlichen Nachbarn dort gut geht und nicht allzu viel Schäden entstanden sind. Leider haben wir bisher keinen E-Mail-Kontakt herstellen können – was nicht wirklich gut ist…..
Delphi ist eine kleine sehr touristische Stadt auf 500m Höhe mit freiem Blick auf den Golf von Korinth – traumhaft, aber auch abenteuerlich an die Felswand gebaut. Der Grund für den Tourismus sind die umfangreichen archäologischen Funde in unmittelbarer Nachbarschaft. Schon mal was vom „Orakel von Delphi“ gehört? Wir kennen uns nicht wirklich aus in der griechischen Geschichte, Mythologie und Gotteskunde (hätte ich in Geschichte doch mal aufgepasst!!!) …. nur so viel wissen wir: Zeus war mächtig, hat auf dem Olymp mit diversen Verwandten gesessen und die Griechen beschützt. Hier in Delphi gab es darüber hinaus eine göttliche Wahrsagerin, das Orakel……zu ihrem Schutz wurde Apollo – ich meine er war ein ziemlich mächtiger Sohn des Zeus – geschickt, der dann viel zu tun hatte. Ihm ist der hiesige Temepel vor über 2500 Jahren gewidmet worden. Jedenfalls wurde hier auch später noch erst nach Befragung des Orakels entschieden ob und wie die nächsten Kriege geführt werden, wer wen heiratet oder was auch immer – den Wahrsagungen wurde viel Beachtung geschenkt, da sie wohl auch meistens (so ist es überliefert) eingetreten sind……wers denn alles glaubt…….
Jedenfalls sind die Ausgrabungen auf einer riesigen Fläche zu besuchen, ein wirklich beeindruckendes Museum stellt die wichtigsten Fundstücke aus und erklärt Herkunft und Bedeutung mehrsprachig. Es ist ein toller Besuch in die Geschichte Griechenlands, leider trifft uns auch hier wieder ein kräftiger Regen, so dass der besuch kürzer ausfällt als geplant. Schade eigentlich, die Reste der Gebäude, die Säulen, die Tempelanlagen sind wirklich beeindruckend – ich finde es sogar beeindruckender als das Forum Romanum in Rom……
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den kurzen Ritt nach Patra, von wo wir die Fähre nach Brindisi in Italien nehmen werden, um dann die letzten 2000km in Richtung Heimat anzugehen. Dabei ist die Brücke über den Golf von Korinth besonders schön, zum Glück für die Fotos scheint auch wieder die Sonne in Griechenland!
Mittwoch/Donnerstag, 19./20.07.2017, 390km + 465km – Gesamt: 17472km
Zwei Tage so unterschiedlich wie es nur möglich ist!
Die Überfahrt mit der Fähre fing eigentlich ganz gut an. Wir hatten uns mit Getränken versorgt und waren deshalb unabhängig von den Preisen an Bord (5€ für 0,33 Bier). Und mit unseren Schlafsäcken fanden wir auch eigentlich schnell Ruhe auf einer Reihe der Schlafsessel – gut dass das Boot so leer war. Um kurz vor 01Uhr war es vorbei mit der Ruhe. Die Fähre hatte einen Zwischenstopp in Tirana eingelegt und eine Horde Albaner (gute 50-100Personen) fiel ein. Laut palabernd nahmen sie den Raum mit den Liegesesseln in Anspruch – alle bisherigen Passagiere wurden aus dem Schlaf gerissen. Über eine Stunde wurden laut diskutierend die Plätze eingenommen, der komplette Flur belegt und keine Rücksicht genommen. Ich schreibe jetzt nicht was ich alles so gedacht habe……am Morgen stank es grausam und einige hatten quer über den Flur gekotzt! Es war echt gruselig und der Schlaf kam ziemlich kurz. Mit einer Stunde Verspätung liefen wir in Brindisi ein. Erst einmal einen Kaffee!!!!
Danach ging es Richtung Norden. Da die Küstenautobahn nicht unbedingt schön ist wollten wir kleiner Straßen nehmen – blöder Fehler, denn wir haben in 2 Stunden etwas über 30km durch die vielen kleinen Ortschaften geschafft…..also dann doch Küstenautobahn bis kurz hinter Bari. Dort entscheiden wir uns quer zur Westküste zu fahren. Auch hier ist es nicht wirklich schön, abgesehen von den unendlichen Olivenhainen und Weinkulturen. Als wir endlich die Ausläufer der Berge erreichen sind wir müde und wollen den Tag beenden. In der Stadt Campobasso suchen wir eine Unterkunft. Da geht das Drama richtig los. Alle Bed and Breakfast sind Wohnung in größeren Häusern und geöffnet wird nicht. Die angezeigten Hotels sind entweder 4* (und hässlich) und mit 75€ zu teuer oder ausgebrannt (kein Scherz – echt eine Ruine). Nach zwei Stunden geben wir entnervt auf und fahren weiter, irgendwo wird wohl was sein- denken wir. Selbst ein schäbiges Motel am Wegesrand will 70€ haben. Ich habe keinen Bock mehr und bin total gereizt, auch Julia kommt an ihre mentalen Grenzen. Gut dass wir in solchen Situationen uns gegenseitig zurück nehmen können. An einem Restaurant am Straßenrand halten wir an. Bestellen was zu essen und planen ein Nacht in der Wildnis – zufällig sitzt ein Hotelbesitzer neben uns, zeigt uns Bilder und bietet uns für 60€ eine Unterkunft an. Wir willigen ein und finden eine wunderhübsche Unterkunft im ehemaligen Bauernhof, Wein und Wasser gibt es gratis, da wir „Kollegen“ sind. Es war zwar nicht günstig aber sehr freundlich, zuvorkommend, sehr ruhig und wirklich hübsch – wenigsten etwas versöhnlich!
Am nächsten Morgen geht es in die Abruzzen. Mit Hilfe unseres Hotelbesitzers und Kollegen haben wir eine Traumroute entworfen. Es geht fast 300km quer durch dieses wunderhübsche und atemberaubende Gebirge, auf einsamen Straßen und Bergpässen oberhalb von 1500m. Wir genießen die Fahrt in vollen Zügen! Es ist traumhaft. Ganz anders als gestern noch. Unterwegs kommt es zu eine Diskussion…. „Strada chiusa“ interpretiere ich als ganz besonders schöne und sehenswerte Straße – sozuagen „schönste Straße“ – mein Sprachengenie Julia meint sie wäre geschlossen….kann aber nicht sein, denn wir treffen LKW, Motorradfahrer, Pilzsammler und Mulikarawanen…..ich kann scheinbar doch besser italienisch als die mein Schatz.
Mittags eine Pause im kleinen beschaulichen Dorf Filletino – mit leckeren Vorspeisen, selbstgemachte Fettuchine mit selbst gesammelten Pilzen, Fleisch und Sahnesauce, Kaffee und Wasser ---- KLASSE!!!!!
Leider kommt es am Nachmittag zu einem kleinen Zwischenfall – sonst wäre der Tag perfekt gewesen. In einem kleinen Dorf verfahren wir uns und müssen wenden – leider haben wir beide übersehen, dass wir uns in einer winkeligen Einbahnstraße befinden. Kurz nach dem Wenden kommt mir ein Auto entgegen und es bleibt nur noch die Wahl zum frontalen Crash oder dem Abstellen der Twin an der Mauer --- mit deutlichen Schäden an den vorderen Kunststoffteilen und einer schielenden Kylie. Echt ärgerlich , aber nach einer Notreparatur mit Biegen der Maske und Panzertape am Kunststoff läuft die gute wieder und wird mich treu und brav nach Hause bringen. Ein gutes altes Streitross!!!!
Ich bin zwar erst echt anpepisst – will mir diesen tollen Tag aber auch nicht versaubeuteln lassen – also zusammenreißen, das Positive sehen und weiter fahren. Ziemlich spät kommen wir nördlich von Rom wieder am Mittelmeer an und finden einen guten Campingplatz, der aber auch viel zu teuer ist – gut dass wir bald zu Hause sind…..die Preise hier in Italien sind aus unserer Sicht unbegründet!!!!
Ein Bad im Mittelmeer bei untergehender Sonne rundet den Tag positiv ab!
Freitag-Sonntag, 21.-23.07.2017, 521km, 357km+446km – Gesamt: 18896km
Der Freitag begann sehr schön, wir sind bis Mittag durch die Toskana gefahren und haben eine Pause in Siena eingelegt. Tolle Stadt – diese Gegend und die Abruzzen müssen wir noch einmal genauer unter die Räder nehmen. Anschließend ging es zügig durch die industrielle Region in Norditalien bevor wir am Comer See einen schönen Campingplatz gefunden hatten, der uns neben einem erholsamen Bad eine gute Vorschau auf den kommenden Tag bot – die Alpen in Sichtweite!
Am Samstag stand die Alpenüberquerung an – eigentlich ein blöder Tag, denn neben Tages- und Wochenendtouristen sind die Straßen ziemlich voll von „Bettenwechslern“. Aber unsere Route ist wohl für alle oben genannten nicht sonderlich attraktiv. Über schöne Straßen sind wir bis St.Moritz gefahren, haben dort den Julienpass (knapp 2300m) genommen und sind weiter über Lichtenstein (Vorsicht! Langsam fahren - ansonsten ist man durchgefahren ohne es bemerkt zu haben) bis ins Allgäu gefahren. Das waren dann 5 Länder an einem Tag – das ist selbst für uns rekordverdächtig. Leider gestaltete sich die Suche nach einer Unterkunft im Allgäu sehr schwierig, so dass wir auf ein wirklich teures Hotel kamen – egal – die letzte Nacht haben wir uns dann so richtig was gegönnt.
Am Sonntag sind wir dann freudestrahlend nach Hause geritten und wurden bereits an der Fähre von Bad Breisig nach Bad Hönnigen von einem entgegenkommenden Motorradfahrer freundlich zu Hause begrüßt – was für ein Zufall! Uli ist Kollege und ist bereits 2011 von Alaska gen Süden gefahren. Er hat uns damals mit vielen Info versorgt – und jetzt treffen wir ihn und seine Freundin keine 15 km von Zuhause auf einer Fähre. Mensch, die Welt ist klein! Und zu Hause selbst war das Bier kaltgestellt, Freunde und Nachbarn begrüßten uns überschwänglich – schön wieder zu Hause zu sein!
71 Tage - 18900km - 13 Länder - um viel Erfahrung reicher
Es war wieder mal eine grandiose Reise!