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Emilia Romagna in Italien

 

Wir genißen unseren Urlaub mit MANni und haben uns recht kurzfristig für Süditalien entschieden. Den Reisebericht gibt es hier: *Italien

 

Aktuelles

Wir haben umgesattelt.

- zumindest teilweise :-) 

 

2021 haben wir uns in Düsseldorf in ein Wohnmobil "schockverliebt". Nach 12 Monaten Wartezeit ist "MANNI" im August 2022 endlich angekommen. Nach ein paar Kurztrips in die Eifel, an die Mosel und nach Bayern ging es am 14.11.22 zum ersten richtigen WoMo-Urlaub gehen. Wer uns kennt, der weiß, dass das kein 0-8-15 Urlaub wurde. Wir lieben die Herausforderung und deshalb ging die erste Tour nach Norden durch Finnland und Norwegen. Denn wir hofften darauf die Polarlichter zu sehen. 

2023 folgte dann der zweite größere Urlaub, einmal die Moldau von der Quelle bis zum Zusammenfluß mit der Elbe.

 

Alles über unser neues Gefährt erfahrt ihr unter "Fahrzeuge", die ersten Touren stellen wir wie gehabt hier ein. Ihr findet die Tour en unter "Europa / *Polarlichter" und unter "Europa/*Moldau". Zukünftig sind alle Wohnmobil-Touren mit einem *gekennzeichnet.

 

Viel Spass beim Lesen

Julia und HaDi

F.A.T. - Stammtisch Westerwald

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Italien 2024

Sommerurlaub mit MANni - es soll Süditalien werden, da unten waren wir beide noch nie

Samstag, 18.05.24 bis Montag, 20.05.24 (Gesamt: 717km)

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist nicht wirklich gut, aber es soll ja auch nach Süden gehen. Der erste Stopp ist in Nürnberg, wir besuchen Julias Tante. Ein wirklich schöner Einstieg in den Urlaub, denn wir sehen uns leider nicht so oft. Am nächsten Sonntag ist eine kurze Etappe nach Erding geplant. Wir wollen in Europas größter Therme einen schönen Saunaabend verbringen. Vorher jedoch wandern wir am Kloster Weltenburg vorbei und gehen dabei über eine 2000 Jahre alten Keltenweg. Wie passend, denn in der Therme Erding gibt es die Kelten-Saune, unser absoluter Favorit in dieser riesigen Wellnesslandschaft.

Am Montag geht es dann nach Salzburg, auch das sind nur wenige Kilometer. Aber diese kurze Etappe hat einen Grund. Wir haben schon vor Monaten einen Tisch im Restaurant Ikarus gebucht. Das Restaurant gehört zum Hangar 7, bekannt aus dem Fernsehen (Servus TV) und aufgrund der sehr schönen Sammlung von Fahrzeugen und Flugzeugen aus der RedBull-Geschichte. Während Julia vor dem Höhepunkt am Abend den Hund ausführt genieße ich einen Blick in dieses kleine aber feine Technikmuseum.

Das Restaurant Ikarus ist mit zwei Sternen ausgezeichnet und wird von Martin Klein geleitet. Neben den Sternen ist das Konzept aber ganz speziell. Martin Klein lädt jeden Monat einen anderen Spitzenkoch aus der ganzen Welt ein, um im Ikarus sein Menu zu präsentieren. Wir haben das Glück ein Menu von Wolfgang Puck genießen zu dürfen. Wolfgang Puck ist aus Österreich und vor über 40 Jahren nach Los Angeles ausgewandert. Dort und weltweit besitzt er mittlerweile über 100 Restaurants. Er hat in seinem Unternehmen mehr als 5000 Mitarbeitende und gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Köchen der Welt. Sein Flaggschiff ist das „Spago“ in LA, dort wird er auch als der Koch der Oskars bezeichnet. Wir sind super gespannt.

Der Abend beginnt mit einem Aperitif in der MayDay-Bar bevor wir an unseren Platz gebracht werden. Es ist einfach ein wunderschönes Ambiente und man fühlt sich sofort pudelwohl. Der Gruß aus der Küche besteht aus einer „Pizza“, einem Thunfisch-Hörnchen, einer Kohlrabi-Rolle und aus einem Markknödelbalsam. Schon diese kleinen Leckerchen sind großes Kino und machen Vorfreude auf das Menu.

Nun beginnt das Menu, welches natürlich von passenden Weinen begleitet wird. 

Erster Gang: Hamachi Sashimi mit einem 2022er Rose. Lecker aber beides hat nach unserer Meinung noch Luft nach oben. 

Zweiter Gang: Chinois Auster mit einem 2021er Weißwein aus Frankreich. Die Auster besticht durch den leichten Curry-Geschmack und der dazu wunderbar passenden Gurken Vinaigrette. Eine beachtliche Steigerung. Gut dass ich Austern schon in den USA lieben gelernt habe. Die französische Schnupfenvariante ist nämlich nicht mein Geschmack.

Dritter Gang: In Butter pochierter Maine-Hummer unter anderem mit rotem Thai Curry und dazu eine extra für Wolfgang Puck produzierter 2020er Weißwein aus Kalifornien. Mit diesem Gang wird es das erwartete Geschmackserlebnis. Großartig. Ich liebe dieses Gericht mit dem dazu so wunderbar passenden Wein.

Vierter Gang: Agnolotti mit Erbsen und Parmesan, dazu ein 2020er Sauvignon Blanc, ebenfalls aus Kalifornien. Julia ist hin und weg von dieser Kombination. Wolfgang Puck hatte dieses Gericht eigentlich mit Trüffel geplant, die Saison ist jedoch schon vorbei. Aber die Erbsen sind weit mehr als ein schnöder Ersatz, sie passen wunderbar!

Fünfter Gang: knuspriger Loup de Mer mit einer fantastischen „Hot and Sour Sauce“, die wir beide so noch nie genossen haben. Das Menu übertrumpft jetzt schon alle Erwartungen. Dazu gibt es einen 2022er Riesling, der ausschließlich für das Ikarus hergestellt wird, einmalig und nicht käuflich zu erwerben! 

Sechster Gang: Wagyu Rinderzunge mit einem 2017er Pinot Noir aus Oregon/USA. Sehr geschmackvoll, aber beides überzeugt uns nicht so sehr wie die drei vorhergehenden Gänge. Für uns eine kleine Gaumenpause vor dem Hauptgang.

Siebter Gang: Drei verschiedene Steakvariationen werden präsentiert. Wagyu mit argentinischem Chimichurri, US-Steak mit Meerrettichcreme und österreichisches Filet mit CUT Steak Sauce. Dazu gibt es einen hervorragenden 2014er Cabernet Sauvignon aus Kalifornien. Julia und ich sind uns einig, dass alle drei Steaks und die Saucen fantastisch zart und geschmackvoll sind. In der Reihenfolge jedoch finden wir keine Einigung. Das ist einfach nur Geschmacksache.

Achter Gang: karamellisierter Ananasstrudel mit einem 2015er Grand Cuvee, der aus einer 6Liter Flasche serviert wird. Dieser Wein wurde nur in 16 Flaschen abgefüllt und rundet das Dessert ab, ohne wirklich aufdringlich zu sein. Normalerweise sind Dessertweine nicht mein Ding, aber hier passt er hervorragend.

Der obligatorische Espresso zum Abschluss wird noch mit 4 kleinen süßen Leckereien begleitet.

Es war das erhoffte Highlight unserer Reise und nach knapp 4 Stunden Genuss fallen wir zufrieden in unser mobiles Bett, welches wir mit Sondergenehmigung vom Ikarus quasi neben der Start- und Landebahn des Flughafens und nur 2 Minuten Fußweg vom Restaurant entfernt parken durften. Der erste Flieger um 06:15Uhr weckt uns so aus wunderbaren Träumen.

Dienstag, 21.05.2024 (451km, Gesamt: 1168km)

Heute durchqueren wir die Alpen. Auf der Südseite, in der Nähe von Bassano del Grappa haben wir ein schönes kleines Weingut gefunden. Wir lieben diese kostenfreien Stellplätze, die oftmals mit persönlicher Anbindung und einer kleinen Weinverkostung verbunden sind. So auch hier. Das Weingut wird in vierter Generation geführt und produziert sehr leckere Weine und mit der vierten Generation auch eine eigene Salami. Unser Wohnmobil füllt sich für die nächsten Tage ……

Mittwoch, 22.05.2024 (289km, Gesamt 1457km)

Auf em Weg gen Süden nutzen wir heute nur Landstraßen. Das ist mühsam, aber es lohnt sich wirklich. Zur Mittagszeit machen wir einen schönen Spaziergang entlang des PO im Po-Delta bei Porto Tolle, eine süße kleine Stadt direkt am Ufer. Sehr feundlich ist die kostenlose Entsorgung unseres Wohnmobils.

Am Nachmittag entschließen wir uns kurzerhand nach San Marino zu fahren. Ein Land welches uns noch fehlt in der Sammlung, hoffentlich ist es schöner als Andorra. Die Anfahrt ist für MANNI echt anstrengend, über Seitenstraßen mit 18% Steigung erreichen wir P10, einen Parkplatz am Rande der Altstadt, auf dem wir auch über Nacht stehen können. Dieser Platz ist der Hammer. Mit drei Liften gelangen wir innerhalb von knapp 5 Minuten in die wunderschöne Altstadt. Diese liegt auf dem Berg und bietet einen grandiosen Ausblick auf San Marino und Italien. Die Gebäude sind teilweise sehr alt und die vielen Geschäfte (Steueroase?) sind unaufdringlich in die alten Gemäuer integriert. Hier bummeln wir durch die Stadt und genießen später ein leckeres Abendessen – San Marino hat sich gelohnt. Insbesondere als wir am nächsten Morgen die Parkgebühr entrichten wollen…..8€ für 16 Stunden in der Hauptstadt eines Landes – das ist kaum zu toppen.

Donnerstag, 23.05.2024, 482km (Gesamt: 1939km)

Heute wollen wir den weitern Regenfällen entfliehen und nehmen die Autobahn in Richtung Süden. In Apulien, direkt unterhalb des „Fersensporn“ von Italien, finden wir einen kleinen aber schönen Campingplatz. Nicht die übliche Ordnung und strenge Führung sondern eine gewisse Lockerheit sind für uns großartig. Die einfache, aber saubere Ausstattung ist mehr als ok und für 15€ werden wir hier, direkt am Strand mindestens zwei Nächte verweilen und Energie tanken, für den weiteren Weg nach Calabrien.

25.05.2024, 198km (Gesamt: 2137km)

Wir sind auf dem kleinen, wilden Campingplatz zwei Tage geblieben. Eine richtige Erholung!

Heute morgen sind wir weiter Richtung Ostuni. Die kleine Stadt liegt auf einem Hügel. Dort wohnen etwas über 30.000 Menschen. Das Besondere ist, dass die Altstadt wunderbar erhalten ist und die alten Gebäude weiß getüncht sind. Das ist ein so schönes Bild!! Leider ist der Himmel bedeckt und so ist der Kontrast zu den weißen Gebäuden so gut wie nicht vorhanden. Dennoch ist die 6 km Komoot-Tour durch die Stadt ein Traum! Und besonders stolz sind wir auf unseren Rottweiler, der sich vorbildlich benimmt und trotz vieler Anfeindungen von Hof-und Kettenhunden völlig souverän bleibt und an allen vorbei starkst ohne sie eines Blickes zu würdigen! Die Stadt ist ein Ausflug wert! Wer in Apulien ist und in dieser Gegend, dem können wir nur empfehlen hier einen Stopp zu machen. 

Die Nacht wollen wir auf einem Bio-Bauernhof verbringen.   Der Bauernhof heißt: Masseria Appia Traiana Bei den Bewertungen schwärmen immer Alle von der Natur und der Umgebung. Allerdings bekommt man für 33 Euro nur einen Stellplatz mit einem Dixiklo. Viele sagen, dass der hohe Preis den Standard besonders hier im Süden nicht erfüllt. Alle sind jedoch begeistert von der Natur und dem Platz an sich. Wir sind zwar auch über den vergleichbar hohen Preis erstaunt, aber die Aussicht auf einen ruhigen Platz ohne die üblichen festgezurrten Parzellen lockt uns dennoch hier hin.

Man fährt im Prinzip vor ein herrschaftliches Tor und klingelt dort. Wie von Zauberhand öffnet sich das eisengeschmiedete Tor und wir dürfen passieren. Nach einer kurzen Personalienaufnahme werden wir mit einem Zettel mit detuschem Text in Richtung der Stellplätze geschickt. Es sind erstaunlich viele Camper hier! Geschätzt so 15 Stück! Aber da das Areal riesig ist verläuft sich alles und wir finden ganz am Ende des kleinen Schotterweges durch den Kiefer / Olivenwald einen Stellplatz, der uns ganz alleine gehört! Niemand gesellt sich zu uns und ich genieße das gerade sehr!!!

Auf dem deutschen Zettel stehen einige Verhaltensempfehlungen und das Angebot nach Vorankündigung eine Führung zum Thema Olivenöl zu machen. Ich rufe an, jedoch geht nur die italienische Ansage der Mailbox an. Also kurz den Tagesgruß auf italienisch entsandt und dann auf englisch weiter: Wir würden gerne über die Ölproduktion was lernen! Wenig später ruft ein alter Herr zurück: Wir können jederzeit in das Herrenhaus kommen – er erzählt uns dann alles!

Vor Ort treffen wir auf Herrn Dr. Alfredo Casale. Ihm gehört das Anwesen. Wir werden durch alte, wunderbar gepflegte Gemäuer in das Probierzimmer geführt. Hier gibt es warm getostetes Brot mit Olivenöl – köstlich! Er erklärt, dass viele seiner Olivenbäume mehr als 1000 Jahre alt sind und die Bäume, wie auch eines der Tore, durch das wir durch sind, durch Tempelritter gepflanzt, bzw. gebaut wurden. Die Tempelritter wählten diesen Weg, um von hier per Schiff nach Jerusalem zu gelangen. Neben den 800 uralten Oliovenbäumen hat er vor 30 Jahren 5000 junge Bäume gepflanzt, die nun auch Oliven liefern.

Weiter erklärt er anhand alter Mühlsteine und Pressen, wie früher das Olivenöl gewonnen wurde. Heutzutage geht das über eine Kooperation, an der er beteiligt ist. Dort hat er seine eigene Spur, denn er besteht drauf, dass sein Olivenöl ausschließlich von seinen eigenen Oliven, ohne irgendwelche Zusätze oder Gifte gewonnen wird. Hier auf dem Anwesen werden keine Gifte eingesetzt – alles ist absolut ökologisch. Auch darf keine Olive vor der Verarbeitung den Boden berühren.

Wir rechnen kurz, dass es sicher schwer ist ein solches riesiges und faszinierendes Anwesen nur mit den Einnahmen aus Olivenöl und ein paar Campern zu finanzieren. Da erzählt er uns, dass wöchentlich ein LKW nach Deutschland fährt. Dieses Anwesen ist nur ein Hobby, er habe als Rentner eine Beschäftigung gesucht. Sein Geld hat er mit Kunststoff- und Terrakottatöpfen verdient, die weltweit exportiert werden. Deshalb auch der wöchentliche LKW nach Deutschland. Was für ein Hobby…….

Völlig begeistert ob des Anwesens, der vielen Anekdoten, der intrinsisch erzählten Geschichte und dem milden Geschmack des Öls kaufen wir erst mal Olivenöl ein! Danach will Herr Casale wissen, wo wir noch hin wollen. Als wir Calabrien sagen, fragt er wie viel Zeit wir denn hätten? Er empfiehlt erst mal Apulien ausführlich zu bereisen! Gleichzeitig gibt er Hinweise auf die wichtigsten Orte und der Geschichte des Landstrichs. Die Erzählungen sind sehr kurzweilig und mahnen uns nachdrücklich zur „Langsamkeit“.

Er erinnert mich in der Art und Weise des erzählens und der Begeisterung für das eigne Produkt sehr an Don Elias von einer durch uns bereisten Kaffeeplantage im Norden Kolumbiens. Das gleiche Feuer in den Augen beim Erzählen. Großartig!

Ich verlinke die Stelle aus unserer Homepage mal hier hin – falls Ihr zu Don Elias mal schnell was lesen wollt:

26.05.2024 – Sonntag (125km, Gesamt: 2262km)

Wir haben uns den Rat von Herrn Casale zu Herzen genommen und entschieden nicht direkt nach Kalabrien zu fahren. Auch wenn dort das Wetter besser sein soll!

Es zieht uns nach Lecce. Eine Stadt mit fast 100.000 Einwohnern. Hier soll es viele alte Steine geben! Durch abenteuerlich enge Straßen geht es in Richtung Stadtmitte. Die ersten beiden Parkplätze, die wir uns ausgesucht haben, sind heillos überfüllt. Erst beim dritten Anlauf finden wir einen Parkplatz, auf dem unser MANni mit seinen 7,50 m Platz findet. Einer dieser illegalen Parkwächter weist uns einen großzügigen Platz zu und wir geben ihm 5 Euro für zwei Stunden. Ein fairer Preis wie wir finden. Booba muss im Camper bleiben. Er war ausreichend draußen und Wasser hat er auch genug. Außerdem machen wir die Klimaanlage an und starten die Innenraum-Temperatur-Überwachung. Danach geben wir ihm den Auftrag gut aufs WoMo aufzupassen (Sneak view: als wir zurückkommen schläft er tief und fest!)

Wir laufen mal wieder eine Komoot-Tour durch die Stadt. Auf die Art und Weise wird man an vielen der Sehenswürdigkeiten vorbei gelotst. Die Altstadt ist wunderbar. Alle Gebäude sind aus einem sehr weichen und hellen Sandstein, welchen man auch Lecce-Sandstein nennt. Wikipedia sagt dazu, dass dieser Sandstein ganz maßgeblich den barocken Stil der Stadt geprägt hat. An einem der alten Stadttore finden wir ein kleines Weinlokal und machen dort kurz Rast. Es gibt Rotwein, Kaffee und ein paar italienische Tappas – das ist Urlaub!

Nach der zweistündigen Besichtigung geht es weiter nach Otranto. Hier bekommen wir auf dem kleinen Stadtcampingplatz noch so gerade einen letzten provisorischen Stellplatz. Die Stadt ist total voll und die Straßen werden geschmückt – irgendwas wird gefeiert! Egal – jetzt ist erst mal der Dackel dran und wir machen eine knapp 6 km Wanderung an die Küste. Traumhafte Landschaft mit glasklarem Meer. Aber auch hier: der Himmel ist weitestgehend bewölkt und ab und an dröppelt es leicht. Wir sind erst nach 18:00 Uhr wieder am Camper. Das war schön, aber auch anstrengend.

Der Abend ist der Kleinstadt Otranto gewidmet. Hier wohnen nur 6000 Menschen. Dennoch platzt die Stadt aus allen Nähten. Otranto gehört zu den „schönsten Städten“ Italiens.  Wir können das nur bestätigen. Eine wunderbare Stadt. Für‘s Abendessen finden wir ein kleines Restaurant – etwas ab vom Schuss.

30.05.2026 – Donnerstag /Fronleichnahm

Bereits seit zwei Tagen befinden wir uns im Paradies!

Aber eins nach dem anderen:

Montag, 27.05.2024, (294km, Gesamt: 2556km)

Von Otranto aus geht es über die Industriestadt Tarent (hier ist weithin sichtbar das größte Stahlwerk Europas – zwar beeindruckend groß, aber auch irgendwie trostlos) immer weiter über die „Fußsohle vom Absatz in Richtung Fußballen“. Nach den Besichtigungen alter Steine soll es nun etwas entspannter weitergehen – ein Campingplatz mit Pool am Meer wäre schön! Wir entscheiden uns für einen großen Campingplatz bei Schiavonea. Ein Fehltritt wie sich herausstellt – aber man kann ja nicht immer gewinnen.

Eine Angestellte, sie spricht englisch, ist wirklich sehr freundlich – der Rest eher gar nicht. Der Platz ist unaufgeräumt, der Pool hat noch geschlossen und überall sind Mücken – tausende, abertausende! Wir stellen uns auf dem riesigen Platz direkt neben ein paar andere Camper, nicht weil wir die Nähe suchen, sondern weil wir uns nirgendwo anders hinstellen dürfen. Der arme Booba hat draußen immer mindestens 20 Mücken auf dem Fell sitzen, unsere Beine sind dauerbelagert, nicht Abends - Tagsüber! Nach einer Mückenverseuchten Nacht (wir haben zwar Insektennetze, aber wir und auch der Hund müssen ja raus und rein – das nutzen diese Drecksviecher), packen wir alles ein und fahren weiter. 

Dienstag, 28.05.2024 (185km, Gesamt: 2741km) bis Samstag, 01.06.2024

Wir wechseln einmal die Seite vom Ionischen Meer ans Tyrrhenische Meer und zurück. Die Landschaft hier unten in Kalabrien ist traumhaft, wunderschöne Bergpanoramen und so ist die Fahrt abwechslungsreich. Der nächste Platz hat gute Kritiken und keinen Pool, dafür hat er Stellplätze direkt am Meer. Und was soll ich sagen: paradiesisch!

Es ist recht leer, die Leute sind superfreundlich und das Meer glasklar. Wir gönnen uns den besten Stellplatz in der vordersten Reihe, mit Zugang zum Strand. Der Weg ins Meer beträgt knappe 50m. Es ist so schön, dass wir hier 3 Nächte bleiben werden. Wir gehen schwimmen, spielen Backgammon, Schach und Menschärgerdichnicht etc., leben in den Tag hinein und genießen es einfach. Eigentlich wollten wir morgen weiter in Richtung Paestum (südlich von Salerno) – aber wieso die Hektik?!? Wir bleiben noch einen Tag länger und genießen unser Leben.

Heute (Donnerstag) Abend werden wir hier auf dem Campingplatz essen gehen. Der Besitzer des Platzes ist eigentlich Koch und der Fisch hier könnte nicht frischer sein. Yummy! 

Wir genießen heute, Freitag, 31.05.24, den letzten Tag an diesem traumhaften Strand. Es ist sonnig, aber windig geworden, das Meer ist kräftig aufgebraust und es ist nicht ganz so easy ins Wasser rein und wieder raus zu kommen.

Heute besichtige ich auch mal die nahegelegene Archäologische Ausgrabung "Scolacium“. Eine alte, zunächst griechische Stadt „Skilletion“ und nach der Eroberung durch Hannibal dann römisch „Minervia“.  Ausgegraben wurde eine alte gepflasterte Straße, ein großes Aquädukt, ein Thermalbad, ein Amphitheater, ein Theater mit ca. 5000 Plätzen und eine später (11.Jh.) gebaute Kirche.  Ich (HaDi) mag alte Steine und finde es immer wieder interessant solche Orte zu besichtigen. Das angegliederte Olivenölmuseum und eine Ausstellung weiterer Fundstücke runden den Besuch ab. Wirklich eine schöne Abwechslung.

Samstag, 01.06.2024 (310km, gesamt: 3051km)

Wir verabschieden uns aus unserem Paradies und machen uns auf den Weg in Richtung Norden. Paestum ist unser Ziel. Paestum gehört zum Distrikt Salernos – einer Stadt südlich von Neapel. Paestum ist als Weltkulturerbe anerkannt, da hier archäologische Ausgrabungen eine Ruinenstadt zu Tage gebracht haben. Die Stadt war ca. 600 vor Christus als Poseidonia bekannt.

Da HaDi gerne was von der Landschaft und der Ortschaften sehen möchte, navigiert er uns „ohne Autobahnen und Mautstraßen“.

Ich fahre…      Unser Gefährt ist 7,50 lang und knapp 3,20 hoch…

Solche Ausmaße vertragen sich nicht mit süditalienischen Bergdörfern. HaDi ist ob der Landschaft begeistert – ich habe Schweiß auf der Stirn. Es kommt, wie es kommen musste: Eine Umleitung wegen eines Dorffestes leitet uns auf eine „weiße“ Straße, die inmitten eines Dorfes endet. Außer uns fahren höchstens alte Fiat 500 rum. Über uns Wäscheleinen mit lupenrein gewaschenen alten Schlüppern. Hinter uns eine Fahrzeugschlange. Wir passen so gerade durch das Dorf, als die Umleitung will, dass wir abbiegen. Wie soll ich da um die Ecke kommen. Ich habe den Hafen auf! Was soll der Scheiß? Wenn man sich italienische Bergdörfer anschauen will, fährt man da nicht einem Wohnmobil herein!!

Irgendwie klappt es und wir schaffen es wieder auf eine „orange“ Straße. Was für ein Stress!

Die Landschaft ist zugegebener Weise aber sehr schön. Erstaunlich bergig und grün! Leider ist alles so dicht bewachsen, dass wir keine Möglichkeit haben mal anzuhalten und mit dem Hund zu gehen.

In Paestum kommen wir auf einem großartigen Stadtcampingplatz an. Die Betreiber sind total nett, alles ist unkompliziert. Es gibt tolle Duschen und die WC haben sogar Sitzflächen und Toilettenpapier! Aber: Der Stress geht weiter. Es ist Wochenende und der Platz fest in italienischer Camperhand mit unzähligen Kindern, die lachen, springen, mit Fahrrädern fahren etc. Booba ist völlig fertig, hat sich aber mit viel Zureden im Griff.

Zum Abendessen gibt es echte Spaghetti Carbonara und Rotwein. Ein nervenzehrender, aber auch wunderschöner Tag geht zu Ende….

Sonntag, 02.06.2024

Nach einem gemütlichen Frühstück und einer zweiten Hunderunde marschieren wir los, das Ausgrabungsareal soll erkundet werden. Wir haben Glück, jeden 1. Sonntag im Monat ist der Eintritt kostenfrei, das ist lieb und wir sparen 20€. Dafür kaufen wir für 10€ ein wirklich toll gemachtes Erklärheft, die nicht nur die Geschichte erzählt sondern auch geschickt mit Folien die Ausgrabung mit dem Glanz der Vergangenheit verbindet (siehe Fotos).

Die alte Stadt wurde irgendwo im 5/6.Jh. vor Christus von den Griechen gegründet und aufgebaut, wie übrigens viele Städte in Süditalien und Sizilien. Später haben die Römer dann die Macht übernommen und alles weiter ausgebaut. Die Tempel und Häuser wurden mehrfach umfunktioniert und natürlich durften Amphitheater und Badeanstalten nicht fehlen. So entstand eine bunte Mischung griechischer und italienischer (römischer) Kultur, bis alles im 8./9.Jh. verlassen wurde. Das Sumpfgebiet war zu bedrohlich und überflutete mehrfach die Stadt (so etwas passiert gerade in deutschen Städten – werden wir diese Bereiche auch eines Tages verlassen?) Erst im 17./18. Jahrhundert wurde die Stadt wiederentdeckt und ab Ende des 20.Jh. endgültig ausgegraben und erforscht. Es ist immer wieder interessant solche alten Steine zu besichtigen. Was mag von unserer Kultur in 2500 Jahren die Menschen faszinieren? 

Montag, 03.06.2024 (238km, Gesamt: 3289km)

Heute brechen wir schon früh unsere Zelte ab. Wir wollen zu einer nahegelegenen Büffelfarm, dort frühstücken und dann die Mozzarella-Produktion begutachten. Das klappt!

Der Bio-Hof ist perfekt auf Besucher eingerichtet, es gibt schon zum Frühstück leckere Büffelprodukte (Joghurt, Frischkäse, Eis) und dazu leckeres frisches Brot. Wir haben uns einer englischsprachigen Gruppe angeschlossen und werden über den Hof geführt. Nach etwas Geschichte, altes Werkzeug und Lobpreis auf die Produktion von (Büffel)Lederassescoires für sehr teures Geld erfahren wir etwas über die Hintergründe der Mozzarella-Produktion. Im 2.Jh. wurden Büffel aus Indien nach Italien importiert und daraufhin insbesondere im Süden das typische Mozzarrella erfunden. Der Hof hat ca. 300 Büffel für die Milchproduktion, 8 Bullen und 300 Jungtiere. Das genügt für täglich 400kg Käse, welches ausschließlich hier verkauft wird. Kein weiteres Geschäft, kein Export – nur hier.

Die Büffel leben in einem Laufstall, haben Massagegeräte und bekommen mehrmals täglich Mozart vorgespielt. Sie werden vollautomatisch über ein Chipsystem gemolken und gefüttert. Das alles für 9Liter Milch pro Tag – deutsche Kühe liefern da deutlich mehr! Aber eben keine Büffelmilch…..

Der Mozzarella wird hinter einer Glasscheibe von fleißigen Händen geformt und von dort in der Lake badend direkt nach nebenan zum Verkauf geschoben. Was soll ich sagen – außergewöhnlich lecker, aber wegen der Haltbarkeit von 3-4 Tagen nicht exportierbar sondern für den sofortigen Genuss gedacht – so machen wir es.

Von hier geht es dann weiter in die Abruzzen. Dieses Naturschutzgebiet im Zentrum von Italien bietet erstklassiges Panorama und wir freuen uns sehr drauf. Unser Campingplatz liegt bei „Barrea“ direkt oberhalb eines wunderschönen Bergsees. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir genau hier am See bereits 2017 auf dem Rückweg von Kasachstan die Natur bewundert haben.

Der Campingplatz liegt günstig am Ortsrand und die Besitzer sind sehr freundlich. Der Gründer, ein Mann weit jenseits der 80, ist noch super fit, mit Wanderschuhen ausgestattet und stolziert mehrmals über den Platz. In der Bar erfahre ich, dass er eine gewisse Berühmtheit in Italien erworben hat. Er ist einer der letzten klassischen Hirten, oder Wolfsjäger der Abruzzen, taucht bei allen sportlichen Großereignissen in seiner klassischen Kleidung auf, hat ein in Italien bekanntes Buch über die Abruzzen geschrieben und arbeitete sehr lange als Bergführer in den Abruzzen. Sein persönliches Highlight war die Bezwingung des K2, dem zweithöchsten Berg der Welt, welcher allgemein als schwierigster Achttausender gilt. Jetzt wundert mich seine Fitness nicht mehr.

 

Dienstag, 04.06.2024

Heute genießen wir die wunderbare frische Luft hier in den Bergen und werden eine Wanderung unternehmen. Komoot hat viele Touren im Angebot, wir wählen die 9km-Tour . Die Wanderung führt wunderschön durch die Wälder, wir sind begeistert. Nach etwa 5km geht es dann jedoch steil bergab über einen steinigen Trampelpfad. Das ist anstrengend für die Knie – nur Booba ist in seinem Element. Als Pathfinder marschiert er stramm voran und verjagt die eine oder andere Schlange. Später lese ich, dass es auch ziemlich giftige Schlangen (Viper-Arten) hier gibt, welche gerade für Hunde gefährlich werden können. Da hat der Dicke mal Glück gehabt, dass keine auf Angriff aus war!

Abends finden wir das einzige geöffnete Restaurant und genießen sehr leckere Pasta und Pizza. Ein schöner Tag!

Mittwoch, 05.06.2024 (305km, Gesamt: 3594km)

Über schöne Straßen fahren wir weiter durch die Abruzzen in Richtung Norden. Die Landschaft ist einfach nur traumhaft und die Fahrt ein Genuss. Mittags stoppen wir in Rieti direkt an der beeindruckenden Stadtmauer. Hier gibt es wirklich super leckere Melone und Kokosnuss zur Stärkung. Die Gegend ist wirklich eine Reise wert und wir werden hier nochmal mit den Motorrädern ein paar Touren drehen, ganz sicher!

Das Ziel heute ist ein Campingplatz am Lago Trasimeno. Wir haben Glück, noch ein freier Platz ist verfügbar. Alles in deutscher, niederländischer und schweizer Hand. Der Platz ist wirklich TOP mit Zugang zum See, Pool und allen Annehmlichkeiten moderner Campingplätze. Hier könnte man länger bleiben, aber die Arbeit ruft, denn wir wollen morgen versuchen im Raum „Parma“ einzutreffen, um eine Käserei und eine Schinkenproduktion zu besichtigen. Wir lieben es ein Land auch über seine Spezialitäten zu erkunden. HaDi hat by the way den ganzen Camper mit Pasta-Produkten gefüllt. Hoffentlich sind wir in Österreich nicht überladen.

Donnerstag / Freitag, 06./07.06.2024 (385km, Gesamt: 3979km)

Tja es ist der Rückweg – wir wollen auf keinen Fall verpassen noch ein paar Leckerchen aus der Emilia-Romangna mit zu nehmen. Auf dem Hinweg haben wir zwar Parma geschrabbt, haben aber keinen Parmesan, Balsamiko oder Schinken mitgenommen. Und so hat HaDi südlich von Parma – in dem Dorf Langhirano eine Käserei gefunden, die auch Führungen anbietet und dann später einen Schinkenbetrieb, der nicht nur durch die Herstellung führt, sondern Campern auch anbietet dort stehen zu bleiben.

Also haben wir einen Plan und „reiten los“. Am frühen Nachmittag kommen wir an der Käserei an und haben leider etwas Pech. Man kann spontan keine Führung anbieten, da man zu wenig Personal hat. Macht nix – die Leute sind so nett, dass wir ein paar Fotos schießen dürfen und auf großen Tafeln im Eigenstudium die Geheimnisse des Parmesan lernen. Außerdem decken wir uns natürlich mit 12, 24 und 36 Monate altem Parmesan ein!

Danach geht es weiter zum Parmaschinken. Hier haben wir noch größeres Pech. Wir kommen gerade an, als der Laden zu macht – etwas vor der Zeit. Zwar bekommen wir die Erlaubnis für 10 Euro die Nacht dort stehen zu bleiben, aber HaDi empfindet die Leute als wenig freundlich und den Stellplatz (Schotterparkplatz) unattraktiv - so sucht er weiter. In knapp einer Stunde Entfernung gibt es einen kleinen Landwirtschaftlichen Betrieb, der sich auf Lavendel spezialisiert hat. Wir rufen an und haben Rita am Draht. Wir dürfen vorbeikommen – sie hat allerdings schon zwei weitere Pärchen als Gäste. Macht nix!

Vor Ort bekommen wir einen der vier Stellplätze und wenig später ist der vierte Platz auch belegt. Leider mit einer Familie mit zwei kleinen Kindern. Nun denn – da muss Booba wieder etwas an seiner Sozialkompetenz trainieren. Das macht er übrigens sehr gut! Am nächsten Morgen fahren alle drei Parteien weg und wir entscheiden noch eine Nacht länger an diesem magischen Ort zu verweilen. Der ganze Lavendelgarten gehört nun uns alleine!

Wir stehen oberhalb einer gepflegten, kurzgeschnittenen Wiese mit 24 Reihen Lavendelpflanzen. Es duftet herrlich und überall summt es. In der Ferne sieht man den Ort Albinea mit einem sehr malerischem Kloster – „ Beata Vergine di Loudres“. Es gibt unzählige Zitronenfalter, die verliebt um sich herum über dem Lavendel tänzeln. Am späten Abend, als die Sonne untergeht, ändert sich die Stimmung zur „Goldenen Stunde“ nochmals. Es ist wunderbar hier – ein Frieden, der einen wahnsinnig entspannen lässt. Die Überraschung kommt, als die Nacht einbricht. Es gibt nur wenig Lichtverschmutzung auf dem Land. Man sieht den Sternenhimmel und ein Blitzen über dem Lavendel – ein Glitzer! Unzählige Glühwürmchen geben alles. Leider ist das auf den Fotos nicht fest zu halten – was für ein Zauber!

Dadurch, dass wir zwei Tage hierbleiben, haben wir einen ganzen Tag die Umgebung kennen zu lernen. Es wird bis 29 Grad warm und es geht kaum ein Lüftchen. Unser armer „Dackel“ kommt an seine Grenzen. Eine knapp 7 km Wanderung gibt ihm den Rest. Er will nur noch im Schatten liegen und pennen. Ok, es soll ja Urlaub für uns alle sein. Und so kommt zum Summen der Insekten auch noch das sonore Schnarchen des Rottweilers. 

Am Nachmittag erzählt uns Rita noch etwas über ihre Lavendelprodukte. Natürlich können wir nicht widerstehen und versorgen uns mit reichlich Lavendeldüften. Der Hammer ist das Lavendelessig – großartig. Da Rita auch eine ganz edle Balsamikovariante einer Nachbarin vertreibt, kosten wir diese natürlich auch und decken uns ein, eine süße Variante für Käse und Dessert und eine eher saure für Gemüsedips. Damit haben wir fast alles – vielleicht gibt es morgen auf dem Heimweg ja noch eine kleine Schinkenfabrik…….