Washington-Olympic NP
Ein kleiner Trip zwischendurch? Ja- das geht, wenn zwei Motorräder in den USA stehen, zugelassen und startklar sind. Nach den Backcountry Discovery Roads in Washington und Idaho (2018) haben wir uns für diesen Trip den Olympic National Parc im äußersten Nordwesten der USA ausgesucht. Diese Halbinsel ist geprägt von einem der größten Küstenregenwälder der Welt (ideale Voraussetzung für Motorradtrips?) und dem Mt. Olympic.
Unser Trip beginnt am Samstag, 01.06.2019 in Vancouver/WA (nicht zu verwechseln mit Vancouver in Canada). Wir planen im Uhrzeigersinn eine große Runde durch Washington zu fahren . Travis – unser Freund und Versorger der Mopeds – gibt uns den Tipp zunächst einen kleinen Abstecher zum Flugzeugmuseum in McMinnville einzubauen und natürlich auch die Molkerei des bekanntesten Käse der USA in Tillamook zu besuchen. Klar nehmen wir einen solchen TIP an und fahren eben erst einmal etwas weiter südlich in Richtung Westküste. Da zunächst der Großraum von Portland durchquert werden muss ist der Beginn der Reise ist geprägt von großen Verkehrsstraßen bis McMinnville. Das Flugzeug und Raumfahrtmuseum ist wirklich beeindruckend und es sind weit über 100 Exponate ausgestellt. Unter anderem das größte Wasserflugzeug der Welt mit wahnsinnigen acht Triebwerken.
Der weitere Weg nach Tillamook führt uns dann aber schon über schöne kleine Landstraßen zunächst in Richtung Norden und dann durch süße kleine Dörfer und landwirtschaftlich geprägte Landschaften in Richtung Westen. Die Molkerei ist ein echter Touri-Magnet mit Parkplatz für mehrere Hundert PKW und riesigen Menschenmassen die die Molkerei besichtigen wollen – und das für einen rechteckig verpackten Käse – nix von Käselaib und Käserinde, nein rechteckige praktische Portionen mit verschiedenen Altersangaben und Geschmacksrichtungen. Das hat nix mit klassischen Schweizer, Holländer oder französischen Käsesorten zu tun – aber er schmeckt. Hier in Tillamook kommen wir auch erstmalig auf die US101 – eine wirklich berühmte und sehenswerte Straße an der Westküste der USA, die uns auf dieser Reise als Richtschnur und Hauptorientierung dient.
Unseren ersten Campingplatz der Reise finden wir dann auch direkt am Pazifik, nur etwa eine halbe Stunde nördlich bei Barview. Hier können wir den wunderschönen Sonnenuntergang über dem Pazifik erstmalig in vollen Zügen genießen.
Sonntag, 02.06.2019
Heute ist zunächst einmal das Augenmerk auf Astoria gerichtet, eine süße kleine Stadt an der Mündung des Columbia River, berühmt als Filmlocation für viele bekannte Filme wie „Free Willy“, „Die Goonies“ und „Kindergartencop“. Da wir Filmjunkies sind besuchen wir natürlich viele der Originalschauplätze und sind sehr glücklich. In Richtung Norden führt uns die 101 dann erst einmal über eine beeindruckende Brücke. Sie ist 7km lang und für die großen Ozeanriesen hat sie unmittelbar an Astoria grenzend eine lichte Höhe von mehr als 200m über dem Fluss– das macht Eindruck wenn man mit Motorrädern diesen „Berg“ der Auffahrt erklimmt und oben dem Seitenwind ausgesetzt ist.
Nördlich von Astoria suchen wir uns einen Campingplatz – erneut am Strand. Diesmal ist es ein KOA-Campingplatz den Julia schon 2013 auf ihrem Weg von Alaska gen Süden besucht und in guter Erinnerung behalten hat. Tatsächlich erkennen die Besitzer Julia wieder und wir bekommen sogar die gleiche Parzelle.
Montag, 03.06.2019
Heute ist es wirklich kalt als wir gegen 09:30 Uhr losfahren. Schon nach einer guten Stunde sind wir echt durchgefroren – es ist doch Sommer! Wir finden in absoluter Einsamkeit zufällig ein kleines Schmuckstück. Eine kleine „Vinery“, die nicht nur Wein herstellt, sondern auch Mahlzeiten in einem wunderschönen und gut beheizten Wintergarten anbietet. Wir erfahren, dass das Weingut in den USA zu den TOP20 der Weingüter und das Restaurant von „USA Today“ sogar an Platz 5 der Wein-Restaurants gelistet ist.
Gut gestärkt geht es über Aberdeen der 101 folgend in Richtung Norden. Der „Lake Quinault“ ist unser Tagesziel. An diesem bildhübschen See finden wir auch direkt neben einer historischen – heutzutage luxuriös restaurierten – Lodge einen kleinen beschaulichen Campingplatz. Hier können wir auch erstmalig eine kleine Wanderung in den Regenwald unternehmen und den Wald erlaufen, denn es gibt gut ausgewiesene Wanderwege. Ja- neben den Motorradkilometern werden wir in diesem Urlaub über 180km wandern! Die Wanderwege hier sind traumhaft und führen tief in den unberührten Regenwald mit den beeindruckenden Regenwaldfichten und riesigen Lebensbäumen. Diese sind zwar nicht ganz so groß wie die Bäume im Redwood NP (Douglasien), aber immer noch beeindruckend mit einer Höhe von knapp 60m und einem Stammumfang von knapp 20m.
Dienstag, 04.06.2019
Bisher hatten wir Glück mit dem Wetter, es war zwar kalt aber durchgängig zumeist sonnig, also doch kein Regenwald? Leider doch – die Wetter-App kündigt schwere Regenfälle ab Donnerstag an, welche vom Westen in den Nationalpark hineinziehen sollen. Da wir grundsätzlich versuchen die Natur auf unserer Reise zu beachten entscheiden wir kurzerhand die Richtung der Route zu ändern und zunächst in Richtung Seattle abzubiegen. In der Großstadt werden wir ein Hotel haben und Regen trifft uns nicht so hart wie auf dem Moped. Wir fahren also in Richtung Osten. Da es in diese Richtung aber nur sehr wenige asphaltierte Straßen gibt, bekommen wir doch noch ordentlich Schotter unter die Stollenreifen.
Über die „Donkey Creek Road“ fahren wir zunächst in Richtung „Wynochee Lake“, ein einsamer See inmitten des Olympic NP. Die Route ist eigentlich gut zu finden – bis kurz vor dem See ein Schild auftaucht „Private Property“. Entgegen dem deutlichen Protest von Julia entscheide ich, dass wir in dieser absoluten Einsamkeit der Route über das Privatgelände folgen. Ich habe keine Lust mich hier zu verirren und der Gerrräät sagt, dass das die richtige Strecke ist. Leider weit gefehlt – alle Schotterwege die wir probieren sind irgendwann zugewachsen und unpassierbar – immer wieder versuche ich es, bis ich nach gefühlten 20 Fehlversuchen kleinlaut aufgeben muss und zurück auf den Haupt(schotter)weg fahre. Und was soll ich sagen – nach knapp 20 Minuten finden wir den Wynochee Lake völlig problemlos und von dort an sogar eine asphaltierte, wunderbare Straße.....
Am frühen Abend finden wir erneut einen tollen Campingplatz am „Lake Cushman“. Hier genießen wir das Bad im doch ziemlich frischen See, eine kurze Wanderung am Ufer und großartiges Steak vom offenen Feuer.
Mittwoch / Donnerstag, 05./06.06.2019
Über Internet finden wir ein Hotel im Zentrum von Seattle, ein Holiday Inn ganz in der Nähe des Wahrzeichens der Stadt – dem Space Needle. Von dort können wir die Stadt an zwei Tagen zu Fuß erkunden. Günstig? Für die Verhältnisse der Stadt mit knapp 300$ pro Nacht – zuzüglich Parkgebühren......
Die Anreise ist traumhaft. Wir fahren eine gefühlte Ewigkeit an einem der vielen extrem tief ins Land hineinreichenden Buchten vorbei, die der Pazifik hier ins landesinnere gefressen hat (schon fast vergleichbar mit den Fjorden in Norwegen) und erreichen irgendwann Bremerton – ebenfalls an einer der riesigen Buchten (Puget Sound). Von hier gibt es eine Fähre (1 Stunde Fahrtzeit), welche direkt im Zentrum von Seattle ankommt. Schon auf der Anfahrt bietet sich ein großartiger Blick auf die Skyline von Seattle. Nach nur knapp 2km durch den Stadtverkehr erreichen wir unser Hotel – so einfach sind wir noch nie in eine solche Großstadt hinein gefahren.
Seattle bietet wirklich viel und wir können nicht alles aufschreiben – aber die Stadt gehört zu den schönsten, die wir auf unseren Reisen besucht haben. Die Mischung moderner und alter Gebäude, der Space Needle und der berühmte Markt am Hafen sind nur einige der Höhepunkte der Stadt.
Aber unsere beiden Higlights sind die „Unterweltführung“ und das Restaurant „Rider“. Julia hatte mir irgendwann im Frühjahr beim Einkaufen eine Grillzeitung aus dem Kassenbereich eines Supermarktes mitgebracht. Darin war ein kurzer Bericht über die besten Grillrestaurants der Welt – eines davon war eben in Seattle – damit war klar wo wir hingehen müssen. Was soll ich sagen – wir haben einen Platz unmittelbar an dem mächtigen Grill mit offenem Feuer bekommen und den Köchen über mehrere Stunden über die Schultern geschaut und nebenbei großartig gegessen. Dieser Grill, die Zubereitung der Speisen und die Freundlichkeit des Personals waren unbeschreiblich - es gipfelte darin, dass der Inhaber uns persönlich den Hauptgang servierte und etwas zu den Waren und die Zubereitung erzählt. Alles Weitere können nur die Fotos im Ansatz wiedergeben.
Das weitere Highlight haben wir durch Zufall auf unserem Tourplan der „Hop-on-Hop-off“-Busse gefunden. Eine Führung durch die Unterwelt der Stadt. Also lassen wir uns mal auf diese Führung ein – hört sich interessant an.......
Die Führung beginnt in einem kleinen Raum in der Altstadt von Seattle. In einer wirklich sehr lockeren lustigen Art wird die Geschichte der Stadt erzählt. Sie wurde fälschlicher Weise direkt am Ufer gegründet, wuchs wegen des Goldrauschs in Alaska auch extrem schnell - hatte nur ein Problem - sie wurde regelmäßig von der Flut heimgesucht und mit Meer- und Abwasser (welches während der Ebbe zunächst ..... ins Meer floss). Denn wie sagte die Fremdenführerin sinngemäß:: Die Bevölkerung damals wie heute hört gerne auf ein „Großmaul und Selbstdarsteller“ J. Irgendwann gab es ein riesiges Feuer, welches die Stadt weitestgehend zerstörte. Beim Wiederaufbau wollte man den Fehler beheben, aber die Stadt auch nicht komplett neu bauen....kurzerhand wurden die Straßen um mehrere Meter extrem aufgeschüttet, so dass das ehemalige Erdgeschoß unterhalb des Straßenniveaus lag. Der so entstanden Graben zwischen Straßen und Gebäuden erschwerte wiederum den Weg von der Straße in die Häuser (Leiter auf und ab), so dass der Graben kurzerhand überbaut wurde. In diesen entstandenen Hohlraum brachte uns die Führung. Noch heute sind viele Gehwege der Altstadt von einem „Tunnelsystem“ unterhöhlt und hier sieht man Häuserfassaden aus der Goldgräberzeit. Eine tolle Tour.
Ach ja – Wetter......während einer Pause in der Sonne auf der Restaurantterrasse am Hafen hatten wir einen großartigen Blick auf die unwetterartigen Regenfälle im Nationalpark – alles richtig gemacht.
Freitag, 07.06.2019
Wir machen uns wieder auf in Richtung Olympic NP und verlassen Seattle mit der Fähre zurück nach Bremerton. Von hier allerdings fahren wir jetzt sofort in Richtung Norden. Es ist kalt und leicht regnerisch - aber nicht zu vergleichen mit den Sintfluten des Vortags. Gegen Mittag wird das Wetter immer besser. Ganz zufällig finden wir an einer Landzunge den süßen Ort „Port Gamble“. Während der kurzen Pause kommen wir ins Gespräch mit der Verkäuferin, welche uns dringend empfiehlt die Nacht auf dem Campingplatz von Port Townsend zu verbringen. Dieser liegt an der Spitze einer kleinen Halbinsel, am Fuße einer beeindruckenden Fort-Anlage aus dem 1.Weltkrieg. Hier – in Richtung von Kanada sind gewaltige Geschützanlagen erkennbar – zum Glück erklärt ein Vater seinem Sohn (und HaDi) die historischen Hintergründe. Ach ja – die Unterkünfte der Soldaten waren Filmkulisse des Films „Ein Offizier und Gentleman“ mit Richard Gere.....wie gesagt, wir sind Filmjunkies. Am Abend gibt es dann Live Country Music im Gefängnis der Kaserne – das nenne ich mal Jailhouse-Rock.
Samstag/Sonntag, 08./09.06.2019
Unser nächstes Ziel ist Port Angeles, nicht sehr weit weg und ganz im Norden des Parks. Hier wollen wir ein Base-Camp errichten. Wir finden einen wirklich toll ausgestatteten KOA-Campingplatz und buchen uns für zwei Tage ein. Von hier wollen wir die Hurricane Ridge – den bekanntesten Aussichtspunkt im Olympic NP – und die Sol Duc Wasserfälle besuchen.
Schon am Campingplatz sehen wir, dass in den Bergen die Wolken aufziehen. Trotzdem versuchen wir es und fahren die knapp 30km hinauf zum Aussichtspunkt auf 1598m Höhe. Leider kommt es wie erwartet, die Wolken sind schneller, die Sicht gleich null und neben der Kälte und dem Regen wird aus Regen auch noch Schneefall und oben angekommen gibt es noch reichlich Schnee zu bewundern. Ab und an reißen die Wolken für Sekunden auf und man kann den großartigen Blick über die Bergkämme erahnen – Schade, aber das Wetter kann man sich nicht aussuchen.
Als wir am Sonntag früh aufstehen sind die Wolken weg und nach kurzer Überlegung fahren wir erneut hoch zur HurricaneRidge und was soll ich sagen – es hat sich gelohnt. (siehe Fotos). Aber wir haben noch viel mehr vor heute. Zunächst fahren wir an der Südküste des traumhaften Lake Crescentvorbei. Der See aus der letzten Eiszeit ist bei einer Fläche von 21qkm 19km lang, 2km breit und bis zu 190m tief. Ziemlich genau in der Mitte beginnt unsere erste Wanderung an diesem Tag durch den Regenwald zu einem Wasserfall. Die MarymereFalls sind wunderschön und die Wanderung in jedem Fall lohnenswert. Mittagspause gibt es am See in einer Lodge – erneut sehr luxuriös hergerichtet. Hier im Olympic NP tut man viel für tolle Urlaubstage.
Nach der Stärkung geht es weiter zu den Sol Duc-Wasserfällen. Erneut beeindruckt der Regenwald. Schon auf der Wanderung zu den Fällen sind wir verzaubert – irgendwie sind diese riesigen Bäume eben mehr als nur ein Wald! Und der Wasserfall ist nicht weniger beeindruckend. Wahnsinn, welche Wassermengen dieser kleine Bergbach transportiert und über die Kante rauschen. Neben den Bildern ist das laute durchdringende Getöse des Wasserfalls beeindruckend.
Etwas unterhalb der Wasserfälle gönnen wir uns am späten Nachmittag dann eine Stunde der Erholung, denn es gibt auch noch die Sol Duc Hotsprings. Nicht zu vergleichen mit den natürlichen Hotsprings in Kanada, auf der BDR und in Costa Rica, aber die 5 unterschiedlichen Pools sind gut ausgebaut und unterschiedlich temperiert. Leider haben die Erbauer durch die klassische Schwimmbadform den typischen Schwefelgeruch nicht elemenieren können. Müde und voller Eindrücke kommen wir erst spät zurück zum Base Camp.
Montag, 11.06.2019
Unser heutiges Ziel ist der äußerste Nordwesten der USA, das sogenannte Cape Flattery. Nach einem Frühstück am Meer, wo wir mindestens 20 Golden Eagle und Weißkopfseeadler am Strand beobachten können, geht es über die wunderschöne Küstenstraße nach Nordwesten. Das Kap liegt in einem Indianerreservat mit 180 Familien, so dass wir in Neah Bay einen Obolus entrichten müssen. In diesem Reservat leben die Makah Indianer – im Original: „Kwih-dich-chuh-aht“ (Qʷidiččaʔa·tx̌).
Das Cape Flattery ist ein wirklich lohnenswertes Ziel. Nach einer kurzen Wanderung durch den Wald kommen wir an dem Felsen an, der die nordwestlichste Ecke der USA markiert. Ein alter Indianer steht hier den ganzen Tag und erzählt die Geschichte des Ortes und seines Volks.
Da wir viel gelaufen sind, der Tag nicht mehr ganz frisch und die Frage der Route völlig ungeklärt nehmen wir nahe der Ortschaft „Waatch“ einen Campingplatz, welcher wirklich wunderschön gepflegt ist, gut ausgestattet und direkt am Meer liegt – nur Einkaufen geht hier nicht....gut dass wir ausnahmsweise mal vorgesorgt haben. Wir genießen unser getrocknetes Schnellmenu mit Bier und Rotwein – lecker!
Dienstag, 12.06.2019
Gut dass wir gestern nicht weiter gefahren sind.....die laut Kartenmaterial eigentlich vorhandene Wege sind unpassierbar, nicht vorhanden, weggespült oder was auch immer – jedenfalls nicht befahrbar. Wir müssen also einen kleinen Umweg in Kauf nehmen, um nun in Richtung Süden die Reise fortzusetzen.
Die Fahrt sowohl über die kleineren Straßen als auch über die schon erwähnte 101 ist wie immer ein echtes Erlebnis. Unser erstes Tagesziel ist Ruby Beach. Wie alle wirklich traumhaften Strandabschnitte im Nordwesten der USA gibt es auch hier Unmengen an altem, weißen Treibholz im dunklen Sand. Ebenso prägen die vielen kleinen und größren Felsen die raue Küstenlandschaft. Seinen Namen allerdings hat dieser Strand von den vielen roten Kristallen (Rubin-ähnlich) im Sand, welche allerdings wertlos sind L.
Weiter Richtung Süden finden wir am Abend den traumhaften Kalaloch-Campground. Unser Zelt steht im Wald neben einer Großfamilie, die uns sofort freudig aufnimmt und am frühen Morgen mit frisch aufgebrühtem Kaffee versorgt. Kommt man aus dem Wald heraus, so landet man direkt am weitläufigen Strand, den wir für einen ausgiebigen Spaziergang nutzen. Hier am Strand steht der berühmte „Kalaloch Tree“, ein Baum, dessen Wurzeln durch die Meeresbrandung über viele Jahre ausgespült wurden, so dass der Eindruck entsteht er würde in der Luft hängen. Was die Natur so alles hervor bringt.....
Zum Abendessen verzichten wir heute auf unser Trockenfutter, wir gönnen uns ein ausgezeichnetes Abendessen in der Kalaloch Lodge, welche etwas südlich des Campingplatzes liegt und von dessen Terrasse wir einen traumhaften Sonnenuntergang über dem Pazifik bewundern dürfen. Hier sinnieren wir über die Möglichkeiten eines Wohnsitzes – wir können uns nur wenige schönere Orte vorstellen als dieser Küstenabschnitt am Pazifik!
Mittwoch, 13.06.2019
So ganz langsam neigt sich der Urlaub dem Ende zu. Wir wollen diese letzte Nacht an einem Ort verbringen, den wir zu Beginn der Reise durch Zufall gefunden hatten. Der 101 folgenden geht es nach Süden, mal am Pazifik, mal mehr im landesinneren, aber immer landschaftlich und fahrtechnisch reizvoll bis entspannend, aber nie langweilig. Und dann müssen wir auch noch einmal über diese wahnsinnige Brücke bei Astoria, die aus Richtung Norden kommend nochmals beeindruckender ist, da man bereits mehrere Kilometer über dem Fluß fährt, bevor es eine Rampe steil bergauf geht um auf die Höhe von mehr als 200m über Flußpegel zu gelangen.
Aber unser Ziel ist noch etwas weiter nördlich, es ist der kleine Künstlerort „Canon Beach“. Es ist zwar sehr touristisch, aber trotzdem irgendwie anheimelnd. Wir finden einen wunderbaren Campingplatz am Ortseingang, unsere Parzelle ist über eine kleine Holzbrücke zu erreichen, über die wir unsere Motorräder schieben dürfen. Canon Beach ist wirklich eine lebendige wuselige Kleinstadt mit Flair. Wir wandern zunächst über den Strand, denn hier findet man im Meer einen der größten Küstenmonoliten der Erde, den Haystack-Rock. Die Naturschützer erzählen uns, dass er vom Ausbruch des Yellowstone-Vulkans stammt – das wären etwa 1500km weiter östlich. Früher wäre er auch nicht an der Küste gewesen, sondern etwa 2km von der Küste entfernt. Geologie kann echt interessant sein, denke ich! Der Fels ist Heimat einer beeindruckenden Meeresfauna und Naturschutzgebiet – und Schauplatz des Films „Die Goonies“. Im Film liegt der Fels unmittelbar neben Astoria, da die Kinder mit Kinderfahrrädern dort hin fahren – tatsächlich ist er über 25km südlich von Astoria zu finden. Filmwahrheiten....
Am Abend lass ich mich überreden Austern zu probieren – ich kenne diese Dinger nur in fies – nach Schnupfen schmeckend......hier am Pazifik gibt es sie aber millionenfach (die Schalen werden als Baumaterial für Zäune und Wände genutzt oder liegen bergeweise am Strand und in der Landschaft rum) und die liebste Zubereitung der Amerikaner ist die frittierte. Und so schmecken die Dinger hervorragend, was für ein Unterschied zu den hochgelobten mit Zitrone und Champagner servierten rohen High-society-Glibberschnupfendingern........ich liebe sie und konnte kaum genug davon bekommen.
Donnerstag, 14.06.2019
Heute geht es zurück nach Vancouver/WA, wir wollen den Freitag zur Motorradpflege nutzen bevor es am Samstag nach Hause geht. Diesen letzten tag nutzen wir noch einmal, um über kleine Straßen, durch kleine Ortschaften und über viele kleine und größere Pässe in Richtung Osten zu fahren, bevor wir bei Longview wieder auf den Columbia River treffen. Es ist ein wirklich toller letzter Motorradtag, der nur von den mittlerweile wirklich ruinierten Reifen getrübt wird, Die Stollen sind auf 0,0mm Restprofil runter gefahren und in Kurven gibt es das typische Kippen der nicht mehr runden Reifen. Ab Longview entscheiden wir uns gegen den Highway und finden noch ein paar traumhafte Straßen. An einer Stelle haben wir nach links den freien Blick über das Tal des Columbia River, nach rechts sehen wir den beeindruckenden Mt. Adams. So genießen wir die letzten Kilometer bevor wir bepackt mit vielen Eindrücken bei Travis eintreffen.
Insgesamt waren es dieses Mal 1500Milen, also knapp 2500km in diesem eben nicht so regnerischen Regenwald.