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zu Hause!

 

Wir waren wieder mit unserem Wohnmobil unterwegs. Wir aben eine kleine Winterflucht nach Spanien unternommen

Aktuelles

Wir haben umgesattelt.

- zumindest teilweise :-) 

 

2021 haben wir uns in Düsseldorf in ein Wohnmobil "schockverliebt". Nach 12 Monaten Wartezeit ist "MANNI" im August 2022 endlich angekommen. Nach ein paar Kurztrips in die Eifel, an die Mosel und nach Bayern ging es am 14.11.22 zum ersten richtigen WoMo-Urlaub gehen. Wer uns kennt, der weiß, dass das kein 0-8-15 Urlaub wurde. Wir lieben die Herausforderung und deshalb ging die erste Tour nach Norden durch Finnland und Norwegen. Denn wir hofften darauf die Polarlichter zu sehen. 

2023 folgte dann der zweite größere Urlaub, einmal die Moldau von der Quelle bis zum Zusammenfluß mit der Elbe.

 

Alles über unser neues Gefährt erfahrt ihr unter "Fahrzeuge", die ersten Touren stellen wir wie gehabt hier ein. Ihr findet die Tour en unter "Europa / *Polarlichter" und unter "Europa/*Moldau". Zukünftig sind alle Wohnmobil-Touren mit einem *gekennzeichnet.

 

Viel Spass beim Lesen

Julia und HaDi

F.A.T. - Stammtisch Westerwald

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Schottland

Auf den Spuren von Erik Peters - ein echtes Idol für uns!  "Motorradreisender.de"

Am 03.08.2020 geht es los. Wir starten am frühen Morgen und machen uns auf den Weg nach Amsterdam. Von Ijmuiden geht es per Nachtfähre nach Newcastle, der nördlichsten Stadt in England die per Fähre erreichbar ist. 

Von dort werden wir dann an 17 Tagen Schottland und hoffentlich auch einige Inseln erkunden. Wir sind gespannt, haben wir doch schon so viel über dieses tolle Land im Norden Europas gesehn und gelesen. 

Als grobe Richtschnur dient uns die Route von Erik Peters, die er in seinem Film "Highlands and Islands" so wunderbar beschreibt, dass man garnicht anders kann als loszufahren. Begleitet uns auf dieser wunderbaren Urlaubstour im Sommer 2020!

Montag/Dienstag, 03./04.08.2020 (600km)

 

Endlich! Ein lang gehegter Wunsch wird wahr. Wir reisen nach Schottland! HaDi hat versprochen immer vorzufahren, da ich mit meiner rechts/links Schwäche und dem Linksverkehr zu ängstlich bin.

Wir fahren von Vettelschoß aus in einem Rutsch bis Amsterdam um von Iljmuinen aus die Fähre nach Newcastle / England zu nehmen. Abgesehen davon, dass wir kurz vor der Fähre in einen heftigen Wolkenbruch kamen, lief eigentlich alles optimal. 

Die Princess of the Seaways ist ziemlich leer und so stehen unsere beiden Gefährten ziemlich einsam auf dem Riesendeck. Das Schiff ist toll, super sauber und in Schuss. Nach einer ruhigen Nacht kommen wir in Newcastle an und es regnet vom ersten Moment an. Da man inzwischen durch den Zoll muss, stehen wir erstmal ca. 20 Minuten im Regen und warten auf die Zollbeamten. Danach rollen wir die ersten Meter im Linksverkehr. Mann! Das ist gewöhnungsbedürftig. Insbesondere in den Kreisverkehren, die oftmals mehrspurig sind. An der ersten Tankstelle tanken wir und überprüfen den Luftdruck. Mein Motorrad hatte in den ersten Tagen mit den neuen Schluffen drauf gerade vorne viel Luft verloren und so war mir das wichtig, hier noch mal nach zu schauen. Das kostet hier auf der Insel Geld. 1 Pfund Mindesteinsatz, dann jedoch für 5 Min. Meine Schwester hatte mir noch Kleingeld von ihrem letzten Schottlandbesuch gegeben und so konnten wir direkt loslegen. Allerdings klappte es nicht. Wie wir dort so etwas ratlos stehen kommt der erste Brite und bietet uns Hilfe an. Als er unsere Pfundstücke sieht, lacht er. Die gibt es schon seit Jahren nicht mehr - deshalb funktioniert es nicht. Kurzerhand spendiert er uns einen neuen Pfund und siehe da: es klappt!

Was für nette Leute die Engländer doch sind. Und so geht es eigentlich weiter mit den freundlichen Briten - alle grüßen uns und freuen sich. Sehr, sehr sympathisch!

 

Leider regnet es permanent und ohne unterlass... Nach und nach sind wir trotz Regenkleidung durchgeweicht mit schrumpeligen Fingern. Wir sind teilweise durch so große Pfützen gefahren, die wären in manchen anderen Ländern als Flussdurchfahrten durchgegangen!!! Obendrein kommt dann noch der böige Wind, der das Motorrad ohne Vorwarnung um einen knappen Meter zur Seite versetzt. Ein gruseliger erster Fahrtag. Da alles so nass und auch so windig ist, halten wir nur zu kleinen Pausen an, um uns kurz bei einer Tasse Tee aufzuwärmen und machen keine Fotos.

 

Nach 257 km kommen wir in dem kleinen Ort Linlithgow an und geben für heute auf. Wir nehmen eine Suite im „Court Inn“ Hotel - einem alten Gerichtsgebäude. Unser Zimmer ist der ehemals größte Gerichtssaal. Sehr süß hier und warm, mit einer tollen Dusche!

 

Der Ort hat auch Scham, die Burg und eine alte Kirche sind sehr malerisch, aber es regnet auch am Abend noch ohne Unterlass und so werden auch hier nur rudimentäre Fotos gemacht. Danach geht es (erneut nach 20 Minuten regendurchnässt) in den nächsten Pub.

Mittwoch, 05.08.20 (273km, Gesamt: 873km)

 

Wie ja viele Leser wissen sind wir Polizisten. Und bei der Polizei gibt es eine internationale Organisation, die sich IPA - International Police Association nennt. Immer wenn wir reisen, versuchen wir über die IPA Kontakt zu den Kollegen und Kolleginnen der anderen Länder zu bekommen. So auch hier in Schottland. Schnell bekamen wir Kontakt zu Allan Montgomery, er ist der IPA Chef von Süd Schottland. Er bot direkt an, dass wir uns das Police Collage der schottischen Polizei in Kincardine anschauen könnten. Das Angebot haben wir natürlich angenommen!

 

Am heutigen Tage, um 10:00 Uhr, sind wir mit ihm am Tor der Police Academy verabredet. Und wie wir auf das Tor zurollen, öffnet es sich und Allan steht sehr förmlich angezogen dort und begrüßt uns. Er ist 75 Jahre alt und macht auch nachdem er bereits lange pensioniert ist, die gemeinnützige Arbeit der IPA Abteilung. Das Gelände der Polizeiausbildungsstätte ist riesig und mit alt ehrwürdigen Gebäuden und wahnsinnig altem Baumbestand ausgestattet. In dieser Schule werden alle schottischen Polizisten ausgebildet und sie sind am Ende sehr Stolz hier ausgebildet zu werden.  Allan erzählt viel zur Geschichte und erwähnt auch, dass die schottische Polizei älter ist als die Metropolitan Police in London. Es ist ganz offensichtlich eine Ehre für die Polizeischüler. Überall wo wir hergehen und auf Polizeischüler treffen, stehen diese gerade und begrüßen uns mit Good Morning Sir / Good Morning Madam. Allan erklärt, dass das so vorgesehen ist, da man ja nie wisse wen man vor sich habe.

 

Wir besuchen auf dem Gelände ein Polizeimuseum, in dem man die alten und die neuen Uniformteile betrachten kann und viel über die Geschichte der Polizei in Schottland lernt, auch über die nun 100Jahre der Frauen in der Polizei von Schottland. Neben den interessanten Fakten, erzählt Allan uns auch die eine oder andere amüsante Begebenheit aus seiner Polizeiarbeit und -ausbildung. Es sind 2 1/2 wunderbare und sehr kurzweilige Stunden. Zum Ende hin übergeben wir kleine Mitbringsel, zwei Wappen der Polizei NRW (aus alten Hemden herausgeschnitten), ein Taschenmesser der GdP und einen Schlüsselanhänger in Neongelb. 

Das ist immer der peinliche Teil. Denn die Polizeien der anderen Länder haben ein richtiges Merchandizing und wirklich tolle Sachen. Zum Beispiel Abzeichen, die nicht aus dem Hemd herausgeschnitten wurden, kleine Polizeimedallien, Pins, Baseballcaps und Aufkleber.

All das bekommen wir von Allan und auch einen Hefter, indem noch mal die Geschichte des Police Colleges zusammengefasst ist.

 

Lieber Allan Montgomery, liebe IPA Schottland: Vielen Dank für den tollen Besuch! 

 

So gegen 12:30 Uhr verabschieden wir uns und fahren gen Westen. Zunächst bei trockenem Wetter und auf wirklich traumhaften Straßen. Das schöne hier in Schottland ist, dass die Straßen sehr griffig sind - sicher auch reifenfressend, aber halt griffig. Wir fahren auf kleinen, kurvigen Straßen, die immer wieder hoch und runter gehen. Fast wie auf einer Achterbahn. Kennt ihr das Gefühl, wenn es in der Magengrube so kitzelt, wenn man schnell über einen Hügel fährt. Das gab es heute zu Hauf! —— Toll!

Allerdings müssen wir ab 15:00 Uhr wieder die Regenklamotten anziehen, da es erneut anfängt zu Regnen - nicht so stark wie gestern, aber schon stetig. Am „Loch Lomond“ machen wir kurz Fotostopp, doch der Regen zwingt uns weiter. Sehr schade, denn die Gegend scheint der Kracher zu sein.  Die Frau von einem meiner Kollegen ist Schottin und sie hatte uns gerade diesen Landstrich empfohlen. Schade, dass das Wetter so schlecht ist! 

 

Nach einer kurzen Teepause geht es weiter gen Westen. Ein weiterer Kollege der IPA, Gordon Mcclure schreibt uns über WhatsApp an und warnt uns vor einer geschlossenen Straße, die wir eigentlich nehmen wollten. Es hat aufgrund der starken Regenfälle einen Erdrutsch gegeben und die A 83 ist zu. Um dennoch zum Ziel zu kommen, fahren wir einen Umweg, der ca. 60 km lang ist. So kommen wir auch erst nach 18:00 Uhr in dem Ort Lochgilphead an. Ein ziemlich runtergekommener Ort, mit keiner richtigen Auswahl an Unterkünften. Aber das ist der Preis, wenn man nicht zeitig nach etwas sucht - dann nimmt man das,  was übrig bleibt. Egal, wir hatten einen tollen Tag, sind im Trockenen, trinken Pints und Whisky und sind satt. Alles gut!

 

Ach ja - heute ist unser 3. Hochzeitstag. Wir verbringen ihn mit Motorradreisen! Also geil!!!!

Donnerstag, 06.08.2020 (287km, Gesamt:1160km)

 

Heute scheint endlich die Sonne. Nach einem typischen Frühstück mit Bohnen, Pilzen, Kassler usw. geht es gestärkt in den Tag. Gleich zu Beginn folgen wir der Empfehlung von Gordon Mcclure, einem Kollegen aus Glasgow. Die Route führt uns an einem wunderschönen kleinen Kanal entlang, der mit unzähligen kleinen Schleusen und Brücken versehen ist bis nach Crinan am Meer. Wirklich wunderschön. 

 

Auf dem weiteren Weg wechseln sich gut ausgebaute Straßen und Single-Lane-Roads ab. Es ist wirklich ein echtes Motorradparadies hier in Schottland. Von der A82 biegen wir mitten in den Bergen nach rechts ab und folgen erneut einer Single-Lane-Road. Hier soll der Drehort von Skyfall sein. Tja - was soll ich sagen......der Film wurde wirklich hier gedreht, nur das Anwesen gibt es nicht - das steht irgendwo in England - da haben die Regisseure wohl gemogelt......

 

Von hier geht es weiter immer an der Küste entlang. Wir wollen heute noch die “Isle of Mull” erreichen. Dafür sind viele Kilometer kleinster kurviger, hügeliger Straßen erforderlich. Was für ein Spass bei Sonnenschein und 20Grad. Das spannende an diesen kleinen Straßen ist, dass es alle paar Meter kleine „passing places“ gibt und dass das wirklich funktioniert. Alle halten bei Bedarf kurz an und quittieren die Vorbeifahrt mit einem netten Gruß. Toll wie friedlich Straßenverkehr sein kann.

Allerdings: An der ersten Fähre in Richtung Isle of Mull müssen wir warten. Julia steht neben mir, an der Seite zur Straßenmitte hin. Als der abfließende Verkehr uns entgegenkommt, streift ein langer LKW mit seinem Heck den rechten Außenkoffer vorbei. Was für ein Schreck. Der Streifer war nur sachte, doch ein paar cm mehr und es hätte richtig gerappelt. Egal - gut gegangen....

 

In Tobermory, der größten Stadt der Insel, ist natürlich wieder alles ausgebucht oder geschlossen. Wir finden aber ein tolles Zimmer direkt im Hafen für allerdings eigentlich zu viel Geld. Egal - Schottland ist wohl etwas teurer - und das Hotel ist toll. Den Abend genießen wir mit Fisch, Bier und Tobermory Single Malt am Hafen neben der Destille - so kann es weitergehen in Schottland!

Freitag, 07.08.2020 (Isle of Mull - 179km, Gesamt: 1339km)

 

Hadi hatte am Vorabend, beim Einchecken, das „full Scottish breakfast“ geordert. Und so fing der Tag für uns gehaltvoll an. Es mag Leute geben, die solch ein Essen, insbesondere morgens, nicht genießen können; HaDi und ich gehören nicht dazu. Wir lieben es auf Reisen die Gebräuche vollständig und gesamtumfänglich kennenzulernen. Dann ist gegorene Stutenmilch (Kasachstan) und auch Plumpudding ein „gefundenes Fressen“.

(Details zum Frühstück: Haggis, gebr. Blutwurst, Bratwurst, Bohnen, gebratener Kartoffelstampf, Speck und Spiegelei, dazu Toast, Marmelade und Kaffee :-) )

 

Da die Fährzeiten so unglücklich liegen, entscheiden wir kurzerhand, dass wir eine zweite Nacht auf der Insel bleiben und erst morgen wieder weiterziehen werden. 

 

Gut gestärkt geht es bei Wolkenbildung und tollem Licht los. Einmal um die Insel ist der Plan - mit kleinen Abstechern. Wir fahren entgegen des Uhrzeigersinns und sind geflasht von der atemberaubenden Natur und dem Spiel von Licht und Schatten. Mehrfach halten wir an und machen Fotos oder lassen das Ganze einfach nur auf uns wirken. An einem Spot klettern wir den Hügel hinauf und sind überrascht wie schwer es ist zu laufen. Der Boden gibt nach und die dicken Grasbüschel verstecken den nassen, vollgesaugten Torfboden, der darunter liegt. An einem weiteren Fotostop stehen wir schon ein ganzeWeile, als plötzlich und ohne Vorwarnung HaDis TWIN umfällt......Pssst Warrrumm? (Whisky statt Benzin imTank?) Zum Glück hat der Koffer alles abgefangen, den kann HaDi zu Hause wieder zurückbiegen.

 

Als es mittags, gegen 13:00 Uhr anfängt zu regnen und man erkennen kann, dass auf dem Festland regentechnisch die Welt untergeht, machen wir Pause und genießen einen Tee mit Milch. HaDi hat noch heiße Schokolade bestellt....die kommt mit Sahne und „MarschMellows“ daher. Leider will es nicht mehr aufhören und wir entscheiden, einfach weiterzufahren. Ich habe keine Lust auf nasse Motorradklamotten und schmeiße mich in die Regenklamotten. HaDi ist trotzig und will mit Missachtung des Regens den Sonnengott herbeirufen. Das gelingt ihm leider nicht. 

 

Wir bekommen den Hintern nass! Es regnet ohne Unterlass und teils starker Wind treibt den Regen fast waagerecht, so dass das Visier bald außen und innen mit Regentropfen bedeckt ist. Schade - man sieht recht wenig und das obwohl man erahnen kann, dass dieses Fleckchen Erde bei dem richtigen Wetter, traumhaft sein muss.

 

Nach 179 km sind wir wieder zurück in Tobermory und freuen uns trotz des „schlechten“ Wetters über die tollen Eindrücke der Insel. Ach und zum Abend kommt auch wieder die Sonne raus! Ob es HaDi gelungen ist seine nassen Klamotten über Nacht zu trockenen - das sehen und schreiben wir morgen ;-)

Samstag, 08.08.20 (Isle of Sky - 285 km Gesamt: 1624 km)

 

Vorab: alle Klamotten sind trocken! Wir frühstücken um 08:00 um um 09:00 zur Fähre zu fahren. Keine Minute zu spät wie sich herausstellt, da wir die vorletzten sind, die auf die kleine Fähre dürfen. Glück gehabt! Bei traumhaften Wetter fahren wir den ganzen Tag durch die beeindruckendste Natur und genießen es bei offenem Visier, mit Sonnenbrille alle Eindrücke in uns aufzusaugen. Der Geruch des Meeres, der abwechselnd mit dem Geruch vom warmen Waldboden die visuellen Eindrücke verstärkt. Es ist einTraum! Allerdings ist es auch Wochenende und die Schotten scheinen das gute Wetter ebenfalls ausnutzen zu wollen und so fahren wir auf den Hauptstraßen mit vielen anderen Fahrzeugen in Richtung Isle of Sky. Ab und an aufgeschreckt durch waghalsige Auto und auch Motorradfahrer, die in den unmöglichsten Situationen überholen.

 

Kurz vor der Insel machen wir an der kleinen Burg Eilean Donan halt und genießen noch mal das mystisch wirkende Anwesen, bevor es auf zur letzten Etappe geht - das wird auch Zeit, da wir mal wieder späten Nachmittag haben und der Campingplatz, den wir ansteuern wollen auf halben Wege nach Portree liegt. Dort angekommen, es ist nach 17:00 Uhr, stellen wir fest, dass der Campingplatz geschossen ist - wegen Corona. Mist! Seit wir in Schottland sind fahren wir ständig an B&B mit dem Hinweis „NO Vacancy“ vorbei. Ob die auch coronabedingt geschlossen sind, oder aufgrund dessen, dass die Engländer, ähnlich wie die Deutschen eben momentan lieber im eigenen Land Urlaub machen - keine  Ahnung: Aber unter dem Strich bleibt: Unterkünfte finden ist schwierig und auch recht kostspielig.

 

Wir entscheiden wild zu campen und fahren irgendwo von der Straße ab. Rechts und links des Weges Zäune. Hier wird das schon mal nix. Irgendwann, als uns ein Auto auf dem Weg entgegen kommt, frage ich den Fahrer, der uns Hoffnung macht. An der nächsten Weggabel einfach geradeaus auf einen kleinen Weg fahren, der führt einen Hügel hoch und dort können wir wo wir wollen campen. Gesagt getan und siehe da, mit der Hilfe der Einheimischen haben wir ein schönes Plätzchen gefunden. Mal abgesehen von diesen typisch schottischen Mücken, den Midges. Die sind echt lästig! Dennoch der Platz ist super, wir essen schnell was und gehen dann bis zum Sonnenuntergang spazieren. Morgen geht es weiter die Insel erkunden.

Sonntag, 09.08.2020 („Isle of Skye“ - 195km, Gesamt: 1819km)

 

Den heutigen Tag haben wir der Isle of Skye gewidmet. Nach einer ruhigen Nacht wollen wir gegen 09:30Uhr bei strahlendem Sonnenschein los. Allerdings klappt das nicht so barrierefrei wie gedacht. Julia kommt beim Losfahren irgendwie in einen Wassergraben und landet ca. 80 cm unterhalb des Niveaus des Schotterweges, das Motorrad, Räder gen Himmel, halb auf ihr drauf. Außer Kratzer am Helm, und Aua - alles für ein paar Stunden - ist glücklicherweise nichts passiert. Allerdings bekommen wir das Motorrad nicht wieder aus dem Graben raus - es ist ein Kampf. Glücklicherweise kommt ein Pärchen zu Hilfe und zu viert bekommen wir das schwere Motorrad irgendwie aus dem Graben - sowas braucht kein Mensch! Fotos gibt es keine - zu viel Aua und zuviel Drama....

 

Wir umrunden den Nordzipfel der Insel gegen den Uhrzeigersinn und haben dabei auch wieder eine der Highlights von Erik Peters auf dem Plan.  Der Single Track (1225) ist wunderschön und führt uns durch die Berge. Leider ist es nichts mit „keine anderen Fahrzeuge“, Skye ist sehr touristisch und so kommen uns viele Autos und Wohnmobile auf den schmalen Straßen entgegen. Auch spüren wir eine weiter Corona-Einschränkung: viele Museen sind geschlossen, so auch die historischen Steinhäuser im Norden der Insel - die Whiskydestillerien ohnehin.

In Uig sehen wir dann einen der seltenen Campingplätze, auf dem auch Zelte zugelassen sind. In der Regel dürfen nur Wohnmobile auf die Campingplätze, da die Duschen und Toiletten wegen Corona geschlossen sind. Von Uig geht die Fähre auf die äußeren Hebriden. Wir fragen also nach was geht. Hin und Zurück von den beiden Inseln ist kein Problem, leider ist die Fähre zwischen den beiden „Hebriden-Inseln“ in den nächsten Tagen komplett ausgebucht. Damit entfällt dieser Teil der Reise, nicht schlimm, standen die Hebriden eh nur auf der „Reserveliste“.

 

Wir folgen weiter den kleinen und großen Straßen der Insel, genießen die Mittagspause in Portree  und erfreuen uns an der traumhaften Natur. Gegen Abend steuern wir einen Campingplatz am Meer an, in der Hoffnung hier weniger „Midges-Angriffen“ ausgesetzt zu sein. Der Campingplatz erlaubt keine Zelte (siehe oben) aber wie viele andere können wir direkt vor dem Tor am Strand wild (und kostenfrei) unser Zelt aufbauen. Ein traumhafter Platz, leider fressen uns auch hier die Midges auf und so liegen wir um 20Uhr entnervt im Zelt.

Montag den, 10.08.2020 - Applecross (231km, Gesamt: 2050km)

 

Heute steht die berühmte Applecrossroad an. Eine zumeist Singletrackroad über den höchsten Bergpass Schottlands (626 m  ;). Aber zunächst Tanken und Frühstücken. Denn aufgrund dieser wirklich total nervenden Midgets (Wittgies - wie HaDi sie nennt), war heute morgen nur zusammenraffen und losfahren drin.

 

Direkt hinter der Seebrücke tanken wir zunächst und finden dann einen wirklich süßen Frühstücksplatz in einem kleinen Restaurant, was beim „Eat out - help out“ Programm mitmacht.

Das ist ein Coronaunterstützungsprogramm, was die Regierung Großbritanniens ins Leben gerufen hat: Von Montag bis Mittwoch kostet aus Essengehen nur die Hälfte. Die andere Hälfte wird von der Regierung bezahlt. Ja super!! Wir finden das klasse und die Pubs und Restaurants sind immer voll! Leider machen nicht alle mit........

 

Fahrerisch ist der Tag anstrengend, aber schön. Wie gesagt - ganz England scheint im eigenen Land Urlaub zu machen und so sind die ganzen einsamen und abgelegenen Straßen Schottlands übervoll. Auf den Singletracks bedeutet dies große Aufmerksamkeit, denn hinter jeder Ecke könnte ein Wohnmobil lauern. HaDi macht es Spass vorzufahren, aber er gibt zu, dass es teilweise sehr anstrengend ist die Aufmerksamkeit hoch zu halten. So wechseln sich 30-60km/h, langsames vorbeirollen bei den Passing Places oder abrupte Stops an unübersichtlichen Stellen ab. Wir brauchen für die 230 km den ganzen Tag und kommen ziemlich fertig an unserer Destination in Gairloch an. Die Distanzen muss man einfach anders berechnen.

 

HaDi mochte den ApplecrossPass sehr - ich finde er hat was vom Großkotzner in der Hauptsaison... Macht Euch selber Euer Bild. Hier in Gairloch haben wir uns mal wieder ein Hotel gegönnt und entspannen bei Kaiserwetter, Bier und einem traumhaften Blick über das Meer!

 

Dienstag, 11.08.2020 - 279 km (Insgesamt: 2329 km)

 

Wir beginnen gemütlich - in Regenklamotten. Denn es nieselt ohne Unterlass. Aber die Straßen sind großartig und wir genießen jeden km. Ein schottischer Kollege - Gordon McClure hatte uns eine Straße vorgeschlagen, die Erik nicht gefahren ist. Gordon meinte, dass diese Straße ein Muss ist. Und so fahren wir sie natürlich. Mittlerweile strahlt sogar wieder die Sonne vom Himmel. Die Straße ist traumhaft!! Wir halten mehrfach an und machen Fotos. Das Meer erinnert uns mit den Farben irgendwie an die Karibik. Unglaublich klar und teilweise türkis scheinend... Toll!

In dem kleinen Örtchen Durness fahren wir auf den Campingplatz. Der ist direkt am Meer gelegen und in einem tadellosem Zustand! Es stehen auch Zelte und nicht nur Reisemobile oder Wohnwagen drauf. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass auch Zelte aufgenommen werden. Wir wurden schon häufiger abgewiesen, da die Campingplätze wegen Corona keine sanitären Anlagen unterhalten.

 

Der Rezeptionist ist wirklich total freundlich, sagt aber: Leider ausgebucht! Wegen Corona wird nur jeder dritter Platz belegt - und die Plätze sind schon alle weg. Mist! Wir suchen und suchen - nichts ist frei! Viele B&B sind wegen Corona zu und die wenigen verbleibenden sind ausgebucht. Also Tanken und ein paar Sachen einkaufen und dann wirds wohl wieder wildcampen. Nach dem Stopp in Durness fahren wir weiter und suchen einen Platz, wo wir von der Straße weg sind und die Motorräder neben dem Zelt stehen haben. Nach ca. 40 km finden wir so eine Stelle. Die Laune ist (noch) gut! Wir haben Brot, Käse und Bier und einen Platz für die Nacht - alles tutti! Doch dann, so um 19:00 Uhr kommen die Midges. Diese lästigen Minifliegen, von denen die Weibchen beißen, um so an Blut zu kommen - das brauchen sie irgendwie für die Aufzucht der Brut. Es ist nicht aushaltbar! Millionen schwirren um uns herum und weder Mückenspray, noch ein Mückennetz halten sie auf. Das Netzt ist noch zu grob für die kleinen Biester. Wir gehen spazieren und hoffen sie loszuwerden, hat nicht geklappt. Um 20:00Uhr gehen wir ins Zelt und schaffen es nicht ohne ca. 150 mit reinzunehmen. Furchtbar!! Die Nacht ist unruhig, denn wir wissen: Sie sind da! Ein paar Jungs aus Liverpool haben ihre Zelte in der Nähe aufgeschlagen- auch sie werden angegriffen. Man hat keine Chance! Als wir morgens zusammenpacken  werden wir zum Frühstücksbuffet. Die Scheißfiecher krabbeln in Augen, Nase und Ohren und beißen zu, als gäbe es keinen Morgen mehr. Wie haben die Highländer das nur ausgehalten?

Ohne Kaffe oder Frühstück sind wir nit tausenden von Bissen auf der Straße und flüchten aus den Highlands.

Mittwoch, 12.08.20 (185km, Gesamt: 2514km)

 

Ja, wir fliehen wirklich aus den Highlands. Das war echt gruselig am frühen Morgen. Vor lauter Fliegen, kaum 1mm groß, fiel einem das Atmen schwer. Der Wechsel der Hose von Jeans auf Motorradhose bedeutete in 2Minuten weit über 100 Bisse in die Beine von HaDi. Im Nebel geht es strack in Richtung Süden. Obwohl die Natur wirklich traumhaft ist können wir das kaum genießen. Ein kurzer Stop an der Tanke für Kaffee und Blätterteig führt zu erneuten Angriffen. 

Erst in „Muir of Ord“ geht es uns besser. Hier besuchen wir die Destille von Glen Ord, leider ohne Führung, da diese erst seit einer Woche wieder möglich ist, aber bis Ende September bereits ausgebucht. Egal, auch so ist die Ausstellung interessant und das Whisky-Tasting um 11Uhr steigert die Stimmung. Zum Glück müssen wir nicht alles austrinken und dürfen unsere „Proben“ mitnehmen. 

Heute fahren wir dann nur noch bis in das süße Städtchen Inverness, welches am Fluss „Ness“ liegt, in unmittelbarer Nähe zu Loch Ness - nah? Klingelt da was? Wir haben Nessy nicht gefunden, dafür aber einen tollen Nachmittag in der Stadt.

Donnerstag, 13.08.20 (351km, Gesamt: 2865km)

 

Heute steht ein langer Fahrtag durch den Südosten von Schottland auf dem Plan. Wir sind gerade losgefahren und so ca. 3 km aus der Stadt raus, als mir (HaDi) auffällt, dass ich meine Brille wahrscheinlich auf dem Tankrucksack vor dem Hotel hab‘ liegen lassen. Voller Panik halten wir an. Die Gleitsichtbrille war echt richtig teuer, so richtig teuer!!!! Und jetzt ist sie wahrscheinlich in der ersten Kurve vom Motorrad gefallen!! Julia bleibt am Anhalteort und ich fahre Volldampf zurück zum Hotel. Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht hat sie jemand gefunden und abgegeben, oder ich finde sie unbeschadet... die Hoffnung stirbt zuletzt! Als ich vom Hotel ankommen und den Helm abnehmen will, blockiert was. Ich hab‘ doch wirklich meine Brille auf der Nase sitzen!!! Wie soll ich den Stunt nur Julia erklären???!???  Vielleicht fragt sie nicht und ist einfach nur froh, dass die Brille wieder da ist? ——— Natürlich nicht! Ich muss gestehen und werde standesgemäß ausgelacht!

 

Wir folgen zunächst der wenig attraktiven Küstenstraße in Richtung Osten, davon hatte ich mir mehr versprochen. Aber dann geht es bei Elgin in Richtung Süden. Unseren ersten Pausen-Stop legen wir in Duftown ein - für Whiskyliebhaber ein Begriff. In dieser Gegend gibt es unzählige Destillen. Wir passieren einige davon, halten am Wegesrand bei einer Fassmanufaktur an und bestaunen die tausenden von Fässern, die auf ihre Aufbereitung für die Destillerien warten. Die echte Pause legen wir dann bei „Glenfiddich“ ein. Zwar reicht es auch hier nicht für eine Führung, aber die Anlage an sich ist wirklich sehenswert und das Personal extrem freundlich. Natürlich kaufen wir die Probe „to go“ - 3 x 0,2L Whiskey aus verschiedenen Jahrgängen :-) Insgesamt liegen an unserem heutigen Weg 10 Distilleries - und der Duft des Whiskys liegt einem schon weit vor der Destille in der Nase.

Weiter geht es in den Cairngorms National Park. Eine absolut faszinierende Landschaft mit Straßen auf gut 650m Höhe, zwei Skigebieten und unendlichen Weiten von Heidepflanzen. Stellt euch vor, wir würden das Bergische Land, das Sauerland und das Siegerland von Bäumen befreien und alles mit der lieben Erika bepflanzen - das wäre das, was wir heute und morgen durchfahren werden - WOW.

Mit dieser Straße haben wir nun auch die Liste der 5 schönsten Straßen von Erik Peters abgefahren - wir bestätigen seine Auswahl! Wobei klar festzustellen ist, dass die letzte Straße, die A939 und die A93 die mit Abstand beste Kombination aus traumhafter Natur und großartiger Motorradstrecke sind - damit unser Favorit. Zu den 5 schönsten Straßen würden wir aber in jedem Fall noch die A869 im Westen des Hochlandes hinzunehmen. Diesen Single Track sollte kein Schottlandreisender verpassen.

Zum Abschluss des Tages sind wir bei Gordon McClure und Karen eingeladen. Gordon ist ein pensionierter Kollege und IPA-Mitglied. Er verfolgt unsere Tour von Anbeginn an und versorgte uns regelmäßig mit Insidertips. Die beiden sind wunderbar! Wir werden unheimlich freundlich empfangen und genießen einen tollen Abend mit interessanten Geschichten und leckerem Essen. Es gibt schottischen Lachs mit Kartoffeln und Zuckerschoten aus Karens Garten, sowie zwei super leckeren Salaten. Wir erzählen bis ind den späten Abend hinein. Es ist toll immer wieder so liebe Menschen zu treffen.

Freitag, 14.08.20 (228km, Gesamt: 3093km)

 

Morgens haben Gordon und Karen ein tolles schottisches Frühstück vorbereitet. So wie wir es schon in den Hotels kennen und lieben gelernt haben. Hätte mich jemand vor zwei Wochen gefragt, dass ich mich auf gebratene Blutwurst zum Frühstück freue, ich hätte ihn für wahnsinnig erklärt. Außerdem gibt es pochierte Eier (von Hühnern aus Karens Garten!). Alles mal wieder super lecker! Und: Gordon hat unsere Motorräder angemessen dekoriert. Uns sind schon viele Fahrzeuge mit "Erika" am Kühlergrill aufgefallen - nun tragen auch ARYA und PETER diesen Blumenschmuck im Scheinwerfergitter. Ein Wahrzeichen Schottlands :-)

Gordon und Karen auf dem Sozius wollen uns ein wenig ihrer Umgebung zeigen. Sie führen uns den ganzen Tag auf 175km durch die abgelegensten Winkel ihrer Heimat. Es ist toll, viele Kleinode, wie den der ersten Kaffeepause, hätten wir sonst nie gefunden. Aber auch andere besondere Orte liegen versteckt am Wegesrand. In einem kleinen Dorf steht der „vermutlich“ älteste Baum der ganzen Welt - die Eibe wird auf über 5000 Jahre geschätzt. Sie hat wohl wirklich schon viel erlebt - wenn die uns ihre Geschichte erzählen könnte!

Nach der Mittagspause zeigt uns Gordon noch eine eigensinnige Art des Eigenschutzes ehemaliger Bewohner Schottlands. Sie haben einfach mit Booten Steine in den See geworfen bis eine künstliche Insel entstand - darauf wurde dann in Pfahlbauweise eine Hütte errichtet - fertig war der Schutz vor unbeliebten Angriffen.

Leider trennen sich am Abend wieder unsere Wege. Wir haben uns für die letzten Tage Glasgow und Edinburgh vorgenommen und treten die 50km Fahrt nach Glasgow an. Danke Gordon, danke Karen für den tollen Tag - wir hoffen Euch auch mal den Westerwald zeigen zu können!

Samstag, 15.08.20 ( 0 km )

 

Auf diesen Tag freue ich mich sehr! Wir lassen die Motorräder stehen und werden auf Schusters Rappen den Tag verbringen und uns die Stadt Glasgow anschauen. Nach einem, sagen wir mal rudimentären Frühstück, geht es gegen 10:00 Uhr los. Die Stadt wirkt auf uns etwas dreckig und in Teilen heruntergekommen. Das fällt uns vielleicht insbesondere so auf, weil der Rest, den wir von Schottland gesehen haben, besonders akkurat und sauber war. In Glasgow laufen deutlich unter Drogen stehende Leute rum, es riecht teilweise nach Marihuana und Urin und wir werden immer wieder angebettelt.

 

Ich bin erstaunt, denn ursprünglich wollten wir gar nicht nach Glasgow fahren, doch mehrere Bekannte meinten, das man Glasgow gesehen haben müsste.

Wir finden den Visitorcenter und bekommen eine Stadtkarte mit Hinweisen, was wir uns anschauen können. Wir laufen insgesamt 19 (!) km durch Glasgow und finden natürlich auch sehr süße Ecken und viel geschichtliches. Zum Beispiel haben Künstler die Häuserwände mit großen Malereien verschönert. Das hat uns sehr gut gefallen. Und der Große Stadtfriedhof, mit seinen uralten Grabsteinen ist auch sehr interessant.

Dennoch werden wir beide mit Glasgow nicht sonderlich warm. Zwei Begebenheiten ändern das etwas:

Der Besuch im Hard Rock Cafe Glasgow. Nicht nur waren die Rippchen die besten Rippchen, die ich jemals gegessen habe, auch war unsere Kellnerin "Sammie" ein Schatz und erzählt uns was zur Geschichte des alten Gebäudes in dem wir essen. Das war früher mal ein Theater und der Klang und die Aufmachung des Hauses hat einen ganz besonderen Charm.

Auch das Polizeimuseum war zwar klein, aber großartig. Glasgow hat die älteste Polizei Englands und wurde 1900 gegründet. Alastair Dinsmor und seine Kollegen haben nicht nur die Geschichte der Polizei dargestellt sondern auch die wohl größte Sammlung von Uniformen und Abzeichen, die ich jemals gesehen habe.

Wir treffen uns am Abend mit Allan Montgomery und seiner Frau Sandra auf ein Bier. 

Allan hatte uns ja bereits die Polizeischule zu Anfang unseres Urlaubs gezeigt. Er ist in Glasgow geboren und aufgewachsen und kann uns sehr viel von der Geschichte der Stadt erzählen. So sind uns immer wieder Wappen aufgefallen, die einen Fisch mit einem Ring im Maul zeigen, einem Baum und einer Glocke. Allan weiß zu erzählen, dass das Stadtwappen auf eine Legende zurückgeht:  „Here is  the bird that never flew, here is the tree that never grew, here is the bell that never rang, here is the fish that never swam“. 

    „Der Vogel“...Im 6.Jahrhundert lebte der heilige Saint Mungo in Glasgow. Ein Bekannter von ihm war neidig auf ihn und tötete ein Rotkehlchen. Den gewaltsamen Tod wollte er Saint Mungo in die Schuhe schieben. Doch dieser nahm das tote Vögelchen in seine Hand, betete und erweckte es zum leben. Der kleine Vogel flog daraufhin zwitschernd um ihn herum. 

    „Der Baum“...Als Mungo ein Junge war, hatte er die Verantwortung für das heilige Feuer im Refektorium im Kloster. Er schlief ein und ein anderer Jung löschte das Feuer. Als Mungo aufwachte, brach er einige Zweige eines gefrorenen Baumes ab und lies sie in Flammen aufgehen, indem er über ihnen betete. Warum die Glocke nicht läutete, weiß ich nicht... die Hinweise in Wikipedia sind da irgendwie auch nicht so deutlich. 

    „Der Fisch“.... um 1271 gab die Königin Languoreth einem Ritter einen Ring, den sie vom König Hydderch Hael bekommen hatte. Dieser vermutete eine Intrige, bzw. dass die Königin ihn hinterging. Deshalb klaute er den Ring vom Ritter und schmiss ihn in den Fluß Clyde (Fluss in Glasgow), danach forderte er den Ring von der Königin zurück - sollte sie ihn nicht vorzeigen können, dann würde er sie zum Tode verurteilen. Die Königin wandte sich an den Saint Mungo und dieser fing einen Fisch aus dem Fluß. In dessen Maul war der Ring.

 

Wir hätten Allan und Sandra den ganzen Abend zuhören können, doch die 19 km laufen haben uns geschafft und so verabschieden wir uns nach einem schönen Abend von den beiden.

Sonntag, 16.08.20 (94 km, Gesamt: 3187 km)

 

Mit schweren Beinen stehen wir auf und packen und fahren ohne Frühstück Richtung Edinburgh. Der Plan ist in einem Pub „Sundays Roast“ zu probieren. Auch ein Tipp von Bekannten. Gegen 11:30 Uhr sind wir da und probieren das  leckere Essen - quasi als Brunch. Denn von Frühstück hat das nichts. Es gibt 5 verschiedene Fleischsorten, Gemüse und Kartoffeln. Alles bis zum Abwinken. Lecker! 

Dann machen wir uns auf die „One o‘clock gun“ zu hören. Sonntags soll um 13:00 Uhr eine Kanone vom Schlossplatz abgefeuert werden, die den Schiffen und den Einwohnern die richtige Zeit andeutet. Aber es knallt nichts! Im Hotel nachgefragt, sagt man uns, dass der alte Brauch nicht immer stattfindet.

Im Hotel sollen wir unsere Motorräder auf die Gartenterrasse im Innenhof parken, die zum Frühstücksraum gehört - fast wie in Südamerika, versteckt hinter zwei verschlossen Türen. In Edinburgh besteht ein großes Problem beim Diebstahl von Motorrädern..... hier sieht es sicher aus, wir sind gespannt aber zuversichtlich morgen weiter reisen zu können.

Insbesondere wenn in der Kirche besondere Gottesdienste abgehalten werden, dann setzt man den Brauch schon mal aus.                        

Wir laufen 13 km durch Edinburgh und sind begeistert von der Stadt. Sie ist sehr verwinkelt, es geht auf den Wegen auf und ab und sie erinnert mit ihren schmalen Gassen und hohen Häusern sehr an die Filme von Harry Potter. Kein Wunder also, dass sich hier in der Stadt auch vieles um die Zauberei rangelt. Es gibt natürlich echte Zauberstabläden und auch die sonstigen Ausstatter für die richtigen Zauberer - genau so wie in der Winkelgasse. Auch das alles überragende Schloss, das schottische Parlament und die Neustadt sind echt sehenswert. Leider wirken die Fotos nicht so, da der Himmel grau in grau ist. Aber diese Stadt ist ein Besuch wert!

Montag, 17.08.20 (200km, Gesamt: 3387km)

 

Überraschung!!! Die Motorräder stehen unversehrt im Innenhof des Best Western Hotels - nur nass sind sie geworden, denn - es regnet, nur leicht aber konstant. Dieser Regen soll gegen 10Uhr aufhören, ideal um gegen 11Uhr los zu fahren.

Leider hört er nicht auf - was macht diese Wetterprofis eigentlich zu Profis? Nicht einmal drei Stunden kann die wetterapp ordentlich vorhersagen...... Egal, wir machen uns auf den Weg nach Newcastle, es wird sicher gleich ganz aufhören, keine Regenklamotten, den es ist ja nur leichter „Nieselregen“........es hört nicht auf, es wird schlimmer und wir werden wieder richtig nass. 

Das war sozusagen unsere erste Heimfahrterfahrung, Schottland verabschiedet uns so wie es uns begrüßt hat - aber dazwischen war es traumhaft und zu mehr als 90% auch trocken!!!!!

Die zweite Erfahrung? Unsere Tankanzeige spricht von 140km Restreichweite, das reicht nicht, wir müssen also tanken. Aber erst mal raus aus der Innenstadt von Edinburgh und dann tanken....so lassen wir die erste Tankstelle sausen. Dann geht es auf die wunderschöne A68 in Richtung Süden.......sie ist nach 50km gesperrt und wir folgen der Umleitung. Über Land, ebenfalls sehr schön und gut ausgebaut......nur Tankstellen gibt es auf der A68 und auf der Umleitungsstrecke nicht. Das macht Puls! Zum Glück findet der Garmin ZUMO 660 eine Tankstelle abseits der Umleitungsstrecke, so dass wir 50km vor Spritende dann erlösend volltanken können - das hätte uns noch gefehlt, wegen Spritmangel die Fähre zu verpassen.

Auf unserem Heimweg finden wir auch noch den Grenzstein, den auch Erik Peters in seinen Film aufgenommen hat - auch wir haben dichten Nebel und können kaum 30m weit sehen - englisch-schottisches Wetter eben.

Kurz vor Newcastle klart es auf und unser Urlaub endet auch wettertechnisch ansprechend mit strahlendem Sonnenschein. Es waren tolle 2Wochen in Schottland und wir werden ganz sicher noch einmal hierher kommen - dann allerdings ohne Zelt! Das Land ist wunderschön, die Menschen überaus freundlich und hilfsbereit, die Straßen für Motorradfahrer traumhaft und das Essen grandios. 

 

Dienstag, 19.08.20 (386km, Gesamt: 3773km)

 

Nach einer ruhigen Fährfahrt kommen wir pünktlich in Amsterdam an. Die Sonne lacht, einige Gewitterwolken lassen aber gruseliges befürchten. 

Wir folgen zunächst der Autobahn bis Utrecht, bevor es dann über Landstraßen nach Hause gehen soll. Dieses mal nicht durch die Eifel sondern durch das Bergische Land. Es klappt super, sogar durch Duisburg kommen wir ziemlich gut durch. Sogar die befürchteten Gewitter bleiben aus. Dann aber zieht es sich durch Velbert, Neviges und angrenzende Städte. In Witzhelden gibt es auf dem Marktplatz eine tolle Pause mit Pflaumenkuchen und frischer Sahne - lecker! Leider sind wieder Gewitterwolken am Himmel, die gerade südlich gruselig aussehen. Julia kündigt es an - wir werden nass.....ich schicke ein paar Stoßgebete gen Himmel und bitte um etwas Geduld der Wetterfee. Das klappt bis Bensberg - hier erwischt uns ein unbeschreiblicher Gewitterregen und wir kommen am Ende dann doch pitschnass zu Hause an. Wetterkapriolen erlebt man als Motorradreisender eben besonders deutlich. Aber zu Hause kann man sich ja schnell trockenlegen :-)