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Emilia Romagna in Italien

 

Wir genißen unseren Urlaub mit MANni und haben uns recht kurzfristig für Süditalien entschieden. Den Reisebericht gibt es hier: *Italien

 

Aktuelles

Wir haben umgesattelt.

- zumindest teilweise :-) 

 

2021 haben wir uns in Düsseldorf in ein Wohnmobil "schockverliebt". Nach 12 Monaten Wartezeit ist "MANNI" im August 2022 endlich angekommen. Nach ein paar Kurztrips in die Eifel, an die Mosel und nach Bayern ging es am 14.11.22 zum ersten richtigen WoMo-Urlaub gehen. Wer uns kennt, der weiß, dass das kein 0-8-15 Urlaub wurde. Wir lieben die Herausforderung und deshalb ging die erste Tour nach Norden durch Finnland und Norwegen. Denn wir hofften darauf die Polarlichter zu sehen. 

2023 folgte dann der zweite größere Urlaub, einmal die Moldau von der Quelle bis zum Zusammenfluß mit der Elbe.

 

Alles über unser neues Gefährt erfahrt ihr unter "Fahrzeuge", die ersten Touren stellen wir wie gehabt hier ein. Ihr findet die Tour en unter "Europa / *Polarlichter" und unter "Europa/*Moldau". Zukünftig sind alle Wohnmobil-Touren mit einem *gekennzeichnet.

 

Viel Spass beim Lesen

Julia und HaDi

F.A.T. - Stammtisch Westerwald

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Das Baltikum 

Teil 1 der Ostseeumrundung (knapp 3000km bis St. Petersburg)

06.08.2016,  548 km von Vettelschoß bis Arendsee…

Heute Morgen sind wir ziemlich genau um 09:00 Uhr losgekommen. Harald hat uns noch verabschiedet und dann gings gen Osten. Das Wetter war zunächst ok, doch dann kurz hinter Paderborn haben wir dann doch den Ar… nass bekommen. Nun sind wir auf einem Campingplatz in Arendsee, nördlich von Magdeburg, der ganz nett ist. Die Nacht soll laut werden, denn am Seeufer ist ein Sommerfest mit Livemusik. Leider kostet hier alles was und der See ist großflächig eingezäunt.

Mich stört es nicht wirklich. Ich bin ohnehin müde und groggy von der Fahrt. Wir haben lecker gekocht, trinken jetzt noch ein Gutenachtbier und werden dann sicher tief und fest wegschlummern…

Sonntag, 07.08.2016, 408 km von Arendsee bis Kolberg, Polen…. (Gesamt 956km)

Um 07:00 Uhr war die Nacht zu Ende. Aber das war gut so. Da wir bereits kurz nach 22:00 Uhr am Abend vorher im Bett waren, war ausreichend Schlaf. Zwar sind wir beide ein paar Mal Nachts wach geworden, da die Livemusik so laut war, aber das hat uns beiden nichts gemacht. Ein bisschen weiter zugehört und dann weiter geschnorchelt....

Der Himmel war blitzeblau und der Kaffee hat super geschmeckt. Voller Tatendrang fing dieser Tag an. HaDi versuchte mich zu locken mit den Worten:“ Heute fahren wir „nur“ 400 km!“

… naja, dann schaun wir mal.

Auf dem Weg zum Tagesziel haben wir in Müritz angehalten. Ich bekam ein Fischbrötchen – HaDi ein Eis mit frischen Heidelbeeren…. Mmmhhhh

Momentan sitzen wir in Kolberg/Polen auf dem Campingplatz, der weitaus günstiger und schöner als der in Arendsee ist.

Endlich an der Ostsee – die uns von ihrer besten Site zeigt….traumhafter Strand hier. Wir haben den Sonnenuntergang am Meer genossen und sind mit einem Pärchen aus Chemnitz und einem Pärchen aus Polen/Österreich ins Gespräch gekommen. Das war echt klasse. Ein schöner Abend! Vor allem mit dem ersten Wodka – der uns dann doch ordentlich schwanken ließ J

Für morgen ist geplant eine gute Unterkunft in der Nähe von Danzig zu finden. Entweder Camping, wenn das Wetter gut ist, oder ein Hostel, wenn es regnen soll.

 

Montag, 08.08.2016 – 270km bis nach Danzig

(Gesamt: 1226km)

Heute war also unser erster Tag entlang der Ostsee. HaDi ist sehr früh aufgestanden, so dass wir bereits um kurz vor 09:00Uhr auf Achse waren. Das war gut so, denn es drohte uns ein Regenschauer, so dass wir in Richtung Osten, oder auch in Richtung „Sonne“ die Flucht angetreten haben. Zunächst einmal ging es durch kleine – aber gruselige Touristädte. Überall kleine Läden mit viel buntem Kram und Kirmes so weit das Auge reicht. So hätte ich es hier nicht erwartet. Und in jedem Dorf Menschenmassen die zum Strand pilgern. Zwischen zwei solcher Dörfer sehen wir dann einen tollen einsamen Platz mit Dünen und nur ein paar Wohnmobilen. Also anhalten und Fotos machen…..was soll ich sagen, beim Absteigen vom Moped holt uns der Regen ein und es schüttet wie aus Eimern – in 10 Minuten ist alles nass und schöne Fotos gibt es auch nicht  :-(

Dann aber wird das Wetter immer besser und wir genießen die restliche Fahrt. In Ustka fahren wir erneut ans Meer. Wow, ein toller Hafen, aber auch wieder Touriströme und das typische Kirmespartygetrubel…..Mallorca ist nix dagegen. Bei strahlendem Sonnenschein gibt es am Strand frischen Fisch und wir entscheiden uns ein wenig von der Küste weg zu und auf direktem Weg nach Danzig zu fahren. Auf diesem Teilstück zeigt sich Polen von seiner allerbesten Seite. Kleine Straßen, schmucke Dörfer, rausgeputzte Häuser, Neubauten die einsam in der Gegend stehen, Wälder, Wiesen und Seen – wir konnten uns überhaupt nicht satt sehen, so schön ist es hier!

Gegen 16:00Uhr kommen wir in Danzig an. Über Internet haben wir ein kleines Hostel „Mamas und Papas“ gefunden. Eine Oase, traumhaft schön, etwas außerhalb vom Stadtkern aber in 7 Minuten mit dem Bus top angebunden. Leider können wir uns hier nicht länger aufhalten, die Reise ist noch zu jung um wirklich zur Ruhe zu kommen – es ist noch so weit…..

Aber wir nehmen uns die Zeit und verbringen den Abend in Danzig. Eine tolle Stadt, an den alten Gebäuden kann man sich gar nicht satt sehen, dazu der Hafenflair und 28Grad mit Sonnenschein – Polen ist wie immer gut zu uns. Das einzige was stört ist der Riesenjahrmarkt, der die komplette Altstadt umspannt. Alle Straßen sind mit kleinen Buden für Trödel, Kram, Essen und Getränke zugestellt, dazu noch die 1000de von Besuchern. Macht nix, denn wir bekommen so klassische polnische Delikatessen vom Strassenverkauf – Schaschlik, Krakauer, geschmortes Kraut und Tyskie-Bier – so lässt sich das Leben genießen.

Dienstag, 09.08.16 – zum ersten Mal in Russland / Kaliningrad        224km (Gesamt 1450km)

Zunächst aber ein kleiner Nachtrag zu Polen….

Julia ist sozusagen das Musterbeispiel für einen gesetzestreuen Verkehrsteilnehmer, ich nehme die Verkehrszeichen eher als Empfehlung an. So kam es, dass Julia in Polen ihre Grundsätze nach und nach abwerfen musste. An einer 20km-Baustelle in 4 Teilen mit einspurigem Verkehr standen wir an einer roten Baustellenampel. Alle 3-4 Minuten kam eine Kolonne Fahrzeuge, wir hatten Dauerrot. Unter heftigem Protest sind wir also nach der dritten Kolonne hinter einigen polnischen PKW – trotz Rotlicht – durchgefahren. An der nächsten das gleiche Spiel….allerdings schon mit deutlich weniger Protestnoten von Seiten Julia – an der dritten roten Baustellenampel hat sie sich hingegeben und ist einfach so gefolgt. Lerneffekt: In Polen funktioniert immer nur eine Seite der Baustellenampel, die andere Seite spielt „Lotto“.

 

Nachdem wir unser kleines aber wirklich feines Hostel verlassen haben fahren wir Richtung Branjewo/Braunberg – wir haben uns entschieden den kleinen Grenzübergang zu Russland zu nehmen. Man hört von allen Seiten, dass die Grenzübergänge nach Russland schwierig sind. Man soll 2 – 4 Std. aufgehalten werden – die Grenzpolizisten sollen ruppig und stur sein und einen erstmal ohne Grund warten lassen. Ich habe große Bedenken, denn ich weiß wie ungeduldig ( und das ist noch freundlich ausgedrückt) HaDi werden kann. Es ist ein Unterschied ob er einen kleinen unterbezahlten Mexicaner von oben anbrüllt, oder einen Russen, der mit seiner Kalaschnikov vor ihm steht.

Hoffentlich geht das gut!!

Langsam rollen wir also auf die Grenze zu. Meine ermahnenden und beschwichtigenden Worte über unsere Helmkommunikation werden mit einem genervten „Ja,ja!“ abgetan. Zuerst kommt die Ausreise aus Polen. Wir schauen auf die tausend Schilder und Piktogramme. Ok – dritte Spur von links… Ausreise PKW Europäer ( es gibt kein Piktogramm für Motorräder) … HaDi fährt bis vor die Schranke und sagt: „Fahr da nach ganz links – der Typ winkt schon.“ Kaum dort angekommen werden wir auf englisch, mit gefährlich ruhiger Stimme und einem süffisanten Lächeln angeblafft: “Wieso respektieren Sie nicht das polnische Gesetz?“

… und es geht los… Grenzübertritte…

HaDi bleibt (noch) ruhig und fragt was wir denn falsch gemacht hätten. Der Typ sagt wir hätten das Verbot der Einfahrt missachtet, das seien doch internationale Zeichen – die müsse man doch überall kennen. Er weist uns an vom Motorrad zu steigen und die 50 m zurück zu gehen und uns das Verkehrszeichen. (VZ 250 - Verbot der Einfahrt) anzuschauen. OK … man wird an Grenzübertritten gerne gegängelt… aber schon in Polen?? Wir sind doch noch in Europa und schaffen noch nicht mal eine innereuropäische Grenze ohne Probleme… Wir starren also auf das VZ es stehen polnische Worte darauf … eines liest sich wie „Kontrolle“. Ich erkläre dem Typen, dass wir auf die vielen Piktogramme geschaut hätten und dabei das VZ übersehen hätten. Und als er gewunken habe, wären wir zu ihm gefahren. Jetzt wird er richtig sauer. Ich soll ihn nicht verarschen und meine Erklärung sei lächerlich. Gut andere Taktik: Ich sag‘ gar nichts mehr. HaDi stapft hinter mir zum Motorrad zurück und ich höre nur wie er murmelt: “Ganz ruhig…gaaaanz ruhig!“ Was danach passiert können wir beide nicht einschätzen. Aus irgendeinem Grund wird er auf einmal freundlich und will die Fahrzeugscheine und Pässe sehen.  Danach dürfen wir Polen verlassen.

Es sind nur wenige Meter weiter und wir werden wieder gestoppt. „Pässe!!“

Wir geben die Pässe und wenige Sekunden später: “Welcome to Russia!“

??? Das waren keine 2 Minuten!!!  Das war allerdings auch nur der Vorposten. Also wieder einige Meter weiter erneut Stopp. Dann winkt einer Frau und wir fahren vor die Schranke. Wir sollen absteigen und die Koffer öffnen. Halbherzig durchsucht ein Mann unsere Motorradkoffer. Ok. Danach sollen wir Die Einreiseformulare ausfüllen. Da wir Dinge falsch ausfüllen. Sollen wir es nochmal machen – diesmal hilft uns die Grenzpolizistin. Sie erklärt auf deutsch was wo rein muss und dass wir bei ccm der Motorräder nicht 750 schreiben dürfen, sondern 742, denn das steht im Fahrzeugschein. Man lernt nie aus!

Als wir alles richtig ausgefüllt haben. Sollen wir das ganze nochmal abschreiben. Das wiederum ist wie in Mittel-/Südamerika, nur das die immer Fotokopien haben wollten. Dann ist es soweit nach 60 min (ohne das polnische Ausreisefiasko) dürfen wir nach Russland einreisen.

Fazit: Die Einreise war leicht, die Grenzpolizisten sehr, sehr freundlich und hilfsbereit und das „Welcome to Russia!“ werde ich nie vergessen!

Anschließend fahren wir 43 km bis nach Kaliningrad. Mein Navi funktioniert nicht mehr, denn das Garmin hat von Haus aus keine Russlandkarte. HaDi hat eine detaillierte Landkarte, doch die ist nicht in kyrillisch und wir können das meiste auf den Straßenschildern nicht lesen. Dennoch finden wir Kaliningrad. Auch hier – wo wir nur hinkommen: Die Leute winken, die Kinder zeigen das Viktoryzeichen ( auch die anderen Motorradfahrer – das scheint die übliche Begrüßung zu sein). Als wir an dem Kant-Dom anhalten, bittet uns ein Taxifahrer, die Motorräder vor die Einfahrt zu fahren. Er würde drauf aufpassen. Er spricht russisch – wir deutsch. Dennoch erfahren wir wo der nächste Bankautomat ist und dass wir willkommen sein. Er sei Piotre – Peter!

Die Stadt ist nicht schön. Alles ist mit Betonbauten zugepflastert und über den Häusern laufen Kabelstränge in einem völligen Wirrwarr. Wir fahren kreuz und quer, halten mal hier, mal da an. Gegen 16:00 Uhr entscheiden wir, dass die Stadt derart hässlich ist, dass wir hier nicht bleiben wollen – wir wollen weiter – an die Ostsee. Da so gut wie keine Beschilderung zu erkennen ist, finden wir den Weg erst beim 4. Anlauf. Aber auch hier: egal wen wir fragen – die Leute sind unglaublich freundlich!

Nun sind wir in der sehr touristischen Stadt Rauschen, an der Ostsee mit einer wunderschönen Steilküste, genießen den Sonnenuntergang und kommen mit Land, Leuten und Vodka in Berührung – grandios diese Freundlichkeit – auch ohne Sprachkenntnisse. Unsere Unterkunft, Hotel Rauschen, können wir sehr empfehlen.

Heute geht es über die kurische Nehrung weiter Richtung Litauen.

Mittwoch, 10.08.16 „Kurische Nehrung“ und Litauen bis Palanda, 185km (Gesamt 1635km)

Wow….ein anstrengender Tag liegt hinter uns. Wir sind gegen 11:00Uhr am Startpunkt der kurischen Nehrung angekommen. Ich kann jedem nur empfehlen diese mal zu „googlen“, denn es ist einfach zu viel diesen einmaligen Landstrich hier zu beschreiben. Diese sehr schmale Landzunge trennt die Ostsee vom dahinter liegenden „Haff“ ist an der schmalsten Stelle nur knapp 400m breit und hat eine Länge von fast 100km.Genau in der Mitte liegt die Grenze zwischen Russland (Kaliningrad) und Litauen. Wir sind immer wieder von den Motorrädern abgestiegen, um die Dünen, den Strand von Ostsee und Haff, die „betrunkenen Bäume“ oder kleine süße Dörfer zu bestaunen. Es war einfach nur toll, aber auch sehr anstrengend.

Die zwischendurch notwendige Einreise nach Litauen (zurück nach Europa!9 dauerte mit gut 1,5Stunden länger als die Einreise, was aber in diesem Fall an den eher bedächtig arbeitenden Herren der litauischen Seite zuzuschreiben war. Es war wieder eine Geduldsprobe.

In Litauen haben wir uns nördlich von Kleipeda, in Palanda einen kleinen recht rudimentären Campingplatz ausgesucht, der aber mit 10€ auch sehr günstig ist. Palanda ist wieder eine der völlig überlaufenen Städte an der Ostsee….wir hätten nie gedacht, dass die Ostsee von Polen beginnend solch eine Touristenattraktion ist. Palanda ist dabei eine der vollsten aber auch der schickeren Städte mit gehobenem Ambiente, die wir gesehen haben. Hauptatraktion – neben dem Strand und der Partymeile – ist die weit ins Meer hineinragende Landungsbrücke. Dort werden wir wieder mit einem traumhaften Sonnenuntergang für die Mühen belohnt.

Donnerstag, 11.08.16, Über „Berg der Kreuze“ nach Ventspils/Lettland   393km (Gesamt: 2043km)

Die Nacht war „wild“…. Es regnete in Schüben. Als hätte jemand den Hahn aufgedreht und nach kurzer Zeit auch wieder zu. Und das mehrfach in dieser Nacht. Durch das laute Prasseln auf der Zelthaut wurden wir beide immer wieder wach. Am nächsten Morgen haben wir dann das Ende eines Regenschubes abgewartet und sind dann raus – da der Himmel relativ blau war, sind wir das Risiko eingegangen und haben zunächst mal gefrühstückt, in der Hoffnung Zelt und Gerödel wieder trocken einpacken zu können. Unsere Hoffnung wurde belohnt und war haben es tatsächlich geschafft fast alles trocken packen zu können.

Fahrerisch hatten wir viel vor an diesem Tag. Wir wollten auf jeden Fall erst mal den Berg der Kreuze sehen. Der liegt mitten in Litauen. Der Berg der Kreuze ist inzwischen ein Touristenmagnet. Er entstand wie folgt: Die Litauer waren schon immer ein sehr religiöses und freiheitliebendes Volk. Sie wollten bereits im frühen 19 Jahrhundert ihre Unabhängigkeit und versuchten dies gegen die Russen durchzusetzen. Irgendwann errichtete jemand ein Kreuz für die gefallenen Freiheitskämpfer. Die Russen die die Widerstände niederschlugen zerstörten die Kreuze auf dem kleinen Hügel mitten in Litauen. Doch die Bürger errichteten die Kreuze immer wieder neu und es kamen immer wieder mehr dazu. Heute sind unzählige Kreuze auf dem Hügel und es sieht wirklich sehr beeindruckend aus, denn oftmals ist hinter den aufgestellten Kreuzen ein trauriges Schicksal zu erahnen.

Nach dem Berg der Kreuze zieht es uns Richtung Lettland – wir wollen wieder an die Ostseeküste. Der Weg dorthin beschert uns unsere erste Schotterpiste auf dieser Reise. Als uns LKW entgegenhämmern sehen wir in ihrer Staubwolke sekundenlang nichts – und das bei Fahrgeschwindigkeit – gruselig!

Gegen 18 Uhr treffen wir in Ventspils ein. Hier haben wir einen luxuriösen Campingplatz gefunden, der Sauna und W-Lan hat! Außerdem liegt er an der Ostsee – traumhaft!

Freitag/Samstag, 12./13.08.26 (Riga und Tallinn)

185km + 310km (Gesamt: 2538km)

Der nächste Weg soll uns nach Riga, der Hauptstadt Lettlands führen. Auf dem Weg dort hin liegt Kap Kolka - ein Naturschutzgebiet am Eingang zur Bucht von Riga. Landschaftlich ein absolutes "Muss". Endlose,einsame Sandstrände, riesige Kiefernwälder und historische Fischerdörfer sind dort zu bestaunen. An der Straße sieht man immer wieder abgestellte PKW - Pilz- und Obstsammler - wir testen leckere Blaubeeren.

In Riga haben wir über HRS ein unglaublich günstiges Hotel nahe der Altstadt von Riga gefunden. Das Doppelzimmer soll nur 33 Euro ohne Frühstück kosten. Zusätzlich zu dem Hammerpreis soll es auch noch einen kostenlosen, sicheren Parkplatz für unsere Motorräder geben! Ich bin baff, denn selbst mit AirBnB kosten die günstigsten Unterkünfte ab 60 Euro und sind alle auch schon weg.

Als wir unseren Weg durch den Feierabendverkehr von Riga gekämpft (gestanden) haben stehen wir vor unserem „Hotel“. Eine Bruchbude, die aussieht, als würde hier schon seit 10 Jahren niemand mehr wohnen. Die Fenster im ersten Stock sind mit Holzbrettern notdürftig vernagelt und durch die anderen Fenster kann man nicht sehen, da sie seit 20 Jahren nicht mehr geputzt wurden. „ Na klasse!“ denke ich und bin dennoch der Meinung, dass der Preis an sich keine Verarsche gewesen sein kann, da wir ja über HRS gebucht hatten – grundsätzlich  ein Garant für Qualität. Wir parken die Motorräder an der Straße und HaDi geht auf die Suche nach dem Eingang. Während ich so warte gehen diverse Heroinabhängige mit  ihrem Werkzeug – was sie offen tragen – an mir vorbei. Nach ca 10 Minuten kommt HaDi von der anderen Ecke des Gebäudes wieder und zeigt mit dem Daumen nach oben. ???

Er meint: “Hier um die Ecke kommt man in einen Innenhof, da ist dann auch der Eingang zum Hotel. Wir fahren also die Moppeds in den Innenhof und gehen zur Rezeption. Ein anderes Pärchen sitzt da schon und wartet. Als die junge Frau an der Rezeption hört, dass wir über HRS gebucht haben, schaut sie verzweifelt. Das andere Pärchen meint nur, dass sie schon seit einer Stunde warten. Das Hotel sei überbucht und HRS habe vergessen Absagen zu mailen.

Ich mach’s mal kurz: Wir haben ein Einzelzimmer bekommen, in dem ein 1,20m breites Bett stand. Das reicht uns. Das Zimmer war sauber und die Motorräder standen sicher – was will man mehr! Wir mussten auch nur 30 Euro zahlen, wegen der Unannehmlichkeiten ;)

Hey – wir übernachte in der Hauptstadt eines Landes in einem sauberen Zimmer mit Dusche und WC + Parkplatz für 30 Euro! Ich finde das ist Klasse!

Riga hat m.E. den Flair von einer Studentenstadt. Vieles ist etwas runtergekommen, aber doch irgendwie hipp. Die Altstadt ist schön und sicher eine Reise wert! Wer mehr von Riga wissen will: Google!

Den nächsten Tag regnet es bereits morgens. Das war angekündigt. Der ganze Tag soll nass werden.  Wir packen zusammen , und machen uns auf den Weg nach Estland / Tallinn.

Es regnet die ganzen 310 km !! *würg*

In Tallin hatten wir ebenfalls über HRS ein Hostel gebucht 75 Euro war der günstigste Preis, den man finden konnte. Wir wollten nicht campen, da die Wettervorhersage gruselig war und dann alles nass gewesen wäre. Also 75 Euro – ohne Parkplatz, aber quasi in der Altstadt. Wir finden das Hostel auf Anhieb. Die Leute geben uns den Tipp in der Tiefgarage des Einkaufszentrum zu parken, dass sei die günstigste Möglichkeit – alles andere sein sehr, sehr teuer!

OK, wir fahren also in die Tiefgarage 14 Euro pro Motorrad für 24 Std.! Preise wie in Göteborg! Estland ist deutlich teurer als die anderen Länder, durch die wir bislang gefahren sind. Überhaupt: Litauen ist sehr billig und mach hat auch den Eindruck, dass es dem europäischen Standard sehr hinterherhinkt. Lettland ist schon deutlich europäischer, aber auch teurer. Estland steht preislich und auch insgesamt vom Aussehen her nichts dem europäischen Standard hinterher.

HaDi gefällt besonders die Altstadt von Tallin – sie ist bezaubernd. Mit alten kleinen Häusern. Alles erinnert ein bisschen an das Mittelalter. U.a. ist hier die größte noch erhaltene mittelalterliche Wehranlage/Stadtmauer Europas zu bestaunen. Selbst die Straßen sind komplett im alten Kopfsteinpflaster erhalten – was mich wiederum eher an die alte Hauptstadt Guatemalas – Antigua erinnert.

Sonntag, 14.08.16,  (nordöstliches Estland)

254km (Gesamt 2792km)

Wir haben uns entschieden einen Tag länger in diesem schönen Land zu bleiben und erst morgen nach Russland zu fahren. Das Wetter ist ok, nur kleinere Schauern, und so fahren wir in den Lahemaa Nationalpark. Dieser liegt etwa 50km östlich von Tallinn direkt am Meer. Vorab – es ist eine tolle Gegend, die viel über die Geschichte der Estländer erzählt. Wir wandern durch einen Hochmoor und bestaunen diverse alte Gutshäuser, die schon im 16.Jh. erwähnt wurden und in den Zeiten der unterschiedlichen Herrschaftsstrukturen enteignet und wieder zurück gegeben wurden – aber hier grundsätzlich erhalten wurden. Dieser Landstrich war früh sehr reich! Zum Schluss besuchen wir noch ein kleines Fischerdorf. Dort holt uns ein heftiges Gewitter ein, so dass wir in einem urigen Kotten eine Mittagspause einlegen müssen!! Es gibt super lecker landestypische Gerichte, fetter Speck und lecker Fisch ist unsere Wahl. Die Straßen durch die kleinen Dörfer und immer strack an der Ostsee entlang sind traumhaft, leider regnet es immer wieder und wir verspüren wenig Lust anzuhalten – so müssen wir die Bilder halt einfach so im Kopf speichern. Den Abend verbringen wir nahe der russischen Grenze, um morgen Zeit für die Einreise zu haben. HaDi lässt es sich nicht nehmen in die Ostsee zu schleichen, trotzaufziehendem Gewitter und knapp 18Grad Außen- und Wassertemperatur.

Montag, 15.08.2016, (St. Petersburg)

206km - (gesamt: 2998km)

Wir schlafen total lang in unserer kleinen Holzhütte. Nach dem Packen und Frühstücken ist es bereits 10:00 Uhr als wir endlich losrollen. Aber wir sind guter Dinge, der Weg bis Sankt Petersburg ist nicht so weit und wir planen bereits, dass wir Umwege über das Land fahren um nach Sankt Petersburg zu kommen. Zunächst aber müssen wir nach Narva, einer estländischen Grenzstadt um dort die Grenze nach Russland zu passieren. Die Beschilderung zum Grenzübergang ist unterirdisch. Wir verfahren uns in der Stadt Narva dreimal, bis wir endlich die kleine Nebenstraße finden, in der wir uns in eine  kurze Schlange wartender Autos einreihen. Das war um 10:50 Uhr. Eine große Leuchttafel zeigt immer Wieder auf russisch, estländisch und englisch das folgende Mantra: „Please Wait“; „Clean your licence plait“; „Please Wait!“ Daneben befindet sich eine kleine Ampel die ab- und an auf grün springt und ein Fahrzeug durch lässt. Als wir dran sind fahren wir gemeinsam vor das Tor. Es öffnet sich nicht. Plötzlich steht auf einer anderen Leuchttafel:“Accsess denied please clear the lane!“

???

Ein dicker Grenzer kommt angelaufen und erklärt HaDi, dass wir erst zur „Waiting Area“ müssten und drückt ihm eine Broschüre in die Hand, auf der auf russisch, estländisch und englisch steht, dass man einen Termin für den Grenzübertritt machen muss, was bis zu 24 Std. dauern kann. Wie bitte???  HaDi ist auf 180.

Ich lasse mir das ganze auch noch mal erklären und frage den Herrn wo denn diese Waiting Area ist. Er spricht offensichtlich gar kein englisch, denn er wiederholt die gleichen drei Sätze immer wieder und reagiert gar nicht auf Fragen. Gut, also auf der Broschüre steht eine Adresse, ich gebe sie in das Navi ein und wir müssen durch die komplette Stadt Narva fahren bis zu einem riesen Parkplatz in einem Industriegebiet. Hier erklärt uns ein freundlicher Mann, dass wir erst 5 Euro zahlen müssen und dann die Zulassung für einen Termin bekämen – er sei sich sicher, dass das zügig ginge und wir nicht erst bis morgen warten müssten. *uff* (Wir haben in Sankt Petersburg ein Hotel gemietet, welches wir nicht mehr hätten stornieren können.) Das stimmt auch, unseren Termin bekommen wir wenige Minuten später und wir dürfen nun wieder durch Narva gurken, um dann in der kleinen Nebenstraße uns erneut in die nun deutlich längere Schlange einzureihen. Als wir endlich dran sind, ist es genau eine Std. später. Nach einem kurzen check dürfen wir ausreisen.

Jetzt geht es über eine Brücke zum russischen Grenzübergang. Hier warten wir geschlagene 3 Std. bis wir endlich „bearbeitet“ werden. Der Grenzpolizist ist völlig faul und unmotiviert. Er schickt Leute vor uns wegen den kleinsten Fehleinträgen wieder zurück zum Anfang der Schlange. Es ist einfach nur furchtbar. Bei uns kann er keinen Fehler finden ( wir kannten das Formular ja schon vom Grenzübertritt nach Kaliningrad). Um 15:00 Uhr öffnet Russland seine Schranke und wir dürfen einfahren. Das war mit Abstand der schlechteste Grenzübergang, den wir bislang hatten.

Wie bereits gesagt: Wir haben keine Karte für das Navigationssystem für Russland. Allerdings funktioniert ja das GPS und so ist es möglich einen vorab angegebenen Punkt an zu steuern. Da Sankt Petersburg an der Ostsee liegt und die Form der Küste eindeutig ist  (bedingt durch Flüsse und ihre Mündung), können wir ungefähr bestimmen wo das Hotel ist, welches wir gebucht haben. Das und die Adresse des Hotels sind die einzigen Anhaltspunkte die wir haben. Und Sankt Petersburg ist die nördlichste Millionenstadt ( nämlich 5) der Welt. Es ist verständlich, dass wir mit einigem Respekt gen Osten fahren. Zunächst sind Straßen/Städteschilder noch mit kyrillischer und romanischer Schrift dargestellt. Das ändert sich allerdings, als wir das Ortseingangsschild (30km vor dem Stadtzentrum!)  passieren. Ab hier ist alles nur noch auf kyrillisch. Erstaunlicherweise finden wir unser Hotel auf Anhieb! Es ist fast schon ein Wunder, denn die Stadt ist riesig! Unser Hotel hat einen Innenhof und die Motorräder sind ruckzuck sicher geparkt. Gut – das Zimmer und auch das Hotel haben so ein bisschen „Ost-Charme“ aber wir sind ja auch ganz schön weit im Osten. Hier wollen wir jetzt zwei Nächte bleiben und somit einen ganzen Tag Sightseeing in Sankt Petersburg machen.

Noch am Abend der Ankunft machen wir uns auf die Stadt zu erkunden. Einer der ersten Gänge führt uns zur Touri-Info, wo eine total nette Russin und den Tipp des Jahrhunderts gibt:

Wir wollen uns die Eremitage (ein riesiges Museum) anschauen. Die Schlange von Menschen formt sich bereits täglich ab 09:00 Uhr, obwohl das Museum erst um 10:30 Uhr aufmacht. Man kann aber – sagt die nette Russin – ggü vom Platz durch eine Holztür gehen („General Stuff Building und jetzt Museum der Impressionisten etc.) und dort ein „Common -Ticket“ kaufen, mit dem man dann an der Schlange der Wartenden des Hauptmuseums vorbeigehen kann und den Eingang für Ticketbesitzer nutzen (da wo EXIT drauf steh?).

Der zeitliche Vorsprung war unbeschreiblich!! Die Menschenschlange war ungelogen 200 m lang! Zeitgewinn mindestens 2 Stunden! Was für ein grandioser Tipp!

Die Eremitage und die Stadt muss man selber besuchen – das können wir hier beim besten Willen nicht alles beschreiben. Es gibt unglaublich viel zu tun und zu sehen. Uns tun die Füße bereits am frühen Nachmittag weh. Deshalb entscheiden wir uns eine Bootstour zu machen, denn Sankt Petersburg wird auch das Venedig des Nordens genannt – man kann also vom Wasser aus sehr viel sehen.