Die Stahlratte - Segeltörn in der Karibik
24.10.2013 bis 28.10.2013
Am Morgen des 24.10.2013 stehen wir um 05:30 Uhr auf. Wir wollen um 07:30 auf der anderen Seite Panamás sein und uns am „Panamá-Haus“ mit anderen Motorradfahrern treffen, um dann gemeinsam nach Cartí zu fahren. Cartí liegt im Kuna-Gebiet – ein autonomes Gebiet des Naturstammes der Kuna – Indianer. Das Gebiet umfasst 350 Inseln und 250 km Küstenstreifen mit ca. 30-35 km Tiefe. Das Ganze San Blasarchipel gehört den Kuna. Und von Cartí aus wird die Stahlratte aufbrechen in Richtung Kolumbien, durch das karibische Meer.
Als wir losfahren sind wir 11 Motorradfahrer, die sich auf die Reise machen wollen. Zwei Amerikaner entscheiden kurzfristig nicht mit der Gruppe zu fahren, da sie noch Geld am ATM ziehen müssen und komischerweis klappt der ATM in der Nähe des Panamáhauses nicht mehr. Also 9 Mopeten. Als wir endlich loskommen, haben wir für die 110 km 2 1/2 Std. Zeit. Der Verkehr in Panamá ist mal wieder brutal und ich schaue zu, wie die Motortemperatur bei Elenore sekündlich steigt. Und so kommt es bei dem Stop and Go, dass ich 400 m vor dem rettenden Freeway liegen bleibe. Die zwei Motorräder vor mir merken das nicht und sind weg. Alle anderen bleiben bei mir und entscheiden, dass sie HaDi und mich nicht alleine lassen wollen. Das geht mir gegen den Strich, da ich es hasse die Bremse einer Gruppe zu sein. Aber es nutzt nix, Elenore will nicht mehr. Als wir sie ca. 20 min später los kommen, zickt sie zwar und spielt Rodeo mit mir auf den ersten Metern, aber sie läuft und so geht es weiter. Einer der beiden Vorausfahrer – Flo – kommt zurück und ist glücklich, wie er uns sieht. Er hatte an einem Moment in den Rückspiegel geschaut und alle waren da - und dann waren beim nächste Mal waren alle weg!!
Alle drücken ein bisschen auf die Tube, da es jetzt etwas spät geworden ist. Leider werden wir mal wieder an einer Polizeikontrolle gestoppt: Von allen die Ausweise, das dauerrt bis alle Personalien penibel aufgeschrieben sind. Danach geht es weiter. Flo, der sein GPS angeschmissen hat, will links abbiegen. Mein Gerrrääähht sagt: Weiter geradeaus und in 13 km rechts. Egal! Wir folgen Flo... Die Straße wird schlechter und schlechter und schließlich Dirttrack mit Wackersteinen und Löchern. Irgendwann stehen wir vor einem Fluss.
Wir entscheiden lieber zurück zu fahren, als immer weiter in den Dschungel rein. Dann führe ich. Ich mag das nicht. Was wenn der Gerrääähht mich verarscht und ich die ganze Gruppe ins Nirwana führe??? Oder ich fahre den anderen zu langsam? Oder, oder... Aber es nutzt nix, ich bin die Einzige, die die GPS Daten hat, außer Flo.
Also weiter – jetzt ist bereits klar, dass wir die 10:30 Uhr nicht halten werden können. Nach einer wirklich abenteuerlichen - aber auch schönen - Strecke durch den Dschungel (steil hoch, steil runter – enge Kurven (fast wie Achterbahn) und immer wieder kleine Schotter/Schlammlöcher), kommen wir völlig fertig, ob des Zeitdrucks an der Stahratte an. Vorher wurden wir von den Kunas gestoppt: Wegzoll! 13 Dollar pro Mopped + Person! Für 20 km Straße und das Recht sich in ihrem Gebiet aufhalten zu dürfen.
Als ich Ludwig (den Kapitän der Stahlratte) sehe, bin ich beruhigt. Er sagt wir haben noch genug Zeit - alles gut. Insgesamt werden heute 17 Motorräder verladen – die passen tatsächlich gut an Bord. Wir müssen von den Motorrädern alles runter machen. Das Gepäck, Koffer, Klamotten.... alles wird auf ein kleines Motorboot geladen und dann an Bord untergebracht. Danach wird die Stahlratte an den Steg manövriert, das ist so eng zum Ufer, dass Ludwig sie auf den sandigen Meeresboden aufsetzen muss. Die Motorräder werden alle auf einen Holzsteg gefahren und vom Ende des Steges eines nach dem anderen mittels des einen Flaschenzuges am vorderen Mast (befestigt an der „Rah“) an Bord gehoben. Das ist abenteuerlich und ich bin heilfroh, wie „Flying Elenore“ und „Flying Kylie“ sicher an Bord angekommen sind!
Danach gibt es ein leckeres Mittagessen – Getränke und den Auftrag ein paar Sachen für die Nacht zusammen zu suchen, denn – das war von Anfang an geplant – man verbringt für 25 Dollar pro Person eine Nacht auf einer der Kuna-Inseln inkl. eines Abendessens. Was dann passiert ist aus meiner Sicht eine völlige Abzocke: Wir fahren alle Mann mit einem Motorboot mit zwei Außenbordmotoren zu „Devils Island“. Als wir dort ankommen, befinden sich bereits einige Touristen auf der kleinen Insel. Als Unterkunft sollen kleine, undichte Zelte oder große Bambushütten herhalten. Es gibt keine richtige Betten, kein Bettzeug, keine Kissen. Ein paar Tücher werden über zumeist große Luftmatratzen oder alte Bastmatten gezogen. Wir sind alle etwas irritiert. Durch die Einheimischen wird das lediglich mit „It's adventure!“ quittiert. Die Insel ist stark vermüllt. Das Wasser drumrum und Abseits des Mülls ist es zugegebenermaßen ein Paradies! Wir spielen Beachvolleyball bis es zu dunkel wird und kaufen überteuertes Bier, Cola und Wasser, bis es heißt zu Tisch! Und jetzt kommt der absolute Hammer: jeder bekommt einen Teller mit Reis, etwas Salat und einem halben Fisch. Aber nicht längs halbiert, sondern quer. Und so bekomme ich den Fischkopf, aus dem vielleicht ein Esslöffel Fleisch herauszuarbeiten ist. Das wars! Außerdem gibt es nicht genug Sitzplätze. Man könnte zwar zu einem anderen Tisch gehen, soll aber dafür dann extra zahlen.... Nach einer Nacht, die für uns ok war, da ich eigentlich immer gut schlafen kann, geht es am anderen Morgen wieder an Bord der Stahlratte. Alle andern klagen darüber, dass sie gar nicht schlafen konnten, es hat hinein geregnet – überall waren Bettwanzen oder Sandflöhe oder Ameisen und undichte Zelte – es hatte stark geregnet. Da hatten wir in unserer Hütte wohl noch Glück. Aber für die Gruppe war es insgesamt gut, wir hatten Zeit uns gegenseitig kennen zu lernen.
Ludwig, der Kapitän der Stahlratte, soll nur so gut mit den Kuna zurechtkommen, da er dafür sorgt, dass die Touristen nicht nur einfach an Bord gehen und dann durch das Paradies fahren, ohne Devisen hier zu lassen. Das mag alles richtig sein, aber ich fühle mich verarscht! 25 Dollar für eine Nacht zwischen Sandflöhen und Ameisen – ohne Kopfkissen und zum Essen gibt es einen Fischkopf. Außerdem wird man gezwungen überteuerte Getränke zu kaufen (eine Litterflasche Wasser: 3 Dollar!). Das soll „Kunasteuer“ gewesen sein. Zusätzlich zu den 13 Dollar! In dieses „Paradies“ werde ich wohl nie wieder zurück kehren. Das erlebe ich nun seit Alaska – die „armen einheimischen Völker“ - die Nativs, sind keinen Deut besser als der Rest der Welt. Und mein verklärtes Bild über die „Indianer“ wird auf dieser Reise mal ins rechte Licht gerückt.
Die Stahlratte und deren Team allerdings machen einen freundlichen Eindruck und das Konzept ist (bis auf diese erste Nacht) gut durchdacht. So haben wir an Bord viel Spaß, baden an kleinen Traumstränden, schnorcheln und schwingen mittels des „Motorrad-Krans“ von Bord ins Wasser hinein. Das ist echte Erholung. Und es gibt reichlich,wirklich reichlich gutes Essen. Leider platzt in unser Strandbarbeque ein kurzes aber heftiges Gewitter. Da es dabei aber warm ist brauchen wir nicht zu flüchten sondern genießen den Abend trotz bzw. mit Gewitter und Naturschauspiel. Während eines Schnorchelganges holt Steve (aus Minesota) eine alte Bierflasche vom Meeresboden hoch. Sie ist komplett mit Korallen und kleinen Muscheln überzogen, als plötzlich ein kleiner Oktopus hinaus auf seine Hand krabbelt und erst mal seine ganze Tinte verliert! Was für ein Anblick, als alle sich den kleinen Kerl angeschaut haben, lassen wir die Flasche mit dem kleinen Kerl schnell wieder auf den Meeresboden sinken. Leider erleben wir auch hier eine Schattenseite. Die Kuna-Indianer haben eine Schildkröte gefangen, welchen an allen 4 Füßen gefesselt auf dem Rücken am Strand liegen muss, bis sie kurz vor der Rückkehr zu ihrer „Dorfinsel“ geschlachtet wird. Ein grausamer Anblick der auch unter den Mitreisenden viel diskutiert wird. Wir überlegen sogar sie frei zu kaufen, wovon uns aber Ludwig abrät, da die Indianer eh nur das Geld kassieren und das geschwächte Tier dann wieder einfangen. Es ist einfach nur grausam, führt aber dazu dass wir auch über unsere eigene „Massentierhaltung“ diskutieren. Es ist eben ihre Art das Fleisch möglichst lange „frisch“ zu halten, da sie erst nach drei Tagen vom fischen in ihr Dorf zurück kehren. So müssen wir es wohl ertragen!
Am Sonntag, 27.10.2013 geht es um 05:30Uhr dann auf nach Cartagena. Wir verlassen unser Inselparadies und fahren hinaus aufs offene Meer. Leider haben wir kaum Wind, so dass es die Motorkraft richten muss. Eine etwa 26 Stunden dauernde Überfahrt wartet nun auf uns. Es ist einfach nur schön zu sehen wie wir in den Sonnenaufgang hinein und aufs offene Meer hinaus fahren. Ich (HaDi) darf direkt ein paar Schleppangeln auslegen, vielleicht fangen wir ja ein wenig zusätzlicher Nahrung. Mit Anfängerglück fange ich gleich in der ersten Stunde einen schönen kleinen Thunfisch, einen „Bonito“. Leider war es das für den ganzen Tag. Julia erwischt es leider schon vor dem Frühstück....sie wird leicht seekrank und kann die Überfahrt deshalb nicht so genießen. Sie verbringt viel Zeit in der Koje, wo sie es gut aushalten kann. Einige andere an Bord erwischt es deutlich heftiger, sie sind Dauergäste an der Reeling.... So wird heute etwas weniger gegessen als an den übrigen Tagen :-) Gegen 15:00Uhr legen wir einen Stop ein und können im weiten offenen Meer baden gehen – cool und irgendwie abenteuerlich. Auch Julia kann es genießen.
Am nächsten Morgen kommen wir gegen 06:30Uhr an. Während der Einfahrt in den hafen gibt es ein letztes Bordfrühstück und dann geht es gemeinsam zur „Migration“. Die persönliche Einreise geht wie immer problemlos. Anschließend werden die Motorräder mit Hilfe eines Pontons zum Ufer gebracht....ein abenteuerlicher Anblick, aber es klappt wirklich problemlos. Man merkt Ludwig an, dass er viel Erfahrung im Umgang mit Motorrädern hat. Wir parken die Motorräder im Hof des Zollgebäudes und begeben uns in ein Hostel in die Altstadt von Cartagena. Für die Einfuhr der Motorräder hat Ludwig einen Schiffsagenten engagiert (im Preis inbegriffen),der alles schon vorbereitet hat. Um 15:00Uhr sind wir alle wieder beim Zoll, um mit ihm gemeinsam die Einfuhrformalitäten vorzunehmen...am Vormittag wird dort nämlich nicht gearbeitet.... Nach 2Stunden wartezeit ist klar, dass das heute nicht mehr klappt. Es verwundert nicht, ist auch nichts bsonderes, denn es ist eben ein Hafenzoll. Hier kommen täglich Tonnen von Waren hinein die verzollt werden müssen. Wir sollen also morgen um 08:30Uhr wieder beim Zoll sein, heute werden wir wohl gemeinsam noch einmal feiern....egal, wir sind in Cartagena/Kolumbien – SÜDAMERIKA.!