Panama
19.10.2013 bis 24.10.2013, 700km (Gesamt:28.800km)
Die Grenze nach Panama fordert wieder alles von uns ab. Nach einer Stunde in der Schlange meint die hochnäsige Beamtin, dass wir ein Rückflugticket vorweisen müssten. Da wir das nicht hatten (logisch) müssten wir erst die Motorräder beim Zoll anmelden. Alles reden hilft nichts, sie besteht darauf. Wir wissen allerdings, dass der Zoll den Einreisestempel in unserem Pass benötigt bevor er das Motorrad bearbeitet. Genau so kommt es....Behördenbingo. Zum Glück ist die Beamtin beim Zoll irgend wann bereit mit Julia zur Grenzbeamtin zu gehen und dort alles zu besprechen. Ein anderer Beamter übernimmt und plötzlich geht es....wieder 2,5Stunden an einer Grenze verbracht.
Allerdings, kurz bevor wir fertig sind, kommen Michael und Lenka aus Tschechien/Prag mit ihren Suzukis vorgefahren. Beide hatten wir kurz in Guatemala/Antigua getroffen und so war die Freude groß. Allerdings sind wir getrennt weiter gefahren und treffen uns – welch ein Zufall – in Davis/Nicaragua vor einem Hotel wieder. Das sind Zeichen die wir zu deuten wissen. Gemeinsam verbringen wir einen netten Abend und berichten uns von unseren Erfahrungen einer Motorradreise.
Am Sonntag Morgen (20.10.2013) geht es weiter in Richtung Panama Stadt. Die Strecke ist traumhaft für Motorradfahrer. Endlich noch einmal gute Straßen, schöne lang gezogene Kurven und schöne Landschaften. Leider sind auf den 330km zwischendurch – wie immer - 50 gruselige km. Dabei haben wir Glück, denn wir reisen permanent an der wettergrenze. Links von uns ist es pechschwarz und es regnet ständig, rechts von uns strahlt die Sonne. Wir erwischen nur zwei kurze Schauer, einen an der Tankstelle und einen leider während der fahrt.
Etwa 100km vor Panama-Stadt kommen wir wieder ganz nah an den Pazifik heran. In Santa Clara fahren wir an den Strand, denn es soll dort ein Campingplatz existieren. Der ist zwar geschlossen, aber an einer Strandbar erlauben uns die canadischen Besitzer unser Zelt direkt am Strand auf zu bauen. Ich (HaDi) werde am Pazifikstrand, keine 10m vom Meer entfernt in meinen Geburtstag hinein schlafen.....das ist schön.
Am
nächsten Morgen geht es recht zeitig los in Richtung Panama City. Ein wenig gruselt es uns vor der Aussicht in eine Großstadt fahren zu müssen. Aber die Straße ist gut und wir kommen schnell voran.
Als wir über die "Puente de Las Americas" den Panama Kanal überqueren um in die Stadt zu kommen, fährt unter uns ein großes Containerschiff in Richtung Osten. Ein beeindruckendes Szenario.
Wir haben uns den historischen Stadtteil "Casco Viejo" als Unterkunft ausgesucht und suchen nach einer Empfehlung nach einer Herberge in der Nähe des Präsidentenwohnsitzes. Prompt führt uns der
Gerrrräääät in die Fußgängerzone, direkt vor eine Polizeistreife. Nix anmerken lassen und einfach nach dem Weg fragen ist dann die beste Variante, die dazu führt, dass wir mit Polizeieskorte durch
die Fußgängerzone bis zum Hostel geführt werden....:-))))
Julia springt schnell rein und klärt ob etwas frei ist, während ich draußen warte. Plötzlich hält neben mir ein Taxi und Michael und Lenka aus Prag steigen aus..... so langsam wird es unheimlich,
denn sie sind bereits gestern nach Panama gefahren, wohnen etwa 10km außerhalb der Stadt und machen gerade eine kleine Stadtbesichtigung... ist das noch Zufall? Große Freude, leider müssen sie weiter
und wir müssen weiter suchen, denn das Hostel hat nur ein Minizimmer ohne Fenster zu überhöhten Preisen, Motorradparkplatz auf der Straße - nein Danke!
Nach einem weiteren Fehlversuch finden wir schließlich ein Hostel genau zwischen dem alten und dem modernen Panama. Eigentlich genial, denn beides ist fußläufig erreichbar, das Zimmer schön und es
hat eine abgeschlossene Garage und ist auch noch günstig - gebucht für 3 Nächte!
Am Nachmittag besichtigen wir zunächst das neue, moderne Panama mit Hochhäusern und Einkaufszentren Ok, aber nicht faszinierend, das wird es erst morgen sein..... Wir suchen ein Tourioffice, finden
aber nur einen Verkaufsstand für Touriattraktionen. Jaime arbeitet dort, fährt selber Motorrad und so ist es selbstverständlich, dass er uns ein paar gute Tips (kostenfrei) gibt, insbesondere
hinsichtlich der Abendgestaltung an meinem Geburtstag. Die Taxifahrt zu einer nahe gelegenen Motorradwerkstatt soll 3$ kosten! Für den Abend empfiehlt er die "Isla de Flamenco" mit freiem Blick auf
die Skyline von Panama.
Also machen wir uns auf ein Taxi zu suchen. Das Erste will unverschämte 12$ von uns.....abgelehnt. Ein weiteres hält an und bietet uns die Fahrt zur Werkstatt für 4$ an! das nehmen wir, nicht nur zur
Werkstatt, gleich auch raus zur Insel, es wird ein Glücksfall!
José, der Taxifahrer, hat auf dem Beifahrersitz seine Frau Jovanna sitzen. Er spricht wirklich gutes Englisch und so kommen wir schnell ins Gespräch und wir erfahren unglaubliches.... Zunächst
erzählt er uns etwas über die Stadt, er ist nämlich nebenbei Touristenguide und macht Stadtrundfahrten. Die Isla de Flamenco ist die letzte von drei Inseln, welche mit dem Aushub des Panama Kanals
miteinander verbunden wurden und so die Einfahrt zum Kanal bilden. Nach Abzug der Amerikaner entwickelt sich dort eine Touristenattraktion mit guten Restaurants.
Der Stadtteil "Casco de Vieja", also die Altstadt, galt lange Jahre als verlorener Stadtteil, in den selbst die Polizei nicht mehr hinein fuhr. Lediglich den unmittelbaren Nahbereich um den
Präsidentenwohnsitz hat man mit massivem Polizeiaufgebot geschützt. Er erzählt viel, auch über den neuen geplanten Kanal in Nicaragua (Chinesen bauen diesen) und die Auswirkungen auf Panama. Gut,
dass der Stau in der Stadt riesig ist und die Fahrt zum Abendessen so lange dauert, wir haben einen Stau noch nie so genossen. José weiß wirklich viel und kann toll erzählen.
Irgendwann kommen wir auch auf seine Situation zu sprechen. Er ist Selbstständig. Da er aber keinen Kredit bekommt, muss er das Taxi bei einer größeren Organisation mieten und zahlt krasse 55$ pro
Tag für einen kleinen Hundai!!! ( das sind 1700$ im Monat für einen Kleinwagen von Hundai). Um nun den Wagen, den Sprit, die Familie und die Schule der Kinder finanzieren zu können arbeitet er
14-16Stunden täglich, ab und an, wenn er sehr frustriert und traurig ist, da er seine Familie nicht sieht, begleitet ihn seine Frau. So haben sie wenigstens ein wenig Zweisamkeit. Ein ehrlicher,
schlauer, herzensguter und fleißiger Mensch wird hier ausgenutzt und hat keine echte Chance - SCHADE!!!
Der Abend im Restaurant wird ein schöner Abschluss und wir genießen ein wirklich leckeres Essen in tollem Ambiente und mit schöner Aussicht auf die Neustadt. Da wir José ein wenig helfen wollen
bestellen wir ihn auch für die Rückfahrt, darüber freut er sich echt und ehrlich.
Am nächsten Morgen ist zunächst Motorradpflege angesagt. Elenore braucht nach fast 30.000km einen neuen Kettensatz und das Wasserproblem beim Seitenständerschalter ist wieder aufgetreten. Hier muß
eine neue Lösung gefunden werden. Das Provisorium aus Mexiko hat nicht mehr gehalten. Wir fahren zur Honda-Werkstatt, denn wir wollen nicht auf der Straße rumschrauben. Die lassen uns auch ihre
Werkstatt nutzen. Da die Africa Twin hier selten bis nie vorbei kommt, stehen einige Mechaniker neben mir während ich anfange die Kette auszutauschen. Nach wenigen Sekunden machen sich alle nützlich
und so ist der ganze Spuk nach weniger als 1Stunde erledigt. Nur wie erklärt man einem Mechaniker in Panama den Defekt am Seitenständerschalter? Das Teil gibt es hier an keinem Motorrad und nachdem
wir die Funktionsweise erklärt haben schauen sie uns ungläubig an und fragen wozu das gut sei....nun ja, um den TÜV zu befriedigen, oder? Wir ernten großes Kopfschütteln und da es Teil nicht gibt und
da es aus hiesiger Sicht völlig überflüssig ist wird er kurzerhand ausgebaut.....jetzt kann er auch keine Probleme mehr bereiten :-))))
Der Nachmittag gehört der Altstadt. Ich habe noch nie einen Stadtteil gesehen, der sich so extrem entwickelt, der so gegensätzlich ist, der teilweise erschreckend/abstoßend wirkt, teilweise aber auch
so anziehend, dass wir uns am Abend kaum trennen können. Mit großem Aufwand hat zunächst die Polizei wieder die Oberhand gewonnen und nun wird mit erheblichem Regierungsdruck renoviert. So stehen
echte Bauruinen und traumhaft restaurierte Häuser unmittelbar nebeneinander. Es gibt eine gruselige Fußgängerzone, bedrückende Straßenmärkte aber auch wunderschöne Wohnhäuser, tolle Geschäfte,
unzählige Restaurants die zum Verweilen einladen, Kirchen, Regierungsgebäude und hippe Veranstaltungsräume. Wir sind fasziniert von dem was erreicht wurde, aber auch vor dem großen Berg der noch zu
bewältigen ist. Leider sind nicht nur die kriminellen Menschen "vertrieben" worden, auch die alten und sozial Schwachen werden es sich wohl über kurz oder lang nicht mehr leisten zu können dort zu
Leben. Ob der Charme dann noch der ist, den wir heute erlebt haben, das weiß ich nicht.
Auf dem Rückweg zu Hotel genießen wir dann wieder den Blick auf die pulsierende Skyline der Neustadt. Mir fällt keine deutsche Stadt ein, die eine ähnliche Skyline bieten kann. Zwischen beiden
Stadtteilen verläuft auf gut 5km Länge die Uferpromenade. War diese am Nachmittag zwar schön aber nahezu menschenleer, so ist sie nach Eintritt der Dunkelheit ein großer Sportplatz. Die Menschen
joggen, scaten, radeln und trainieren im Gym oder auf dem Tennisplatz bzw. dem Kleinfeldfußballplatz. Der Park erweckt zum Leben weil das Wetter erträglicher wird. Wieder können wir uns kaum trennen.
Panama City ist eine faszinierende Stadt und ich wage einen Vergleich.....es hat mir hier ähnlich gut gefallen wie in Vancouver! Mutig, ich weiß, aber anders kann ich es nicht
beschreiben
Heute (23.10.2013) war der Tag des Panama Kanals.
Früh um 09:00Uhr machen wir uns auf den Weg zum Besucherzentrum "Miarflores" Ich kann nur sagen ein beeidnruckendes Bauwerk welches im nächsten Jahr sein 100-jähriges Betsehen feiert. Ich versuche erst garnicht die Eindrücke zu beschreiben sondern lasse einfach ein paar Bilder sprechen....
Einige Daten am Rande. Der Kanalbau soll 20.000 Menschenleben gekostet haben (halte ich für ziemlich hoch) was aber wohl insbesondere in die erste bauphase der Franzosen und Spanier fällt und auf Kosten diverser Tropenkrankheitzen geht. Der Kanal ist mittlerweile zu klein und neue, größere Schleusen befinden sich im Bau, sie sollen im Jubiläumsjahr eröffnet werden (scheint mir sehr optimistisch).
Im Besucherzentrum treffen wir auch auf erste Mitreisende für die Stahlratte, sie kommen aus deutschland, USA und Kanad. Insgesamt sollen alleine 14 Motorräder an Bord sein....das wird sicherlich eine schöne Tour.